FULL CIRCLE – LAST EXIT ROCK ´N´ ROLL - Film von Andy Brings, Popo Chanel, Alexander Waldhelm & Jan Weiner


Label:ARISING EMPIRE
Jahr:2019
Running Time:88:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ich habe bereits viele Stimmen zu diesem Film vernommen. Einige recht positiv aber es gab auch viel Mecker. Wie immer. Da stellt sich zum einen erstmal die Frage, wer sich einen Streifen über den Werdegang eines Lokal-Heroes, mit steigenden Tendenzen in die weite Welt, anschauen möchte. Oder soll das ein Fanprojekt bleiben, die so weit ich weiß, durch Crowdfunding den Streifen mitfinanziert haben? Für Andy, Fronter der Formation Double Crush Syndrome, schließt sich mit dieser Produktion der Kreis. Was aber heißt das für den unwissenden Zuschauer, der nicht aus der Szene des Rock kommt, die Ruhrpottschiene nicht kennt oder Menschen wie mich, dessen Wege die von Andy öfters mal gekreuzt haben? Da wird es schwierig den Flow der Geschichte zu entdecken. Anhand von Weggefährten berichtet man über den Erfolg und Misserfolg des selbsterklärten “King Of The Underdogs“ (klar, Andy war selten bescheiden), wobei Andy himself, nicht selten überschwänglich zu Wort kommt. Schnell kristallisiert sich heraus, das Andy das Leben des typischen Musikers eingeschlagen hat, der mit Schule und der herkömmlichen Gesellschaft nicht konform gehen wollte. Nur das er etwas mehr Glück hatte, in unserer Region bekannt zu werden. Ob er nun aufgrund fehlender Ausbildung keine andere Wahl hatte oder einfach mehr Herzblut in die Karriere hineingesteckt hat, als der erfolglose Kellermusiker, der einmal im Jahr das örtliche Stadtfest begeistert, lasse ich mal dahingestellt. Fakt ist: alle Aussagen der teilnehmenden Freunde und Idole, dröhnen im ewig gleichen Tenor („never surrender“), den man von zig anderen Produktionen kennt. Jeder ging angeblich seinen konsequenten Weg: „Fuck what the others say“…bleib Dir treu…Geld ist nicht die Motivation…und man muss immer wieder aufstehen, wenn das Leben Dir einen Stoss gegeben hat. Immer mit dem Kopf durch die Wand. Nicht selten hatte ich das Gefühl, einen Motivationsfilm für werdende Manager zu sehen.

Dummerweise erklärt sich auch nicht immer der Zusammenhang der gezeigten Beteiligten zu Andy. Auch hätte ich gerne mehr über seine eigentlichen Stationen gehört. Was war vor Sodom und den Bands danach, wie The Traceelords, Powergod, Double Crush Syndrom oder seiner Zeit als Studio-Produzent in Hagen? Noch schlimmer muss es für den Meister gewesen sein, der nach dem Rausschmiss bei Sodom unter Existenzangst litt, im Interview mit Bandchef Tom Angelripper, nicht wirklich eine Antwort auf die damaligen Gründe zu bekommen. Es scheint als sehe man einen legeren Small Talk, doch in Andy´s Augen und Mundwinkel, kann man immer noch die Unzufriedenheit und den Unmut über die unerfüllbaren Antworten, im Tenor: „es war wie es war“…“wenn ich was entscheide, gibt es keinen Weg zurück“…“ich wollte diesen Zustand nicht mehr so“, sehen. Der Schmerz ist noch nicht überwunden. Ein weiterer Bestandteil des Wesens des Sängers ist sein Fangehabe. Ich will es ihm glauben und er hatte das verdammte Glück seine Helden zu treffen und mit ihnen die Bühne zu teilen. Für meinen persönlichen Geschmack wird mit den Aussagen etwas übertrieben, das geht öfters über eine normale Huldigung hinaus. Aber auch das ist Andy Brings. Sehr schön dafür der Umgang zwischen Mutter und Sohn, samt der jahrelangen Unterstützung. Das ist keineswegs selbstverständlich und hätte manch anderem Musiker bestimmt nicht geschadet. Aber Frauen wie Mama Brings sind einfach einzigartig. Respekt!

Fazit: Die Idee an sich ist nicht schlecht und ich kenne niemanden der nicht gerne einen Film über sich drehen möchte. Weniger Selbstbeweihräucherung („Tapping The Vein“ – 1992, war nicht das beste Album, mit dem besten Line-Up von Sodom, Herr Brings) hätte nicht geschadet und manche Szenen, wie die nervende Tirade von Fotograf Moritz „Mumpi“ Künster, hätte man durchaus kürzer gestalten können. Der Film ist recht kurz aber das schiebe ich auf das Auslassen von Musik. Hallo? Die Musik steht doch im Vordergrund! Wenigstens so der eine oder andere Halb-Clip hätte ablaufen können. Und genau da hätte man den Kreis geschlossen, wenn alle Bands in der Andy tätig war und ist, etwas Spielzeit gehabt hätten. Und vielleicht hätte man den einen oder anderen Fan aber zumindest Langzeit-Partner Slick Prolidol zu Wort kommen lassen können. Dafür hat selbst das Bonusmaterial nicht gereicht, denn auch hier wird nur der rote Faden des eigentlichen Films weitergesponnen. Das Credo der Selbstfindung mit Durchhalteparole, hat hier auf jeden Fall den Zenit überschritten!

Note: 5.5 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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