DESTRUCTION - BORN TO PERISH


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2019
Running Time:50:18
Kategorie: Neuerscheinung
 

Mit Destruction steht mal wieder eine der dienstältesten deutschen Thrash Metal-Bands mit einem neuen Album auf dem Plan. Das ging ja schnell! Neulich habe ich erst bei Facebook gelesen, dass sie es – genau wie 1987 zum „Release From Agony“-Album – mal wieder mit einem zweiten Gitarrist versuchen (Damir Eskić, der bereits ein Gastsolo auf dem letzten Destruction-Album „Under Attack" im Jahr 2016 als Bewerbungsunterlage dagelassen hatte), schon ist das neue Album draußen. Wie ein Schnellschuss klingt „Born To Perish“, das nunmehr sechzehnte reguläre Studio-Album der Süddeutschen, aber keineswegs! Und die zweite Gitarre verleiht der Band tatsächlich noch mehr Wums. Während die Rhythmusgitarre weiter durchsägt, werden wilde Soli einfach nochmal oben drüber gejagt; eine Sache, die Mike Sifringer früher live im Alleingang gemacht und ohnenhin gut hinbekommen hat, aber sich jetzt noch besser ergänzt. Was auf „Release From Agony“ damals noch recht unbeholfen klang, funktioniert jetzt in beängstigender Perfektion. Natürlich klingen Destruction schon lange nicht mehr so holprig wie in den Anfangstagen. Die Doublebass ballert, das Tempo ist stets treibend. Alles ist perfekt auf den Punkt gespielt. Da wo bei Sodom – meiner Meinung nach – heute die zweite Gitarre völlig fehl am Platze ist – macht sie bei Destruction einfach Sinn. Das Schlagzeugspiel vom neuen Drummer Randy Black (unter anderem ex-Annihilator und Primal Fear) ist stellenweise fast schon progressiv.

Trotz zweitem Gitarristen und tollem, neuem Schlagzeuger bleiben Destruction aber immer bodenständig und eingängig. Sie lehnen sich nicht zu weit aus dem Fenster und wollen den Hörer auch nicht mit zu vielen Spielereien nerven und vergraulen. Hier hat alles seinen Platz. Schmiers angepisster Gesang ist ohnehin der Wiedererkennungswert und Mittelpunkt der Band. Und das bleibt auch so. Destruction entwickeln sich nur dezent weiter, so dass sie immer noch nachvollziehbar sind, und bleiben dabei somit immer Destruction und haben eine Menge Wut im Bauch, die raus muss. Dies ist auch das Bindeglied zwischen ihren alten und neuen Alben. „Betrayal" erinnert an alte Glanzzeiten, bei „Butchered For Life" muss ich mit seinem ruhigen Anfang (das Wort „balladesk" wäre natürlich eine Beleidigung!) an „Reject Emotions" denken. Aber pfeilschnelle, aggressive Tracks, wie zum Beispiel „Tyrants Of The Netherworld" (natürlich kein Desaster-Cover!), sind plakativ und stellvertretend für dieses wirklich rundum gelungene Werk. Das Album, welches es neben der Digipack-CD auch auf Vinyl und sogar als kultiges rotes, fabrikgefertigtes Tape gibt, enthält übrigens mit „Hellbound“ noch eine coole Tygers Of Pan Tang-Coverversion, die mir im Download aber leider nicht vorliegt, obwohl sie sonst in allen erhältlichen Versionen dabei ist (außer beim Japan-Import, wo stattdessen das Riot-Cover „Fire Down Under“ drauf ist). Wer mit den Alben nach der Jahrtausendwende gut klarkam, der wird „Born To Perish“ definitiv lieben, aber auch die alten Fans werden endlich wieder begeistert sein!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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