DEVIN TOWNSEND

Köln, Kulturkirche, 09.04.2019

 

Hat es gerade noch wie aus Eimern geschüttet, scheint der Wettergott jetzt besänftigt zu sein und wir dürfen die Parkplatzsuche im trockenen fortsetzen. Denn eine ausverkaufte Show in der Kulturkirche Köln Nippes fordert in dieser Angelegenheit Nerven wie Stahlseile. Vorbei an der nicht enden wollenden Schlange derer, die schon auf den Einlass warten, drehen wir Runde um Runde in dem hauptsächlich als Wohngebiet genutzten Viertel. Da endlich, eine Lücke und gar nicht mal so weit von der Venue entfernt. Jetzt aber los zur Kirche! An der Tür stehen alte Bekannte unserer Lieblings Security, von uns scherzhaft auch die Security der Herzen genannt. In der Kirche stelle ich erstaunt fest, dass man die Bänke stehen gelassen hat. Da war ich jetzt nicht von ausgegangen, da es ja Sold Out ist. Aber im Verlauf des Abends wird mir klar warum man die Bestuhlung an Ort und Stelle gelassen hat.

 

Punkt Acht Uhr kommt der Ansager, wie bei jedem Event in dieser Kirche, und kündigt Devin Townsend an. Der lässt auch nicht lange auf sich warten und betritt mit Kopfsocke, Brille und schlabbriger Cargo Hose die Bühne. Jetzt gibt es zuerst einmal tosenden Beifall für den Kanadier, der in etwa dem Schönheitsideal eines slowenischen Grotten Olms entspricht. Nun schmeißt er Mütze und Brille zu Boden, nicht ohne seine üblichen Grimassen zu präsentieren. Heavy Devy ist ein echter Clown und zudem heute Abend absolut alleine auf der Bühne, lediglich mit einer Akustik Klampfe und einem Laptop bewaffnet beginnt er seine Ein-Mann Show zu zelebrieren. Das ihm das ganz Recht so ist, mal keine Rücksicht auf Mitmusiker nehmen zu müssen, lässt sich unschwer erkennen. Ein musikalischer Nerd eben. Ist es jetzt Show oder einfach nur Zerstreutheit, jedenfalls erkundigt er sich nach dem Wochentag und in welcher Stadt er sich denn überhaupt befindet. Die Lacher auf seiner Seite, präsentiert er Stücke aus seinem großen Repertoire und lässt die Anwesenden die umfangreiche Wandlungsfähigkeit seiner Stimme hören. Immer wieder witzelt er gekonnt herum und bezieht dabei natürlich das Publikum stark mit ein. So ein wenig erinnert mich das Ganze an eine Helge Schneider Show, nur mit dem Unterschied, das Devin wahrscheinlich ein wohldurchdachtes Konzept erarbeitet hat und nicht alles pure Improvisation ist. Es hat wirklich etwas von einem Comedy Programm und ja, selbst die Ulknummer „Schnappi das kleine Krokodil“ ertönt zwischendurch als Sample vom Computer, was natürlich vom textsicheren Publikum direkt mitgesungen wird. Man würde ja nur zu gerne einmal in den Schädel dieses Mannes hereinschauen, welches geniale und irrwitzige Gedankenkonstrukt sich da zusammenbraut. Eine gute Stunde spielt er nun sein Akustik Programm und jetzt beginnt der „Professor des Metal“ mit der bereits angekündigten Fanfragestunde. Daher finden die aktuellen Shows auch in speziellen Venues, wie eben jetzt in der Kultur Kirche statt. Devin nimmt nun Platz auf seinem Stuhl und beginnt die auf mehreren Seiten notierten Fragen zu beantworten. Diese konnten wohl im Vorfeld gestellt und eingereicht werden. Auf seine typische komödiantische Art lässt er die Zuschauer wissen, dass er beispielsweise keine seiner Nieren spenden würde. Wer fragt sowas? Egal, im „Ziltoid“ Universum gibt es nichts, was es nicht gibt. Wir erfahren von seinem Plattenspieler, nichts Hochwertiges, aber ein Geschenk, wie er bemerkt. Auf seiner Suche nach einer Vinylplatte einer deutschen Band, wurde er dann in einem Second-Hand Laden fündig und ergatterte für wenige Cent eine Peter Rubin Schallplatte. Wieder hat er die Lacher auf seiner Seite! Weiterhin teilt er mit, dass er Videospiele hasst und im Urlaub am liebsten, wie einst Loriot, einfach nur sitzen möchte. Empfehlungen für Freizeitbeschäftigungen in Vancouver, die Überreichung eines Gitarren Picks für die Freundin eines Zuschauers oder die weltbewegende Frage, woher er seine Energie nimmt beantwortet er souverän feixend. Warum er denn gesagt hätte, dass er den Song „Planet Of The Apes“ nicht mehr spielen zu wollen. Die nüchterne Erklärung ist ganz einfach. Devin Townsend live2019 2Klar spielt er den Song weiter wie bisher, nur in dem Moment als er es sagte, war ihm halt gerade danach. Die bekannte klassische Adenauer Antwort also, was interessiert mich denn mein Geschwätz von gestern. Zwischendurch gibt es noch eine kurze Pause, da er Künstler großherzig Zeit gewährt um mal pinkeln zu gehen. Nicht das ihr jetzt denkt, das sei auf meinem Mist gewachsen. Nein das stammt vom Meister Townsend selber. So gehen etwas mehr als zwei Stunden sehr kurzweilig zu Ende, auf eine Zugabe verzichtet Devin, aber letztlich hat er auch alles gesagt was zu sagen ist. Ein Abend der anderen Art, ja teilweise schon mit stark zappaesken Einflüssen, überraschend und unterhaltsam. Der Mann aus Kanada versteht es sein Publikum auf vielerlei Art zu begeistern. Zufrieden werden wir so in die junge Nacht entlassen.



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach