ENFORCER - ZENITH


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2019
Running Time:46:31
Kategorie: Neuerscheinung
 

Verrat! Enforcer spielen keinen reinrassigen, echten Heavy Metal mehr, denn sie haben reihenweise kommerzielle Nummern auf dem neuen Dreher platziert! Ob das dem treuen Kuttenträger noch gefallen wird? Darf man sowas überhaupt machen? Sind hier nicht Grenzen ganz klar überschritten worden? Enforcer scheißen drauf und ziehen ihr Ding konsequent durch! Das finde ich absolut richtig und wichtig! Stagnierende Metal Bands, die zwar einen coolen Sound spielen, aber sich ansonsten nicht trauen auch mal neue musikalische Horizonte zu erforschen, gibt es schließlich genug. Enforcer haben da keinen Bock mehr drauf und suchten nach etwas, dass ihnen wieder Freude an der Musik bereitet. Einen neuen, viel breiter gefächerten Sound. Melodien und Eingängigkeit stehen im Vordergrund. Und wenn man da mal ein Keyboard braucht um das zu unterlegen, dann wird es eben an dieser Stelle auch mal eingesetzt. Ich weiß, diese Worte hören sich nach einem zuckersüßen Weichspüler-Album an. Aber das ist „Zenith“ beileibe nicht! Das hier ist nach wie vor noch vollblütiger Heavy Metal und die vier „Krieger“ haben immer noch mehr Stahl in den Adern wie so mancher, der die Band nun vorschnell abschreiben möchte. Von nun an werden lediglich Grenzen gesprengt! Es wird ausgelotet, wie weit man sich in unserer leider oft engstirnigen Musikrichtung aus dem Fenster lehnen darf. Das ist mal so richtig mutig, aber da steht der Band auch ein echter Kampf bevor! Nein, Enforcer finden jetzt nicht plötzlich alles schlecht was sie auf ihren vier bisherigen Alben so fabriziert haben. Natürlich gibt es auch auf dem neuen Werk einige speedige und harte Nummern, die sich auch super auf den vorherigen Platten gemacht hätten. Das flott galoppierende „Searching For You“ ist beispielsweise so ein absoluter Nackenbrecher. Auch mit „Thunder And Hell“, welches mich an frühe Running Wild erinnert, wird die alte Gefolgschaft keine Probleme haben. Aber wenn man sich dann den Opener „Die For The Devil“ anhört, schaut man schon zweimal nach, ob auf dem Cover nicht doch Scorpions steht.

An wieder anderen Stellen auf „Zenith“ scheinen dann ein paar epische Manowar Momente durch. Zwei Halbballaden gibt es auch und da wird so mancher sagen, das ist mindestens eine zu viel. So lange die Lieder jedoch richtig gut sind (und das sind sie absolut!), ist mir das jedoch völlig Schnuppe! „Sail On“ klingt dann mit seinen etwas wirren (aber gut nachvollziehbaren) Gitarren irgendwie strange und doch durch und durch faszinierend. Das ist Musik, die tief aus dem Herzen kommt und die sich nicht so einfach am Reißbrett erschaffen lässt. Für mich klingt der komplette Longplayer nach einer überaus gelungenen Frischzellenkur. Nicht nur für die Band selbst, sondern auch für alle scheuklappenlosen Metaller. Das Album enthält ausschließlich Hits bereitet mir großen Spaß! Ich persönlich hoffe, Enforcer werden diesen experimentierfreudigen Weg beibehalten, befürchte jedoch, das es wie schon beim letzten sehr guten Lizzy Borden Album, zu viele negative Stimmen geben wird. Deswegen könnte das eventuell, wie auch „Turbo“ von Judas Priest, ein einmaliger Ausflug gewesen sein. Das hält mich aber nicht davon ab, dieses wagemutige und tolle Werk gebührend abzufeiern!

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Dirk Determann


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