SECRET RULE, ASTRAY VALLEY, BLACKDRAFT

Oberhausen, Kulttempel, 29.4.2019

Heute ist der Kulttempel in Oberhausen angesagt und da auch noch ein Interview ansteht, mache ich mich rechtzeitig auf den Weg um die eventuellen Staus zu umgehen. Hat auch fast geklappt, nur auf den letzten vier Kilometern erwischt es mich dann doch noch. Aber noch genug Zeit für einen Kaffee oder Burger im vor der Venue liegenden "Goldenen M" zu sich zu nehmen. Mangels Catering im Kulttempel, haben sich auch die Italiener des Headliners dort eingefunden. Vor der Halle bestaune ich das riesige Wohnmobil der Supportband aus Hamburg, die mich freundlich herein bitten. Uih, wie sauber, so gar nicht Rock ’N‘ Roll. Man hat sogar einen Handstaubsauger dabei, erklärt mir die Sängerin. Ja so ein wenig Tradition steckt doch in jedem von uns. Derweil läuft in der Halle der Soundcheck der drei Kapellen, die hier heute den Laden rocken wollen. Auch die spanische Band hat es mittlerweile geschafft, den Stauoverkill der deutschen Autobahnen zu bezwingen. Leider bleibt der große Zuschauer Ansturm aus, ob es daran liegt das heute Montag ist, oder einfach zu wenig Promotion für dieses Konzert gelaufen ist weiß ich nicht.

 

Blackdraft live2019Als erste Band des heutigen Abend gehen Blackdraft aus Hamburg auf die Bühne. Nun haben diese vier Nordmänner und ihre Nachtigall sich auf den Weg gemacht, ihre Definition des zeitgemäßen Metalsounds in die Welt zu tragen. Die Musiker und Musikerin Julia Dorothee Wallenius am Gesang, Gitarrist Karsten Wallenius, Gitarrist Fabian Adler, Bassist Tomasz Kolonko und Schlagzeuger Jan-Hendrik Köbel sind auch in bester Spiellaune und heizen die überschaubaren Zuschauer an. Mit Julia hat man eine echte Rampensau am Start, auch wenn ihre Choreographie der einer gewissen Doro Pesch nicht unähnlich ist. Da ist also noch deutlich Luft nach oben um die Bühnenaktivität ausgefeilter wirken zu lassen. Gesangstechnisch gibt es allerdings nichts zu meckern und auch die Jungs der Saitenfraktion sowie die Rhythmus Sektion machen einen hervorragenden  Job. Die Zeit ist recht begrenzt und so beschränkt man sich auf eine Songauswahl des zweiten Albums „The Quest“ Es handelt sich dabei um ein Konzeptalbum. Erzählt wird die Geschichte der jungen Forscherin Runa Ágústsson aus Hamburg, die sich auf den Weg nach Island macht, um von dort aus eine Reise in die Tiefsee zu starten. Daher hat man die einzelnen Songs mit Kapitelnummer versehen. Der Sound ist druckvoll und lässt den Auftritt zu einem akustischen Erlebnis werden. Doch, ich muss sagen die Dame und ihre Jungs haben das Zeug im großen teutonischen Metalteich nicht unterzugehen, sondern in vorderster Front mitzuschwimmen.

Setlist: Intro Formali, Chapter 1 The Calling, Chapter 3 Motivation, Chapter 10 Fight, Chapter 5 Out to The Open Sea, Chapter 8 Graveyard, Chapter 9 Blackdraft

 

Astray Valley live2019Den zweiten Part bestreiten nun die aus dem sonnigen Spanien, präzise gesagt aus Barcelona, kommenden Astray Valley in der Besetzung Clau Violette als Sängerin, Joan Aneris und Àdri Funérailles an den Gitarren, Jorge Romero am Bass und zuletzt Unai Splinters am Schlagzeug. So ganz erschließt sich mir der Bandname allerdings nicht und ich belasse es bei dem „Verlorenen Tal“ Es könnte aber auch für „Irres Tal“ stehen. Nun ist das letztlich auch nicht entscheidend für die Darbietung. Ein wirklicher Hingucker ist Frontelfe Clau Violette, die mit ihrer Löwenmähne ordentlich headbangt. Zuerst verbirgt sie sich allerdings hinter einem Hirschschädel und langem Umhang. Dazu ist sie mit einer wirklich starken Stimme gesegnet, die sowohl den Klargesang als auch das allseits beliebte Growlen perfekt beherrscht. Während dessen springt und tobt sie wie ein wildgewordenes Rumpelstilzchen über die Bühne und macht reichlich Alarm. Vergleiche mit Arch Enemy wären jedoch absolut fehl am Platz, da die Spanier deutlich weiter weg vom Mainstream agieren und wissen ihren eigenen Stil zu spielen. Hatte ich das Mädel vor der Show noch deutlich zurückhaltender erlebt, vollzieht sich gerade eine Metamorphose zur Live Bestie. Das macht echt Spaß und diese Truppe habe ich definitiv nicht zum letzten Male gesehen. Wie schon bei der ersten Gruppe, beschränkt sich die Songauswahl auf Stücke des aktuellen Albums „Unneth“. Hierbei überzeugt das kurz angeschlagene Riffing und hebt den harten Groove der Stücke hervor. Am Ende des Sets unternimmt Clau dann noch einen Ausflug runter von der Bühne ins Publikum. Wirklich eine sehr gute Live Band.

Setlist: Entity, Hollow, Parallel Vision, Waters Of Skylah, Pathways, Constellations, Etheral, Northlights, The Wilderness, The Collapse, Singularity

 

Secret Rule live2019 1Nun ist es an der Zeit für den Headliner des heutigen Abends. Nach kurzen Umbau ist der Weg frei für Secret Rule aus Italien. Die Truppe um die sehr herzliche Nachtigall Angela Di Vincenzo bringt eine Mischung aus schweren Gitarrenriffs mit elektronischen Elementen, kraftvollem Keyboard Einsatz und eingängigen Melodien auf die Bühne. Das ist pure Energie die durch die klaren Gesangslinien ansprechend untermalt wird. Hierbei kann man getrost die diversen Schubladen schließen, in die man diese Band gerne einordnet. Viel zu druckvoll für Symphonic Metal, dafür aber auch absolut kein Growlen oder Gegrunze, um es als Nu oder Hard Core Metal zu bezeichnen. Nein, einfach mitreißender Power Metal, mit einem unheimlich hohen melodischen Faktor. Dabei schraubt sich der Gesang manchmal in schwindelerregende Höhenlagen hinauf ohne aber ins Trällern zu verfallen. Die Mannschaft, bestehend aus Andy Menario an der Gitarre, Nicola Corrente am Schlagzeug und Michele Raspanti am Tieftöner legt routiniert den passenden Soundteppich darunter. Das alle trotz des übersichtlichen Publikums Spaß an dem Auftritt haben, lässt sich leicht in den Gesichtern der Protagonisten ablesen. Secret Rule live2019 2Eine abwechslungsreiche Setlist, die sich aus Stücken aller vier bisher veröffentlichten Alben zusammensetzt, dürfte somit jeden Fan der Italiener mehr als zufrieden stellen. Ein schönes Erlebnis am Rande dürfte auch den Musikern auf der Bühne gefallen haben, ein paar offensichtliche Familienmitglieder der Sängerin entrollten ein großes Transparent um sie zu grüßen. Da ist die Freude groß! So etwas habe ich zuletzt bei einem Gianna Nannini Konzert in der ehrwürdigen Kölner Sporthalle erlebt. So geht ein schöner Konzertabend mit drei unterschiedlichen, aber absolut sehenswerten Bands zu Ende. Jede für sich ein Erlebnis. Natürlich finden sich auch alle Musiker am Merchandise ein um freudig Autogramme zu geben, oder für Fotos mit den Fans bereit sind. Für alle die nicht dabei waren, da habt ihr wohl etwas verpasst.

Setlist: Desperation, Dream, Desire, I Have The Sun, Birth, Alone, Secret Place, Delirium, Destruction, The Awakening, The Song Of The Universe, Destiny, Hidden Into A Dream, I Don’t Wanna Be, Lost Child, The Endless



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt