AFTERMATH - Endlich erwachen und alles hinterfragen!


Der Gig auf dem Headbangers Open Air ist nun schon vier Jahre her. Jetzt haben Aftermath ein neues Album am Start. „There Is Something Wrong“ ist eine Hasstirade gegen die Regierungen dieser Welt geworden; ein Konzept-Album über diverse Verschwörungstheorien, von denen der Großteil der Menschheit keine Ahnung hat. Mehr Punk als Metal? In weiten Teilen sicherlich! Sänger Kyriakos „Charlie“ Tsiolis sagt uns auch warum!

logoDaniel: Hi Kyriakos! Es ist schon eine Weile her, seit wir das letzte Mal Kontakt hatten. Wir haben 2015 ein ausführliches Interview über den gesamten Werdegang der Band geführt, nachdem Ihr auf dem Headbangers Open Air gespielt hattet. Das ist jetzt fast vier Jahre her. Wie geht´s Dir? Wie viel hattet Ihr den seitdem um die Ohren?   

Kyriakos: Die Zeit vergeht echt wie im Flug, oder? Mir ging es die letzten vier Jahre sehr gut. Und Dir? Ich war halt mit der Band und meinem alltäglichen Leben schwer beschäftigt. Du kennst das ja…

Daniel: Es gibt endlich ein neues Album mit dem Titel „There Is Something Wrong”! In unserem Interview vor vier Jahren hattest Du ja bereits erwähnt,  dass es den jetzigen Titeltrack schon gab. Wie lange habt Ihr denn insgesamt gebraucht, um alle Songs für das Album zu schreiben und aufzunehmen?  

Kyriakos: Wir hatten uns zunächst nur darauf geeinigt, erstmal einen neuen Song zu schreiben, nachdem wir uns wieder zusammen gerauft hatten. Zu der Zeit hatten wir noch gar nicht über ein neues Album nachgedacht. Wir taten uns wieder zusammen und probten ein paar alte Songs, und es fühlte sich sofort wieder wie früher an. Wir wollten also erstmal nur einen neuen Song schreiben und gucken, wie es überhaupt so klappt. Der Song ist so schnell entstanden, dass wir noch über einen zweiten nachdachten. Dann kam es schnell zum dritten Song usw. Auf einmal hatten wir genügend Songs für ein komplettes Album beisammen. Die Songs waren ziemlich schnell geschrieben. Wir nahmen das Album mit Chuck Macak in seinem Studio auf und nahmen uns richtig Zeit mit den Aufnahmen. Wir haben uns nicht unter Druck gesetzt. Schlagzeug und Rhythmusgitarren waren aber schnell im Kasten. Dann kam der Gesang. Wir haben aber viel mehr Background Vocals verwendet als früher. Der längste Teil des Prozesses waren das Intro, die Zwischenstücke und das Outro; nicht das Aufnehmen an sich, sondern das Herausfiltern der richtigen Versionen. Ich habe diese Parts auf meinem iPhone entworfen und hatte tonnenweise verschiedene Versionen davon. Das Herauspicken und Zurechtschneiden war ganz schön zeitaufwendig. Wenn nicht immer so viele Wochen dazwischen gekommen wären, hätten wir das Album schon sehr viel früher fertig gehabt. Aber wir gingen für zwei Tage ins Studio und hatten dann wieder eine Woche Pause. Dann gingen wir wieder für einen Tag ins Studio und hatten wieder eine Woche Pause usw. Letztendlich glaube ich aber,  dass dieser Prozess noch mehr aus dem Album rausgeholt hat. Das Album hatte Zeit, vor der Vollendung weiter zu wachsen.  

Daniel: Es ist ein Konzept-Album geworden, das diverse Verschwörungstheorien behandelt. Kannst Du darauf mehr etwas genauer eingehen? Es scheint doch für Unwissende sehr komplex zu sein…   

Kyriakos: Als wir beschlossen, ein neues Album zu machen, waren wir uns über zwei Dinge im Klaren: Erstens wollten wir beide Stilrichtungen der Band darauf haben; also kein zweites „Eyes Of Tomorrow“. Wir fingen 1985 ursprünglich als Crossover-Band an und gingen 1987 zum Thrash Metal über. Wir haben aber seit 1987 gar keinen Crossover mehr gemacht. Wir hatten diesem Stil komplett den Rücken gekehrt. Ich hatte mir „Killing The Future” noch einmal angehört, als wir 2015 einen Re-Release davon machten und völlig weggeblasen von der Attitüde, Energie und Geschwindigkeit, die wir damals an den Tag gelegt hatten. Ich liebte es! Ich habe mir es wie ein Fan angehört. Ich hatte mir die Songs seit der Veröffentlichung 1987 nicht mehr angehört. Ich wusste, wir brauchten auf dem neuen Album auch wieder Songs in diesem Stil und Sound. Das Konzept brauchte dieselbe Aggression wie der alte Stil. Zweitens wussten wir, dass es dieses Mal ein richtiges Konzept-Album werden würde. „Verschwörungstheorien“ ist ein Begriff, der vom CIA erfunden wurde, um Leute verrückt zu machen, die immer alles hinterfragen. Wir wollen doch alle immer die Wahrheit wissen, oder? Zu sagen, dass das Album von Verschwörungstheorien handelt, ist der einfachste Weg, es zu erklären. Aber ganz so einfach ist das nicht. Bei dem Konzept geht es um das ganze System und wer es ins Rollen bringt. Es geht nicht um den Mord an John F. Kennedy oder den 11. September. Es ist noch viel tiefgründiger. Es geht um diejenigen, die wirklich von unserer Regierung oder anderen Institutionen kontrolliert werden. Die auserwählten Offiziellen stehen nicht unter dieser Kontrolle. Sie sind die Marionetten oder Schauspieler in diesem Spiel, das von Leuten gesteuert wird, von denen der Großteil der Welt keinen blassen Schimmer hat. Das Album entlarvt diese Leute und will, dass der Hörer endlich erwacht und alles hinterfragt. Ich habe darüber nachgedacht, warum es niemals eine Periode ohne Krieg gab. Denk mal drüber nach! Seit Menschengedenken hat es immer Krieg gegeben! Irgendwo herrscht immer Krieg auf diesem Planeten! Warum ist das so? Die einfache Antwort lautet immer Religion oder Militärisch-industrieller Komplex, oder? Nun, auf dem neuen Album geht es genau darum, und es entlarvt den wahren Feind. Wir sind immer im Krieg zwischen Gut und Böse. Und das Böse gewinnt. Wir müssen endlich aufwachen, und darum geht es beim neuen Album. In den Texten werden all diese Dinge angesprochen, und das Intro, die Zwischenstücke und das Outro halten dieses Gerüst zusammen. Übrigens sind viele Verschwörungstheorien verlacht worden, als diese Dinge passierten und haben sich später als die Wahrheit herausgestellt. Im Song „Pseudocide“ greife ich allein dreiunddreißig (!) Beispiele darüber auf.         

aftermathDaniel: Ich finde, die amerikanische Regierung versuchte immer schon, die Bevölkerung mit Verschwörungstheorien zu blenden. Mir fallen da spontan vor allem der Roswell-Vorfall, die UFO-Mythologie, die Mondlandung, der Kennedy-Mord und natürlich der 11. September 2001 ein. Meiner Meinung nach bekommt sie von Euch nun einen gehörigen Arschtritt dafür, was die Punk-Attitüde in Eurer Karriere zusätzlich unterstreicht. Siehst Du das auch so?   

Kyriakos: Ich denke, das geht weit über Amerika hinaus. Alle Regierungen werden von der wahren Elite kontrolliert. Nimm nur die Leute, die sich jedes Jahr in Bohemian Grove oder die Bilderberg-Konferenz. Was da wirklich abgeht, wissen wir nicht. Vor Jahren ist mal ein Video aus den Neunzigern aufgetaucht, wo ein General sieben Länder aufgezählt hat, die von den USA und den Alliierten angegriffen werden sollten. Und alle sieben Länder sind angegriffen worden! Und was hatten alle sieben Länder gemeinsam? Keine Rothschild Zentralbank! Es betrifft also bei weitem nicht nur die USA! Die Punk-Attitüde spielt in unserer Karriere aber definitive eine große Rolle! Unsere Wurzeln als Crossover-Band waren und sind – damals wie heute – ein Großteil meiner Texte. Ich singe nicht über Drachen und Regenbögen. Meine Texte waren immer schon mehr Punk als Metal.  

Daniel: Ich mag das Artwork des neuen Albums sehr. Wer hat es gemalt? Wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen? Und wird es auch eine Vinyl-Version vom neuen Album geben? Das Artwork schreit ja geradezu danach.   

Kyriakos: Dimitri Patelis heißt der Künstler. Er ist großartig! Er hatte damals auch das Cover für „Eyes Of Tomorrow“ gemacht. Wir hatten fünfundzwanzig Jahre lang keinen Kontakt mehr zu ihm. Als wir über ein Cover nachdachten, hatte ich tonnenweise Ideen dafür und wollte auch ein Teil davon sein. Manche Ideen waren eindeutiger als andere. Mein Bruder und Manager sagte, er würde versuchen, Dimitri wieder aufzutreiben. Wir hatten aber keine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse von ihm. Als wir uns das letzte Mal unterhalten hatten, gab es so etwas wie Handys oder E-Mails noch nicht. Es war eine Herausforderung, ihn ausfindig zu machen! Das einzige, was wir von ihm wussten, war, dass er die USA verlassen hatte und nach Griechenland ausgewandert war. Mein Bruder fand dann unverhofft eine Internetseite, die Dimitri zwar entworfen, an der der er aber ewig nicht mehr gearbeitet hatte. Mein Bruder füllte das dortige Kontaktformular aus, und aus irgendeinem Grund entschloss sich Dimitri dann doch, da mal wieder in seinen Account zu schauen, obwohl er dort seit Jahren nicht mehr aktiv gewesen war. Er sah die E-Mail und rief meinen Bruder an. Er lebt jetzt in Montreal und sagte, er würde liebend gerne an unserem Cover arbeiten. Ich schickte ihm daraufhin ein paar Ideen, wir trafen uns dann letztes Jahr in Athen und machten das Cover fertig. Unser Maskottchen Zoidy sieht auf dem Cover noch gemeiner und böser aus als noch auf „Eyes Of Tomorrow“. Das Symbol auf seiner Brust nenne ich „Sinboleye”. Im Hintergrund sieht man noch tonnenweise andere Symbole. Symbole gibt es überall in der Welt der Elite, und wir haben einige davon auf dem Cover vereint. Dass ausgerechnet Dimitri unser Cover gemacht hat, macht das Album noch spezieller. Das Album wird bald auch auf Vinyl in Europa über Sleaszy Rider aus Griechenland erhältlich sein.    

Daniel: Die Musik ist wieder sehr komplex und aggressiv ausgefallen. Ich kann mir vorstellen, dass es echt schwierig ist, derart komplexe Musik zu schreiben und dabei noch so aggressiv zu sein. Wie geht Ihr da ran?   

Kyriakos: Da hast Du völlig recht! Normalerweise verliert progressive Musik schnell die Energie und Aggression. Man kann zwar heavy und progressiv zugleich sein, dann tritt es aber trotzdem nicht so sehr Arsch. Wir wollten auf diesem Album zeigen, dass wir richtig angepisst sind, dabei aber immer noch unseren technischen Anspruch bewahren. Wir haben dieses Mal das Augenmerk auf die Crossover-Basis gelegt und nur ein paar progressive Elemente hinzugefügt. Rays Schlagzeugspiel auf dem neuen Album ist so unfassbar, dass es automatisch die Musik noch aggressiver macht.     

Daniel: Das einzige, was mich auf dem neuen Album ein bisschen stört, sind die von Dir bereits erwähnten Intros, Zwischenstücke und Outros mit den gesprochenen Passagen. Was war die Idee dahinter?  

Kyriakos: Wie bereits erwähnt, sind die „gesprochenen Passagen” dazu da, die Geschichte zu erzählen oder die Botschaft zu vermitteln. Ohne diese Passagen kann es keine Konzept-Alben geben. Von “The Wall” (Pink Floyd) bis “Operation: Mindcrime” (Queensryche) sind solche Passagen fest ins das Konzept mit eingebunden. Wie viele das sind, oder wie lang, das hängt immer vom  Konzept ab, um es perfekt zu untermalen. Dies ist ein komplexes Konzept, und deswegen mussten sie zur Erklärung mit dabei sein. Einige Leute denken, dass diese Parts Songs oder Teile eines Songs sind, sind sie aber nicht!    

Daniel: Spielt Ihr denn wieder öfter live, seitdem das neue Album draußen ist? Und gibt es Pläne, bald mal wieder bei uns in Deutschland zu spielen?   

Kyriakos: Wir haben einige sehr geile Shows, seitdem wir wieder zurück sind. Aber seit der Veröffentlichung haben wir erst einmal wieder live gespielt. Im September spielen wir nochmal eine Show mit Warbringer und Enforcer. Wir würden liebend gerne mal wieder in Deutschland spielen! Wir hatten uns wiedervereinigt, um auf dem Headbangers Open Air zu spielen, wo wir uns ja auch getroffen hatten. Das sollte allen zeigen, wie sehr wir wieder gerne nach Deutschland kommen würden. Wir lieben die deutsche Metal-Szene!   

aftermathDaniel: Wie sehen den Eure Zukunftspläne mit Aftermath aus? Müssen wir erneut fünfundzwanzig Jahre auf ein neues Album warten? Deshalb hieß Eure Box auf dem Jahr 2011 wohl auch „25 Years Of Chaos“, haha!  

Kyriakos: Im Moment sind wir gerade dabei, das neue Album zu promoten. Wir haben zwei neue Lyric Videos am Start, die wir bald veröffentlichen werden. Zwei Lyric Video sind ein offizielles Video gibt es bereits. Wir denken darüber nach, zu jedem einzelnen Song ein Lyric Video zu machen. Wir würden gerne ein paar Konzerte in Deutschland spielen, bräuchten aber einen geeigneten Promoter, der dies in die Wege leiten kann. Über ein weiteres Album haben wir noch nicht nachgedacht. Aber wir lieben es, in dieser Band zu spielen, und es macht uns heute noch viel mehr Spaß als damals. Wenn wir aber ein neues Album machen sollten, dann wird es wohl nicht wieder fünfundzwanzig Jahre dauern, haha! Dafür aber achtundzwanzig Minuten purer Thrash!   

Daniel: Okay, Kyriakos! Das Schlusswort gehört Dir!

Kyriakos: Danke für das Interview, Daniel! Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder!

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Autor: Daniel Müller