ROCK MEETS CLASSIC

PRESSEKONFERENZ


Alle Jahre wieder nimmt die Band Sinner, allen voran ihr Kopf Mat Sinner, die schwierige Logistik auf sich, berühmte Eckpfeiler der Musikgeschichte, mit einem klassischen Orchester und dementsprechenden Chorgesang zu verbinden. Das ist nicht immer einfach und heuer mit dem Weltstar Anna Maria Kaufmann, locker getoppt. In diesem Jahr steht die zehnjährige Jubiläumstour an und da muss natürlich ein Special geboten werden. Grund genug im Renaissance Hotel zu Bochum aufzuschlagen um Frau Kaufmann, Mat Sinner, sowie Gitarrist und Gründungsmitglied von den Urgesteinen The Sweet, Andy Scott, zum Chat zu treffen. Natürlich wurden von verschiedenen Pressemitgliedern Fragen gestellt, darum heuer nicht alle Namen der Redakteure.

 

Frage: Wie fing alles an?

Mat: Das war auf einer Geburtstagsfeier. Manfred Hertlein, (Geschäftsführer und Gründer der Manfred Hertlein Veranstaltungs GmbH), kam mit der Idee auf. Das war 2009. Dort traten mehrere Bands auf, die er unter Vertrag hatte. Vor circa dreißig Jahren war er mein Manager und ich war eingeladen. Er hatte das Konzept „Rock Meets Classic“ schon im Kopf aber er ist der Geschäftsmann und fragte mich ob ich den musikalischen Teil umsetzen möchte. Als ambitionierter Musiker und Produzent, ist es immer eine Herausforderung, etwas mit einem Symphonie-Orchester zu machen. Der Aufgabe habe ich mich gestellt. Das erste Jahr war „learning by doing“. Ich wusste überhaupt nicht was auf mich zukommt aber es war spannend. Im zweiten Jahr kam schon Ian Gillan (Deep Purple) auf mich zu. Das war natürlich ein großes Highlight, mit einem solchen Künstler auf der Bühne zu stehen. Wir hatten bereits eine Tour mit Sinner und Deep Purple gemacht, ergo kannten wir uns etwas. Das machte es etwas einfacher aber es blieb eine Herausforderung. Und so hat sich das über die Jahre entwickelt. Es wurde immer erfolgreicher und interessanter. Gäste wie Alice Cooper, Francis Rossi (Status Quo) und Joey Tempest (Europe), waren alle schon dabei und vor fünfzehn Jahren hätte ich niemals zu träumen gewagt, mit diesen Musikern und Sängern zu arbeiten oder gar Freundschaft zu schließen.

Oder hier mit Andy…ich bin mit The Sweet aufgewachsen, eine meiner Lieblingsband und zum fünfzigjährigen Jubiläum in Berlin war ich eingeladen und habe als Gastmusiker mitgespielt. Mittlerweile sehe ich uns als etablierte Veranstaltung. Die wir jetzt auch nach Bochum bringen und hoffen das wir im Ruhrgebiet Fuß fassen. Wir wollen auch hier in Serie gehen und unser Programm, drei Stunden einen Hit nach dem anderen, samt guter Laune, einer tollen Bühnen und fantastischen Stars, zu präsentieren. Mittlerweile ist es auch die zweite Tour mit unserem eigenem Orchester. Es hat 2018 super funktioniert aber es ist keine leichte Aufgabe. Das letzte Konzert einer Tournee ist immer ein ganz spezielles. Ich freue mich, dass es in Bochum ist und ich würde mich über eine gute Resonanz noch mehr freuen. Wir werden unser Bestes geben.

Markus Müller: Manfred Hertlein ist wie gesagt der Veranstalter dieser Reihe und wir möchten uns bei Continental Concerts bedanken, dass sie mit uns in Bochum zusammenarbeiten.

Frage: Wie seid ihr auf Bochum gekommen? Nordrhein Westfalen ist ja groß…

Markus Müller: Da Continental Concerts zugesagt hat, mit uns mehrere Jahre zusammen zu arbeiten, haben wir ihnen die Entscheidung überlassen, da sie sich in diesem Terrain besser auskennen.

Steve Burdelak: Obschon Zweifel über den Erfolg, kann es in unserer Region kaum geben. Die Fans im Internet fragen ja schon seit Jahren warum hier nichts stattfindet.

Mat: Ja aber was im Internet steht und wie später der Ticketverkauf läuft, sind immer zwei paar Schuhe. Man kann nicht alles glauben was in den sozialen Medien gepostet wird. Wir sind ja ein Team von neunzig Leuten und das ist schon eine große Logistik. Wir haben ein paar Mal in Essen gespielt und die Resonanz war in Ordnung aber bei den Shows in München oder Nürnberg verkaufen wir tausende von Tickets mehr. Wir müssen den Menschen hier erstmal zeigen was es mit „Rock Meets Classic“ auf sich hat, was da auf der Bühne passiert. Für mich ist es eine der schönsten Auftrittsreihen die ich mache und ich wünsche mir ein total überzeugtes Publikum.

Markus Müller: Andy, für dich ist es die zweite Runde. Du kannst schon mehr über die Erwartungen und Abläufe sagen.

Andy Scott: Ich muss wieder mein Trainingsprogramm absolvieren, damit ich fit genug für die Auftritte bin. Aber ich hatte das erste Mal so viel Spaß, das es dieses Mal nur noch besser werden kann. Es ist schier unglaublich was Mat und sein Team hier auf die Beine stellen und dass so viele Leute kommen, um sich die Hits mit klassischer Untermalung anzuhören. Ich bin einfach stolz ein Teil davon zu sein.

Markus Müller: Anna, du bist zum ersten Mal dabei, steuerst natürlich mehr zum klassischen Teil dazu, freust dich aber auch auf die rockigen Parts…

Anna Maria Kaufmann: Ja, wir haben ja schon über Peter Hoffmann gesprochen, der immer mal wieder mit einem Rock-Konzert unterwegs war und ich war immer von der Idee fasziniert. Ich bin bei meinen Brüdern in Kanada mit Rockbands groß geworden. Ich habe gerade mit Steve über April Wine gesprochen, haha. Ich mache gerade ein Album mit Rockhymnen. Eine große Herausforderung. Schön, dass ich einen sehr guten Produzenten habe und deshalb macht es mir auch viel Freude und ich bin glücklich hier dabei sein zu dürfen.

Frage: Sind die Probezeiten im Vorfeld recht lang oder legt man auf der Bühne einfach los?

Mat: So geht das nicht. Planung ist täglich. Immer ändert sich was und wir sprechen teilweise schon über den Start von 2020. Bei den Proben treffen wir uns erst mit dem Orchester und gehen die Songs durch. Danach probt die Band ungefähr vier Tage. Hierauf probt die Band mit dem Orchester zwei Tage. Danach kommen die verschiedenen Stars zu einem Probe-Venue, wo die Bühne, das Licht und alles weitere bereits komplett aufgebaut ist. Das Set mit jedem Künstler wird explizit geprobt. Vor der ersten Show ist trotzdem jeder nervös, haha.

Frage: Frau Kaufmann, sie redeten von ihren Rockerfahrungen…April Wine…die kennt man ja hierzulande kaum aber The Sweet, Deep Puple und die Leute die hier mitwirken, finden sie schon gut oder?

Amma Maria Kaufmann. Ja ich habe bereits mit Joes Tempest gesungen. Klar, ich war schon immer ein Fan von Andy und von Ian sowieso. Andy und ich haben auch ein kleines Ritual. Vor jedem Auftritt muss ich einen Shot Jack Daniels trinken.

Andy Scott: Genau, das heißt ja auch „ROCK!!! Meets Classic“.

Frage: Andy, wie fühlt es sich an wenn man seine Songs spielt, die teilweise fast fünfzig Jahre alt sind?

Andy Scott: ES ist einfach schön wenn ich mich auf der Bühne an die Stücke erinnere, haha. Du kannst diese Arbeit nicht machen wenn du keinen Spaß daran hast. Und jeder der uns heute covert sage ich: „macht nur…ihr könnt ihn nur nicht so spielen wie ich.“

Frage: Was ist dein Lieblingssong? Was werden wir von The Sweet auf der Tour hören?

Andy Scott: Ich weiß nicht was gespielt werden wird aber ich bevorzuge „Action“ und „Fox On The Run“.

Frage: Ist eine Live-CD oder Blu-Ray von dieser Tour geplant?

Mat: Es war bislang unmöglich alles unter einen Hut zu bringen. Es gibt Manager, Plattenfirmen, Künstler et cetera und die Forderungen von allen zusammen sprengen unseren finanziellen Rahmen. Obschon es einige Major-Label gab die Interesse bekundet hatten. Die Lizenz-Gebühren sind einfach astronomisch.

Steve Burdelak: Jetzt soll der Saal im Ruhrpott ausverkauft werden. Nun habt ihr aber abgesehen von den großen Namen Thin Lizzy, Deep Purple und The Sweet Sänger wie Kevin Cronin (REO Speedwagon) und Mike Reno (Loverboy) dabei, die hierzulande wahrlich keine Ziehpferde sind. Zum einen kennt man Mike kaum und live unterwegs sind beide Sänger mit ihren Acts, so gut wie gar nicht. Inwieweit spielt der persönlich Wunsch jemanden dabei zu haben eine Rolle?

Mat: Wir denken anders. Wir machen ja eine Jubiläumstour und wollten uns für Künstler entscheiden, zu denen wir ein spezielles Verhältnis haben. Ian Gillan weil er uns geholfen hat das Format zu etablieren. Zur Familie und guten Freunden gehört aber nicht nur er sondern ebenso Thin Lizzy und The Sweet. Der andere Part muss etwas Besonderes darstellen. Nicht Musiker die hier an jeder Ecke spielen. Also Bands oder Acts deren Musik noch immer im Radio gespielt wird. Dabei beziehe ich mich zum Beispiel auf Antenne Bayern, da läuft REO Speedwagon rauf und runter. Wir wollten jemanden finden, der vielleicht zwanzig Jahre nicht mehr in Deutschland war aber dessen Musik noch immer populär ist. Anna Maria dann als Krönung um „Rock Meets Classic“ richtig zu festigen. Das Spektrum wird mit ihren Hits aus den Musicals oder der Oper und ihren Songs die sie gerade vorbereitet, noch erweitert.

Frage: Wie sieht das denn mit der Wirtschaftlichkeit eures Orchesters aus wenn ihr nicht auf Tour seid?

Mat: Nun sie kommen ja aus allen möglichen Städten und Ländern und haben halt andere Engagements. Zudem spielen Klassikmusiker immer in mehreren Orchestern. Es ist nicht so wie in meiner Band. Du spielst bei mir, sonst gar nicht mehr (also diese Aussage Herr Sinner hinkt an allen Ecken und Kanten. Selber in drei Bands und der alte Gitarrist Alex Beyrodt war ja überall zu finden, haha. Anmk. D. Verf.). Wir picken die Herrschaften raus und haben mittlerweile einen Stamm von hundert Musikern. Von denen wirken zweiundvierzig mit. Aber der wichtigste Aspekt ist, dass sie alle Rockmusik mögen, denn für uns ist es wichtig, dass sie alle kapieren was wir machen. Klassische Musiker gehen die Arbeit anders an. Sie sind konservativer und lesen die Noten vom Blatt ab. Das hakt natürlich wenn es auf der Bühne bei der Rockperformance ein Problem gibt. Wenn die Klassikmusiker einfach weiterspielen hast du zwei verschiedene Songs gleichzeitig. Wir legen halt wert auf Chemie. Die Shows 2018 haben super geklappt und es war ein riesen Upgrade zwischen Band und Orchester.

Frage: Es gibt ja etliche Bands die mit einem Symphonie Orchester unterwegs sind. Habt ihr das Gefühl das ihr euch absetzen müsst. Oder einfach besser zu sein?

Mat: Also ein Konkurrenzdenken gibt es bei uns nicht, wir ziehen einfach unser Ding durch. Es gab ja auch immer die Parallele „Night Of The Proms“ aber bei uns steht der Rock im Vordergrund.

Frage: Andy, viele Stars sind auf Farewell-Tour. Machst du dir Sorgen um die Zukunft der Rockmusik? (tststs…ich hätte nicht gedacht diese Frage jemals wieder zu hören, haha, Anmk. D. Verfassers)

Andy Scott. Nein, seit fünfzig Jahren nicht. Wir hatten ja schon unsere Abschiedstour, da ich an Prostata-Krebs erkrankt war und nicht gedacht habe, dass ich überleben würde. Dann gab es das „Finale-Encore“ und dann das „Final-Finale“, haha…also dachte ich mir Schluss…wir rocken einfach weiter. Und hier sind wir immer noch!

Steve: Ich habe gerade erlebt wie ein ähnlicher Event damit zu kämpfen hatte, dass jemand ausgefallen ist. Wie ist das bei euch? Habt ihr da ein Backing-Programm, wenn ein großer Star ausfällt? Lasst ihr den Part dann einfach weg?

Mat: Gab es bislang noch nicht. Bonnie Tyler war einmal krank. Sie hat dann ein Konzert gefehlt. Klar es gibt immer einen Back-Up im Hintergrund aber darüber sollten wir jetzt nicht reden.

Frage: Wie aufwendig ist das Bühnenbild? Gibt es was Besonderes?

Mat: Nun ja, wir haben ein große LED-Wand und stellen auch die Künstler mit einem Film vor. 2018 ging es in die richtige Richtung und das wird ergänzt. Wir haben unsere eigene Bühne dabei.

Steve: Hast du einen Überblick der Ticketkäufer? Sind das eher Sinner-Fans die euch in einem anderen Format sehen wollen oder Rock Oldschooler…baut sich das auf und mischt sich in gleichen Teilen mit Klassik-Fans?

Mat: Das Publikum ist total gemischt. Der einzige Unterschied war als wir mit Alice Cooper unterwegs waren. Da gab es schon eine vermehrte Fanschicht im Saal.

Anna Maria Kaufmann (an mich): Sie scheinen sehr skeptisch zu sein…

Steve: Überhaupt nicht!?! Warum jetzt?

Anna Maria Kaufmann: Aber sie lieben Rockmusik?

Steve: Ja…ich war selber dreißig Jahre Sänger. Ääääh erfolglos…deshalb schreibe ich ja jetzt. Man trifft sich immer wieder. Welche Frage war denn jetzt mit Skepsis gestellt? Ich erlebe nur regelmäßig Events. Von ganz kleinen Gigs, wo eine Band aus Australien vor zehn Zuschauern spielt oder Bonfire And Friends vor dreihundert Gästen und vieles mehr. Ich wollte mal analysieren warum Leser zum Beispiel auf Facebook das eine schreiben und das andere machen. Man meldet sich für Konzert und schlägt nicht auf. Will den Underground unterstützen und kauft nur Tickets für zweihundert Euro Events oder für reine Coverbads. Aber das hat ja jetzt nichts direkt was mit meinen Fragen zu tun.

Markus Müller: Aber du kannst doch nicht „Rock Meets Classic“ mit „Bonfire And Friends“ vergleichen.

Steve: Klar, nicht vom Aufwand aber das Prinzip ist das gleiche.

Frage: Gibt es eine Zukunft für die Rockmusik? (Ok jetzt reich es aber, zweimal an einem Tag…wie peinlich. Alle Promis vorne machen gute Miene zum bösen Spiel und es gibt sogar nochmal eine Antwort. Anmk. D. Verf.)

Andy: Ich denke nicht, dass die Rockmusik ein Problem hat. Alles geht wieder zurück zu den Wurzeln der 50er und 60er-Jahre und da hat sich nichts geändert.

Markus Müller: Lasst uns mal eine positive Message rausbringen. Der Untergang der Rockmusik wurde so oft prophezeit und noch sind alle da. Hier läuft alles gut. Es wurden auch mehr als dreihundert Tickets verkauft (und alles lacht in meine Richtung…ergo der Wink mit dem ganzen Zaun. Anmk. D. Verf.) Mir geht das Herz auf wenn ich hier Ian Gillan erlebe. Ich war zwölf Jahre alt als ich Ian im Fernsehen gesehen habe und meine Mutter sagte, ich soll die Musik leiser machen…

Steve: Die Mama hatten wir alle, haha.

Frage: Welche Künstler stehen denn für die kommenden Events auf der Wunschliste?

Mat: Also wir verhandeln regelmäßig mit fünfzig Musikern und Sänger.

Frage: Gibt es auch jemanden der immer wieder „nein“ sagt?

Mat: Ja. Den Namen gebe ich aber nicht preis, haha. Wir sind sogar schon für 2020 schon recht weit, haben einige Namen parat aber ich darf noch nichts sagen. Manche Künstler sind einfach indiskutabel. Entweder wollen sie nicht nach Deutschland kommen oder sie können es aufgrund ihres Status´ selber durchziehen oder ihre Band liegt brach wenn man zum Beispiel den Sänger wegengagiert.

Markus Müller: Zum Abschluss möchte ich allen Anwesenden danken. Kommt vorbei, bringt eure Freunde mit…und wenn ich höre, dass noch circa fünfzig Wunschkandidaten auf der List von Mat und Company stehen, sind die nächsten zehn Jahre „Rock Meets Classic“ gesichert.

Autor: Steve Burdelak, Pic: Steve Burdelak