STONEFIELD, ELECTRIC CITIZEN

Köln, MTC, 22.05.2019

Fast wäre mir der heutige Termin dadurch gegangen, erst in letzter Sekunde entdeckte ich die Ankündigung. Kein Wunder bei der Vielzahl der Live-Shows, die täglich in der Dom Stadt veranstaltet werden. Da kann man schon einmal schnell den Überblick verlieren. Aber es hat ja noch einmal gut gegangen, so mache ich mich auf den Weg in die Kölner Innenstadt zum MTC. Vor der Türe ist noch gähnende Leere, auch ein Umstand, der auf die große Anzahl an musikalischen Darbietungen zurück zu führen ist. Man weiß oftmals nicht, welche Venue man besuchen soll und eine Entscheidung fällt nicht immer leicht. Im Laufe des Abends wird es dann aber doch noch ein wenig voller, bleibt aber meilenweit entfernt von einem „Sold Out“. Also erst einmal gemütlich ein Bierchen genehmigen und schauen, was einen denn heute so erwartet.  

 

Electric Citizen live2019Die Bühne ist angerichtet und nun tut sich auch etwas darauf. Mit ein klein wenig Verzögerung starten Electric Citizen ihren selbstbetitelten „Rust Belt Rock and Roll“. Ich bin ein wenig überrascht, hatte ich die Band doch als eigentlichen Headliner auf dem Schirm. Die Truppe aus Cincinnati tourt seit einigen Jahren durch die Welt und eröffnete bereits für Kapellen wie King Diamond, Pentagram, Fu Manchu, Budos Band und Charles Bradley, Joan Jett und Wolfmother. Dazu Auftritte auf diversen Festivals in den Staaten und Europa. Die äußerst natürlich wirkende Front Lady Laura Dolan, Gitarrist Ross Dolan, Bassist Nick Vogelpohl, Nate Wagner am Schlagzeug sowie Keyboarderin Jess Lamb für das Live Set, geben dann auch sofort Butter bei die Fische was das Zeug hält. Kraftvoll treibend mit einem Rhythmus wie ein Güterzug brettert der Fünfer durch das MTC und macht keine Gefangenen. Sängerin Laura, in einer Leder Latzhose und ansonsten erfrischend ungestylt, wirbelt ihr langes Haar herum und beschwört mit ihrer Performance eindringlich das Publikum. Die dargebotenen Songs, alleine schon vier die vom aktuellen Album „Helltown“ stammen, überschreiten selten die drei Minuten Grenze und bleiben so sehr prägnant im Ohr, unterlegt von einem zugleich aggressiven und swingenden Schlagzeugsound und fetten Riffs. Auch klangtechnisch ist man heute definitiv auf der Sonnenseite, der Mann am Pult versteht seinen Job. Das ist mittlerweile leider nicht immer so selbstverständlich, selbst in größeren Hallen ist der akustische Genuss nicht immer gegeben. Hier und heute wartet man allerdings mit einem knackigen Set auf, das mich positiv überzeugt. Leider ist eine Zugabe nicht mit eingeplant und es geht sofort nach dem letzten Song an den Change Over.

Setlist: Beggars Need, Magnetic Man, Ghost Of Me, Shallow Water, Social Phobia, New Earth, Ripper, Hide It In The Night, Light Years Beyond, Father Time

 

Stonefield live2019 2Die nun aufspielenden Stonefield, sind eine australische Rockband, die aus den vier Findlay-Schwestern besteht. Amy Lee am Schlagzeug und am Lead-Gesang, Hannah an der Lead-Gitarre, Sarah am Keyboard und Holly an der Bass-Gitarre. Im Jahr 2006 gründeten sie sich als Iotah in Darraweit Guim, einer kleinen Stadt im ländlichen Victoria. Dann erfolgte im Jahr 2010 die Namensänderung und man hat bislang drei Studio Alben veröffentlicht. Mit waren die Ladies, trotz meines Faible für Musikerinnen, bis eben vollkommen unbekannt. Allein den Namen hatte ich schon mal so nebenbei gehört. Schlagzeugerin und Sängerin Amy ist übrigens die älteste im Bunde, ich hatte sie als jüngstes Bandmitglied eingeschätzt, aber Wikipedia erzählt mir eine andere Geschichte. Der Anblick dieser blutjungen Mädels lässt einen vieles erwarten, nicht aber diese gewaltige Rocklandschaft, in der sie sich gerade bewegen. Absolute Killer Riffs stacheln die Meute vor der Bühne zum wilden Headbangen an, dazu der einschneidende Gesang von Amy und ihr deftiges Schlagzeugspiel. Stonefield live2019 1Sie hat einen harten Doppeljob heute, der sie einerseits zu hundert Prozent fordert, aber ihr gleichzeitig immer wieder ein Lachen ins Gesicht zaubert. Es ist diese Mischung aus verzerrtem psychedelischem Rock und staubigem, brennenden Wüstenrock, der gleichwohl jedoch auch Doom und sogar Kraut Rock Strukturen aufweist. Absolut überzeugend und mit einem ziemlich hohem Lautstärkepegel rüber gebracht ist das Publikum mehr als begeistert. Leider haben die Mädels aber auch keine Zugabe im Gepäck, so dass die vehement tobende Menge und ihre Rufe danach ungehört im Saal verhallen. Das ist wirklich schade, hier sollte man als Band etwas mehr auf das Publikum achten. In Deutschland erwartet man bei einer guten Live Performance in der Regel einen Nachschlag. Immerhin erscheinen Amy und Hannah direkt nach dem Auftritt am Merchandise Stand um ihre Devotionalien zu verkaufen und zu signieren.

Setlist: Sleepyhead, Through The Storm, Dead Alive, 66, Visions, Far From Earth, Woman, If I Die, Sister, People, Delusion, Eyes



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt