THUNDER, MASSIVE WAGGONS

Köln, Kantine, 03.04.2019

Alle Jahre wieder beehrt uns die britische Hard Rock Band Thunder, die sich 1989 in London aus den Überresten der Band Terraplane formierte. Ob das in Zukunft so bleibt ist ungewiss, alleine der Brexit wird darüber entscheiden. So nutzen wir also heute die Gelegenheit und machen uns auf zu der Kantine in Köln. Pünktlich zum Einlass erreichen wir unser Ziel und marschieren zielstrebig zum Ort unserer Begierde. In der Venue ist es noch relativ leer, oder um es mal mit den Worten von Loriot zu sagen „Übersichtlich angeordnet“ Das kann natürlich zum einen daran liegen, dass es ein Mittwochabend ist. Andererseits an der Tatsache, dass sich auf dem Kölner Autobahnring zurzeit mal wieder alles staut, wie wir auf der Fahrt hierhin im Autoradio gehört haben. Also zuerst das obligatorische Getränk geholt, ein paar Stammgäste begrüßt und jetzt warten wir auf den Beginn der Support Band.

 

massive waggons live2019Pünktlich wie die Maurer starten sie jetzt. Die aus dem nordenglischen Carnforth stammenden Massive Waggons fahren auch sofort ein mächtiges Brett. Sänger Barry Mills, er hat nichts mit dem verstorbenen und gleichnamigen Anführer der Aryan Brother Hood zu tun, wirkt auf mich wie eine junge Ausgabe der Kölner Kultfigur Hans Süper (Colonia Duett), der dringend eine Dosis Ritalin benötigt. Wie ein durch geknalltes Rumpelstilzchen steppt er über die Bühne und rockt sich den Arsch ab. Den dicht gewebten musikalischen Teppich legen seine Mitstreiter Adam Thistlethwaite an der Gitarre sowie sein Bruder Alex Thistlethwaite am Schlagzeug, Stevie Holl mit der zweiten Gitarre und Adam Bouskill, ein echter Brocken am Bass, darunter. Die Truppe ist in einer exzellenten Spiellaune und feuert Vollgas ins Publikum. Die Einflüsse von Bands wie Airbourne oder Black Stone Cherry klingen gelegentlich durch, allerdings ohne den eigenen Stil zu vernachlässigen. So zocken sie derben Rock ’N‘ Roll mit Wohlfühl Garantie, denn wer hier nicht mitzappelt hat selber schuld. Die letzte Nummer hätte auch diversen britischen Punkbands wie Sham 69 oder den Sex Pistols gut zu Gesicht gestanden. Ich schaue zur Bühne und in meinem Kopf läuft der Song „Hersham Boys“ ab. Einfach geil! Eine Truppe, die es lohnt im Auge und im Ohr zu behalten. Als Einheizer sind sie schon erste Klasse, da stelle ich mir eine komplette Show als äußerst schweißtreibend vor.

Setlist: Back To The Stack, Billy Ballon Head, Nails, Tokyo, Hero, Shit Sweat Death, In It Together, China Plates, Fee Fi Fo Fum

 

thunder live2019 1Nun wird umgebaut und um viertel nach Neun ertönt der Song einer weltweit bekannten australischen Truppe, deren Name irgend etwas mit Elektrizität zu tun hat. Der Kenner hat jetzt sicher schon erraten, dass es sich um den Gassenhauer „Thunderstruck“ von AC/DC handelt. Wo sonst ruft man so schön „Thunder“ um Thunder auf die Bühne zu bitten. Und da sind sie auch schon, um eine bunte Auswahl der allseits beliebten Songs aus ihrem vielfältigen Repertoire zu spielen. Die Jungs um Sänger und Frontdiva Danny Bowes überzeugen wieder mal durch Spielfreude und einen perfekten Umgang mit ihren Instrumenten. Es ist schön zu sehen, wie diese Truppe trotz mehrfacher Auflösung immer wieder auf ein Neues zusammenfindet.  Wenn dann noch ein neues Album oder eine Tour zustande kommt, umso besser. Warum allerdings der Lichtmann jetzt gerade ein Stroboskop Stakkato abfährt weiß wohl nur der Himmel. Es schmerzt in den Augen und hält einen ein wenig davon ab, das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen. Auch der im Laufe der Show immer dichter werdende Nebel im Saal muss nicht sein. Umher irrende Menschen, die auf dem Rückweg von der Theke nicht mehr zu ihrem Partner finden sind die Folge. Die musikalische Darbietung ist natürlich über jeden Zweifel erhaben! Und auch die Interaktion mit dem Publikum, die Sänger Danny wie kein anderer beherrscht, ist wieder äußerst amüsant.  thunder live2019 2Eine richtige kleine Diva, auch wenn das zickige Gehabe natürlich größtenteils gespielt ist und der allgemeinen Belustigung gilt. Er kann es einfach und hat die Meute dabei fest im Griff. Rein vom bewegungstechnischen tendiert er ja mehr in die Richtung der Choreographie unserer kleinen Blonden aus Düsseldorf. Nun ist aber ja der Hauptteil des Publikums auch schon im gesetzteren Alter, alleine die Anzahl reiferer Damen zeugt von der einstmals jugendlichen Schönheit der Protagonisten. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die Band einen Akustik Teil eingeräumt hätte, um ein paar Songs des vorzüglichen neuen Albums „Please Remain Seated“ zum Besten zu geben. Aber heute ist man auf bewährten Pfaden unterwegs und will die Zuschauer rocken. Das ist dann auch der Fall und nicht ohne noch zwei Zugaben zu spielen, geht nach gut eindreiviertel Stunden die Show zu Ende.

Setlist: Loser, The Enemy Inside, Higher Ground, Resurrection Day, Low Life In High Places, Black Water, The Devil Made Me Do It, In Another Life, The Thing I Want, Don’t wait For Me, Backstreet Symphony, Love Walked In, I Love You More Than Rock 'n' Roll, Serpentine, Dirty Love

 

 



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach