THE PRODIGY – WIE ALLES BEGANN… DIE EINZIGE AUTORISIERTE BIOGRAFIE - von Martin Roach


Label:HANNIBAL
Jahr:2011
Running Time:221 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wenn ein prominenter Musiker stirbt, dann dauert es meist nicht lange, bis auch posthum plötzlich eine obligatorische Biografie erscheint. Anfang März beging Keith Flint von The Prodigy mit nur neunundvierzig Jahren Suizid. Doch ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, dass es sich hierbei um ein brandneues Buch handelt. Dem ist nämlich nicht so! Ich habe zum ersten Mal zum Ende meiner Realschulzeit von The Prodigy gehört, als sie richtig dick in den Charts waren. Doch tatsächlich behandelt dieses Buch nur die Zeit davor! Die Erstauflage stammt aus dem Jahr 1995, diese Wiederveröffentlichung auf Deutsch von 2011. Interessant ist, dass The Prodigy immer zur Technoszene zählten und den Rave populär gemacht haben. Wenn man diese Biografie liest, hat man aber irgendwie immer das Gefühl, es ginge hier um eine Punk-Band. Und tatsächlich waren sie es von ihrer Attitüde her auch irgendwie auch. Die Engländer wollten immer nur live auftreten, nur Geld verdienen, um sich damit besseres Equipment zu kaufen, haben immer auf Trends (und vor allem auf die damals allgegenwärtige Eurodance-Welle!) und den Verlauf des Musik-Business geschissen und immer nur genau das gemacht, was man nicht von ihnen erwartet hatte. Klingt eigentlich cool, oder? Ist es natürlich nur bedingt, denn ihre Musik ist nicht nur für Rock- und Metal-Fans anstrengend, sondern auch für Techno-Fans.

Während man bei „normalem“ Techno immer nur an Partys und gute Laune denkt, waren The Prodigy richtig hart und düster. Sie experimentierten auch viel mit ihrer Musik. So benutzten sie zum Beispiel auch E-Gitarren und bedienten sich im Alternative Rock, Punk, Jungle oder Trip-Hop. Martin Roach, der dieses Buch schrieb, erlebte den Aufstieg der Band von Anfang an und begleitete sie lange. In den Anfangstagen führte er stundenlange Interviews mit ihnen. Viele Interviews sind hier auch abgedruckt und schildern somit gut den Werdegang der Band. Einige Bilder sind auch zu sehen. Man versteht auch, warum sie sich immer so sehr von anderen abgekapselt haben. Sie hatten ihren eigenen Kopf, es gab ständig Drogeneskapaden und Streitereien. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen. Auch für Nicht-The Prodigy- und Nicht-Techno-Fans ist dieses melancholische Buch sehr interessant, denn es wirft einen tiefen Einblick in eine Szene, von der man – grob gesehen – als Metaller überhaupt keine Ahnung hat. Es gibt ein paar bemerkenswerte Gemeinsamkeiten, aber auch sehr viele markante Unterschiede. Gut finde ich, dass dieses Buch nach dem Tod Keith Flints nicht bis ins Jahr 2019 weitergeschrieben wurde, um die Geschichte zu vollenden. Da hier echt nur die frühe Phase erwähnt wird, wo sie noch Underground waren und sie kaum jemand kannte, hat diese Biografie auch irgendwie etwas Uriges. Auch wenn ich zugegebenermaßen mit ihrer Musik nie etwas anfangen konnte (auch jetzt im Nachhinein nicht…), macht dieser interessante Einblick in die Techno-Szene als Außenstehender durchaus Spaß!

ISBN: 978-3-85445-332-1

Note: Keine Wertung
Autor: Daniel Müller


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