ROCKHARZ OPEN AIR 2019

Ballenstedt, Flugplatz Ballenstedt, vom 03.07.2019 - 06.07.2019

Rockharz - 2019 -2Nach dem Silberjubiläum in 2018 gibt es dieses Jahr das 26. Rockharz Open Air und wie schon die Jahre zuvor, ist auch die erneute Auflage restlos ausverkauft. Sie erreicht dabei mit 20.000 Besuchern den nächsten Meilenstein. So geht das Konzept des Veranstalters zum wiederholten Male voll auf, was nicht nur den tollen Bands mit diesmal Größen wie U.D.O., Amon Amarth, Dimmu Borgir, Epica oder Children of Bodom geschuldet ist sondern ganz offensichtlich erfreut die Fans auch die genretechnische Vielfalt und die weiterhin sehr familiäre Atmosphäre der Veranstaltung. Bereits im letzten Jahr diente die Startbahn des Flugplatzes als erweiterte Camping-Area. Dieses Jahr wurde mit dem gegenüber liegendem Parkplatz für die Tagesgäste erneut sehr viel zusätzlicher Platz geschaffen. Mit der entfremdeten Nutzung der Startbahn ist die für jeden mögliche Betrachtung des Geländes aus der Vogelperspektive nun nicht mehr mit Propellermaschinen, sondern zum wiederholten Male mit Hubschraubern möglich, was man keinesfalls verpassen sollte. Von hier aus erblickt man das weite Festivalgelände, die geschichtsträchtige Teufelsmauer und den malerischen Ort Quedlinburg, der mit seiner Stiftskirche zum Unesco Weltkulturerbe gehört und diesmal mit seinen preiswerten Unterkünften für meine wohlverdiente Ruhe nach den nächtlichen Festivalaktivitäten sorgte.

 

Rockharz - 2019-3Beim Rockharz gibt es mit der linken Dark Stage und der rechten Rock Stage zwei gleichwertigen Bühnen dar, die hintereinander bespielt werden, so dass man keine Band verpasst. Ich bin zum fünften Mal dabei und, bis auf unsäglichen Dauerregen, den das Megafestival im nördlichen Deutschland ja so häufig prägt, habe ich im Harz nun klimatisch alles erlebt, was die Tage im beginnenden Juli so mitbringen können. Im Jahr 2015 löste eine Sturmgefahr eine notwendige Sicherung der beiden Stages mit kräftigen Stahlseilen aus. Trotz kräftigem Wind und kühlen Temperaturen kam es letztlich nicht zu dem befürchteten Orkan. Im Folgejahr herrschten dann eher warme Temperaturen vor, wobei die Abende jedoch durch empfindliche Kälte geprägt waren. Das Festival in 2017 war, mit Ausnahme eines ganz kurzen aber heftigen Regenergusses, ich glaube es war am Freitag beim Auftritt von Unzucht, knochentrocken und richtig warm. Dieses Jahr gleicht dem letzten Jahr, welches durch eine Hitzeschlacht sondergleichen mit allerorts Warnungen vor Brandgefahren geprägt war. Heuer sind die Temperaturen allerdings etwas erträglicher und am letzten Festivalabend tröpfelt es sogar etwas. 

 

Tag 1, Mittwoch der 03.07.2019 

Wie bereits im letzten Jahr praktiziert, fliege ich auch dieses Jahr bereits am Mittwoch ein und übernachte in einem netten Hotel im nahen Quedlinburg. In der geschichtsträchtigen Stadt sind auch einige Musiker untergebracht. So treffe ich ganz unverhofft auf Andrey Smirnov, Fabian Dee Dammers und Tilen Hudrap, sprich die versammelte Axtfront von U.D.O,, dem Headliner vom heutigen Tag. Mit dem Einchecken im Hotel, einer kurzen Verschnaufpause nach der langen Anfahrt aus dem Münsterland und einer sehr kurzen Wartezeit am Pressestand bin ich so gegen 18:30 Uhr auf dem Gelände und nach einem kurzen "Hallo" mit den üblichen Pressekollegen geht es dann direkt zur Rock Stage. 

So verpasse ich die um 16:30 Uhr das Festival eröffnenden From North, die mit dem gleichnamigen Album in 2017 debütierten. Schade, ich hätte die Schweden gerne gesehen, so ich bekanntermaßer ein großer Fan des melodiösen Folk- oder auch Viking Metal bin. Neben einer Untermalung mit Flöten zeichnet die Formation insbesondere ein wechselhafter Gesang mit Cleans, Growls und bissigen Shouts aus. Dem Hörensagen nach, war das Gelände schon proppenvoll. Danach geht es mit Brothers of Metal und schwedischem Powermetal weiter. Auch diese vielköpfige Combo debütierte erst 2017 und findet mit ihrem Mix aus Freedom Call, Manowar und Sabaton sowie der Songgranate "Fire Blood And Stee" viele neue Freunde. 

 

Rockharz 2019 - linksIch starte mit Vader, gegründet bereits 1983 und damit einem Urgestein des Death Metal aus Polen. Mit gebrochenem "Deutsch" stachelt Gründungsmitglied, Kopf der Band und Sänger und Gitarrist in einer Person Piotr „Peter“ Wiwczarek die Fans an und zockt wild auf seiner Klampfe, während die Crowdsurfer von den "Grabenschlampen" aufgefangen und die ersten Circle Pits in den noch grünen Grund gestampft werden. Der Vierer gibt ordentlich Gas, während ein martialisches Monster, das an das Oberböse aus dem Film "Herr der Ringe" erinnert, als Backdrop auf die Scharen herunter blickt. 

 

Rockharz 2019 - Combichrist Weiter geht es mit Combichrist. Die Band ist ein wunderbares Beispiel für die genretechnische Vielfalt auf dem Rockharz Festival. Sie wurde 2003 vom Icon Of Coil - Frontmann Andy LaPlegua gegründet und startete zunächst im Future Pop. Danach wandte man sich einer härteren Gangart zu und agiert nun eher im Aggrotech und Rhythm ´n´ Noise. Ich sah sie erstmalig auf dem Amphi-Festival in Köln und habe meine Kamera schon im Anschlag für die Sprünge des Fronters, die da kommen dürften. Doch diesmal "Pustekuchen". Andy rennt zwar die Stage rauf und runter, verzichtet aber auf die Hopser. Beinahe genauso agil agiert der tolle Gitarrist Abbey Nex. Stilistisch braucht es ordentlich Percussion und einen Tastensound, der von Gregory Steward und Shaun Frandsen mit den entsprechenden Mätzchen geliefert wird. 

 

Rockharz 2019 - jboDie aus Erlangen stammenden und traditionell in knalligem Pink gewandeten J.B.O. gehören mit ihrem Fun-Metal zum Rockharz, wie kaum eine andere Band. Auch wenn ich mit Songs wie "Älla Bätsch", "Bolle", "Vier Finger Für eine Halleluja" oder "Hose Runter", so gut wie gar nichts anfangen kann, macht die Truppe um die beiden Fronter G. Laber und Vito C. immer Spaß und zieht die Meute, wie magisch an. Wenn man dann noch sein dreißigjähriges Jubiläum feiert, sich ordentlich gegen den ganzen Pöbel und rechte Gewalt auskotzt und zudem die Bandlettern noch ballonartig aufgeblasen werden, gehen die Fäuste hoch, bleibt kein Auge trocken und die Crowdsurfer haben Hochkonjunktur. 

 

Rockharz 2019 - UDO2017,also vor genau zwei Jahren, war Dirkschneider der Headliner der AFM-Label-Night. Seitdem hat sich eine ganze Menge getan. Man ist nun wieder als U.D.O. auf Tour, sprich hat den alten Accept-Klassikern gänzlich abgeschworen und sich mit nach dem aktuellen Album "Steelfactory" auch auf einigen Positionen verjüngt. Der ehemalige Circle II Circle- und Savatage - Gitarrist Bill Hudson wurde durch Fabían "Dee" Dammers ersetzt und ganz überraschend stieg zu Tourbeginn im August letzten Jahres auch noch Altmember Fitty Wienhold aus, dessen Part von Tilen Hudrap (ex-Testament, ex-Vicious Rumors) übernommen wurde. Auf der Promotour hatte man genug Zeit sich einzuspielen - ich besuchte die Band zu Anfang des Jahres in der Zeche in Bochum und in der Essigfabrik in Köln - so dass man heute, wie aus einem Guss wirkt und ein feines Set daher zaubert. Herr Dirkschneider screamt, was das Zeugs hält, Sohnemann Sven drischt, wie ein Berserker, auf die Felle des riesigen Kits und die Axtfront, mit zudem Andrey Smirnov am Sechssaiter spielt sich gekonnt die Soli zu. Mit "Animal House", dem Groover "Man And Machine", "Mastercutor", dem Rauswerfer "They Want War", den ruhigeren "24/7" und "In The Darkness" sowie dem neuen "Rising High" spielt man sich quer durch alle sechszehn Alben und zieht dabei alle Register. Als Fotograf mit der Erlaubnis für "Full Show" habe ich alle Hände voll zu tun, bin vor und hinter der Bühne, wühle mich durch ein volles Infield zum FOH und bin die Nacht und den ganzen Morgen dabei, die Shots zu bearbeiten und bereits am nächsten Tag via Facebook zu veröffentlichten. 

 

Tag 2, Donnerstag der 04.07.2019 

Die Bearbeitung der Fotos zieht sich hin und so verpasse ich am zweiten Festivaltag, der um 11:50 Uhr eröffnet, den heutigen Opener Bloodred Hourglass. Die fünfköpfigen Groove- oder Melodic Death Metaller bespielen als Erste die linke Dark Stage, stammen aus Finnland, gründeten sich 2005 und haben mit "Godsend" ihr drittes, ganz aktuelles, Album dabei. Wir bleiben in Finnland und machen mit Stam1na auf der rechten Bühne weiter. Die Gruppe ist seit über 20 Jahren im Thrash unterwegs und nennt bereits neun Silberlinge ihr Eigen, ist aber hierzulande doch eher unbekannt. Ich schaffe es erst so gegen 13:30 Uhr auf das Gelände und verpasse so auch noch die aus Sao Paulo in Brasilien stammenden Nervosa. Das ärgert mich mächtig, denn zu gerne hätte ich mir den Thrash der drei Amazonen mal livehaftig gegeben. Prika Amaral und ihre beiden Mitstreiterinnen fanden 2010 zusammen und stehen beim österreichischen Label Napalm Records unter Vertrag, welches ihre drei Longplayer veröffentlichte.

 

Rockharz 2019 - lacrimasMein Tag beginnt also heute mit Lacrimas Profundere und bereits im Fotograben fällt mir dieser sehr attraktive, unglaubliche agile und höchst kommunikative Sänger auf, der sich auch nicht davor scheut, diverse Male den Fans ganz nahe zu sein, sprich sich uns in den Graben gesellt. Julian Larre ist erst seit letztem Jahr bei den bajuwarischen Dunkelrockern dabei, die sich offensichtlich auf mehreren Positionen erneuert habe. Zum Beispiel mit Ilker Ersin am Bass, den der eingefleischte Powermetaller von Freedom Call kennt. Die Formation existiert bereits seit 1993, hatte also, wie das Festival selbst im letzten Jahr, sein silbernes Jubiläum. Mit "Bleeding The Stars" gibt es in Bälde ein ganz neues Album und schon heute mal einen Vorgeschmack.

 

Rockharz 2019 - UnguidedMit den schwedischen The Unguided geht es dann merklicher rauer zur Sache. Die Band erblickte 2010 das Licht der Welt, nachdem Sänger Richard Sjunnesson seine ehemalige Combo Sonic Syndicate aufgrund musikalischer Differenzen verließ. Mit der brachialer Gewalt des Melodic Death Metal, ausgerüstet mit knackigen Beats und interessant gemacht durch einen wechselhaft mal cleanen und mal rauen Gesang, kann der Fünfer die versammelte Meute überzeugen und hier da werden einige Circle Pits in das zunehmend trockenere Field gestampft.

 

Rockharz 2019 - van cantoMit A-capella ala Van Canto und einer wunderbar aufgelegten und wie immer sehr attraktiv gestylten Inga Scharf wechselt die Party auf die Rock Stage. Diese Band lebt von der guten Stimmung und der Beteiligung der Massen. Mit den Klassikern "Rebellion" von Grave Digger, "Ride The Sky" von Helloween oder "Master Of Puppets" von Metallica oder der bandeigenen Hymne "The Misson", sprich Songs , die jeder kennt und jeder mag, ist das aber kein Problem des Siebeners aus einer Sängerin, fünf Sängern und dem Schlagzeuger Bastian Emig.

 

Rockharz 2019 - coppeliusWenig krass ist nun der stilistische Wechsel zu den Hauptstädtern von Coppelius, die sich mit Schlagzeug, Kontrasbass, Cello und Klarinette dem Metal verschrieben haben. Wesentliche Köpfe des Ensembles sind Max Copella und Compte Caspar (beide jeweils Gesang, Klarinette und Cembalo), die vom singenden Bastille, ausgestattet mit Zylinder, bedient werden. Das Theaterstück, wo hier und dort mal gefächelt, mal gepudert oder auch der Klingelhut umgeht macht ordentlich Jux und Laune und Laune und ganz nebenbei wird sehr ordentlich musiziert.

 

Rockharz 2019 - Feuerschwanz Mit Feuerschwanz und einem genialen Intro aus der Titelmelodie von "Game Of Thrones" und dem Song "Krieger des Met" geht die Party munter weiter. "Mieze" trägt stolz ihre goldenen Engelsflügel zur Schau und wenig später stemmt sie ein riesiges Horn. Im weiteren Set wird das Horn durch Hupen bzw. Tröten ersetzt und schließlich baumelt sie am Galgen. Der geübte Rockharzgänger, weiß bei diesen Hinweisen exakt welche Songs da gerade dargeboten werden und auch das Hinsetzen im weiten Rund mit dem nachfolgenden Aufspringen des gerammelt vollen Infields ist Teil der einfach nur Laune machenden Show. Ernst sollte man den geilen Haufen des Hauptmanns auf keinen Fall nehmen, denn sonst gäbe es bei Songtiteln wie "Hurra, Hurra  Die Pest ist Da" doch einiges zu hinterfragen.

 

Rockharz 2019 - overkillMit den amerikanischen Uralt-Trashern von Overkill und einem Bobby "Blitz" Elsworth in bester Laune haben nun die Altmosher das Sagen vor der Bühne. Und es staubt gewaltig, wenn die Kampfstiefel in das Feld gehauen werden, die Circle Pits reihum kennen und dazwischen die ganzen Crowdsurfer getragen werden. Die Setliste kann sich mit "Last Man Standing", "Electric Rattlesnake", "Hello From The Gutter", "Elimination", "Head Of A Pin", "Bastard Nation", "Rotten To The Core", "Ironbound", "Fuck You", "Welcome To The Garden State" und "Fuck You (Reprise)" wahrlich sehen lassen.

 

 

 

Rockharz 2019 - LordiDie finnischen Lordi auf ihre Maskerade sowie ihren Megahit und Grand Prix Eurovision Hit "Hard Rock Hallelujah" zu reduzieren, zeugt von wenig Musikverständnis. Die Nordgestalten um Obermonster Mr. Lordi, den Bassisten Ox, den genialen Gitarristen Amen und die Keyboarderin Hella stehen einfach für richtig geile und direkt ins Blut übergehende Rocksongs. Die heutige Setlist ist dazu einfach spitze und umfasst mit "Sexorcism", "Would You Love A Monsterman?", "It Snows In Hell", "Naked in My Cellar", "Hug You Hardcore", "Who's Your Daddy?", natürlich "Devil Is A Loser" und dem anfangs erwähnten Übersong, nur Klassiker. Dazu macht Mr. Lordi den Entertainer vor dem Herrn und quasselt in ganz gutem "Deutsch" daher, Zwischendurch wird noch eine dralle Dirne stranguliert und wenn zum Ende die Flügel ausgebreitet werden, liegt der ganze Harz den sympathischen Rockern zu Füssen.

 

Rockharz 2019 - HämatomDie vier Franken von Hämatom, deren Members sich nach den Himmelsrichtungen benennen, sind in der Neuen Deutschen Härte, Groove Metal oder auch im Groove Rock unterwegs. Die Band feiert ihr fünfzehnjähriges Bestehen und wird Ende August ihr eigenes Festival "Maskenball" im Herzen des Ruhrgebietes ausrichten. Neben eigenen Kreationen mit so Titeln wie "Zeit für neue Hymnen", "Mein Leben Meine Regeln", "Fick das System", "Alte Liebe Rostet Nicht" oder auch "Wir sind Gott" hat man auch Zeit für das Queen-Cover "I Want It All". Die deutschen Rocker brennen ein richtiges Songfeuerwerk, unterstützt durch eine tolle Lightshow ab und richtig umjubelt wird der Ausflug von Schlagzeuger Frank "Süd" Joss, der auf einem Drumkit-Tablett durch die Mengen getragen wird.

 

Rockharz 2019 - wintersunIm sehr melodischen, ja mit vielen Hymnen durchzogenen Melodic Death Metal sind die finnischen Wintersun unterwegs. Die Band wurde von Sänger und Gitarrist ari Mäenpää gegründet, der Ensiferum in 2004 verließ. Ich liebe diese nordischen Klänge und man merkt dem Leader seine Musikbesessenheit jederzeit an. Toll reiht er sich für die Fotografen inmitten seiner Axtleute ein, während primär die Stücke von ihrem Debütalbum heute auf der Liste stehen. Nach "Beyond The Dark Sun", geht es direkt in den Kracher "Sleeping Sun" hinein und auch das kompositorisch ausgefeilte "Death And The Healing" erfreut sich größter Beliebtheit.

 

Rockharz 2019 - cradle of filthBei den britischen Extrem Metallern von Cradle Of Filth scheiden sich natürlich die Geister an den unglaublich hohen Screams von Dani Filth. Ich liebe diese Band, so neben dem hohen Wiederkennungswert durch den Gesang, vor allen Dingen hier auch exzellente Gitarristen am Werk sind und durchweg komplexe und atmosphärisch dichte Songs dargeboten werden. Vormals mehr dem Black Metal zugewandt gab es bei Cradle-Shows auch hier und da einige Kruzifixe oder Galgen mit teils recht martialischen Einlagen. Davon ist heute nichts zu sehen. Einzig das Backdrop zeigt eine Vampir-ähnliche Dame mit blutunterlaufenen Lippen. Dafür gibt es eine recht opulente Lightshow mit viel Nebel und einen Dani, der vormals häufiger im Hintergrund agierte, zuhauf in seinen typischen Keif- bzw. Gesangsposen. Lindsay Schoolcraft unterstützt ihn dabei durch liebliche Gesänge oder auch gesprochene Passagen. "Nymphetamine" ist der herausragende Song der Setlist.

 

Rockharz 2019 - AmonUm 22:45 Uhr ist dann Zeit für den Headliner des heutigen Tages und, ich möchte nicht vorweg greifen, aber in dieser Form auch der Headliner des gesamten Festivals und jeglicher Festivals die da kommen mögen. Wie schon bei U.D.O. darf ich wieder die gesamte Show, wahlweise aus dem Graben oder vom FOH, fotografieren und bin natürlich gespannt, wie ein Flitzebogen. Ich hatte Amon Amarth schon einige Male gesehen. Bislang waren es jedoch, bis auf ein Wacken-Festival, wo man damalig auf Drachenköpfen thronte, einzig Hallenshows mit daher sicherlich etwas reduziertem Pyroeinsatz. Natürlich habe ich alle Scheiben von Johan Hegg & CO, als Vinylsammler auch in unterschiedlichsten Editions und auch die neue "Berserker" habe ich mir schon reingezogen. Die heutige Setlist, die keine Wünsche offen lässt, liest sich wie folgt:"The Pursuit of Vikings", "Deceiver of the Gods", "First Kill", "The Way of Vikings", "Asator", "Cry of the Black Birds", "Fafner’s Gold", "Crack the Sky", "As Loke Falls", "Legend Of A Banished Man", "War of The Gods", "Death in Fire", "Shield Wall", "Raven`s Flight", "Guardians Of Asgaard", "Raise Your Horns", "Twilight Of The Thunder God". Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen eine prächtig agierende Band, ein gnadenlos gut aufgelegter Sänger, ein perfekter Sound und eine Light- und vor allen Dingen Feuershow, die bislang das Beste ist, was ich je gesehen habe. Dazu agieren Normannen, bewaffnet mit Schild und Schwert, im hinteren Teil der Setlist erwacht ein riesiger Drache hinter den genialen Bühnenaufbauten zum Leben und zum Ende prasselt ein Funkenregen auf die gestandenen Metaller nieder. Amon Amarth, das ist einfach nur megastark.

 

Rockharz 2019 - Amon 2Wie bereits am Tage zuvor packe ich nach dem Headliner meine Sachen, um möglichst zügig noch die Fotos zu speichern, zu sichten und am anderen Tage auszuwerten. So entgeht mir Joachim Witt, der mir stilistisch ohnehin etwas weniger zusagt. Wie viele andere kenne ich nur "Der Goldene Reiter" und die "Die Flut". Dem Hörensagen nach, muss der Auftritt eher zwiegespalten ausgefallen sein, was wohl den Ansagen des Meisters geschuldet war. "Rübezahl" ist der letzte Output des in die Neue Deutsche Härte gewandelten Songschreibers und stammt aus dem März 2018. 

 

Tag 3, Freitag der 05.07.2019 

Warum soll es mir heute Morgen anders als gestern gehen. Die Bearbeitung der Shots von Amon Amarth zieht sich hin und so schaffe ich es erst am frühen Nachmittag zum Festivalgelände. Den Anfang machen heute die Symphonic Metaller von Elvellon die 2015 mit ihrer EP "Spellbound" erstmalig richt auf sich aufmerksam machten. Treibende Drums, viel Bombast und eine begnadete Fronterin Nele zeichnen den jungen Fünfer vom Niederrhein aus. Mit Deathgrind von den deutschen Milking The Goatmachine, gestylt in Ziegenmasken geht es dann weiter. Wieder werden dem Hörensagen nach einige Circle Pits in den Grund gestampft und das Infield vor der Dark Stage erbebt durch heftigste Klanggewitter. Mit einem Mix aus Melodic Death und Doom Metal brettern dann Nailed To Obscurity weiter. Der Fünfer, gegründet 2005, stammt übrigens aus Esens in Ostfriesland.

 

Warkings lieferten im Herbst letzten Jahres mit "Reborn" ein saustarkes Album. Sie sind im melodischen Metal oder auch Powermetal mit merklich teutonischem Einschlag unterwegs und scheinen in ihrer Power und in ihrem Groove wie von Odin höchstpersönlich gesegnet zu sein. Kurzum der Vierer in entsprechenden Wandungen der damaligen Zeit, sei es als Kreuzritter, Wikinger, Spartaner oder römischer Feldherr machen richtig Laune. Für böse Zungen ist das alles abgelatschter Metal, den es in der Form schon zigmal gibt. Mag vielleicht sein, aber das träfe dann auf Bands wie Hammerfall, Sabaton und wie sie alle heißen, dann auch zu, und die sind doch allesamt geiler, oder ?

 

Betrachtet man nur den Bandnamen, so geht es mit Elvenking auf der anderen Bühne, ähnlich weiter, so auch sie den Heroen in ihrem Namen tragen. Sie stammen allerdings aus Italien und bringen merklich Celtic- und Folkeinschläge in ihr Repertoire. Derweil verkündet Herr Mutz Drone eine Änderung in der nachfolgenden Running Order, so The Nightflight Orchestra wohl einen zu späten Flug genommen haben. Derweil rocken die Sechs mit ihrem Power Metal und wilden Aktionen die Bühne und erhalten den wohlverdienten Beifall.

 

Rockharz 2019 - irishMr. Irish Bastard kommen bei mir aus der Ecke, nämlich aus Münster. Ähnlich wie Fiddlers Green hat ihr irischer Folk einen merklichen Punk- und Ska-Einschlag, wobei sich ihre Songs merklich mehr um das Gerstenbräu drehen. Sie sind eine typische Partyband mit Gründungsjahr 2006 und der Leader am Gesang und der Gitarre ist Mr. Irish Bastard selbst. Und diese Mischung springt voll auf die Zuschauer über. Da wird ordentlich mitgegrölt, eine Polonäse getanzt, und ebenso gibt es Circle Pits und die bis dato meisten Crowdsurfer. Die armen Grabenschlampen, kriegen es bei dieser Hitze noch richtig ab.

 

Rockharz 2019 - omniumWie erläutert gibt es nun eine kurze Änderung in der Running Order und Omnium Gatherum haben zunächst ihren Slot. Wieder Finnland und wieder Melodic Death Metal ist man gewillt zu sagen. Doch dieser Sechser weiß immer zu überzeugen, was zunächst einmal an dem agilen Saitenhexer und Bandleader Markus Vanhala geschuldet ist. Jukka Pelkonen ist der Shouter, Anheizer und immer Blickfang. Er rennt hin und her, shoutet, was das Zeugs hält und interagiert mit den Fans wie kein zweiter. Neben klassischen Tracks wie "Frontiers" und "Skyline" gibt es auch viel Stoff vom neuen Album "The Burning Cold". Der Harz gerät in Wallung und feiert seine Lieblinge stürmisch ab.

 

Rockharz 2019 - nightflightAuf die nächste Combo freue ich mich ganz besonders. Ich bin im Herzen einfach Fan des Classic Rock im 70- und 80er-Jahre Style und genau das liefern The Night Flight Orchestra, gemixt mit Discomusik und zwei wunderbar dazu agierenden Backgroundtänzerinnen / Sängerinnen. Ich wiederhole mich in jedem Review zu den Schweden, aber der Name entstammt tatsächlich einer Situation auf einem Nachtflug im Jahre 2007, als sich der Soilwork- Sänger Björn Strid mit dem Gitarristen David Andersson über den Classic Rock bzw. AOR der 1980er-Jahre unterhielt und aus dieser Unterhaltung die Idee zur Band entstand. Am Bass agiert übrigens Sharlee D´Angelo von Arch Enemy. Wer Bands wie Toto, Kiss, REO Speedwagon , Boston, Supertramp und ich nenne dazu auch immer Smokie mag, der kommt einfach an den Schweden nicht vorbei. Hier die kurze aber intensive Setlist, die von meiner Seite aus, natürlich gerne doppelt so lang hätte sein können: "Sometimes The World Ain't Enough", "Gemini", "Something Mysterious", "Paralyzed", "Can't Be That Bad", "1998", "Lovers In The Rain" und "West Ruth Ave".

 

Rockharz2019 kissinNach den Schweden kommt mit den schwäbischen Kissin' Dynamite der nächste Burner und das sprichwörtlich. Leider sind Sänger Hannes Braun und seine Mitstreiter aus dem Fotograben kaum hinter den pyrotechnischen Aufbauten auszumachen, aber was da abgeflammt wird, ist schon der Wahnsinn. Bei jedem Song, ob dem Opener "I've Got the Fire", "Love Me, Hate Me", der Mitgrölnummer "Sex Is War" oder dem klasse inszenierten "I Will Be King" mit Thron und langer, roter Schleppe und dem kitschigen "You're Not Alone" hauen die Flammen raus. Die Band ist hyperagil wie immer und das rappelvolle Field liegt dem Fünfer zu Füßen. Eine richtig tolle und absolut überzeugende Show. Da freiú ich mich auf das "Tank mit Frank" in Greven, wo die Band den Headlinerstatus innehat.

 

 

 

Rockharz 2019 calibanEs folgt ein dramatischer Stilwechsel. Denn nun gibt es Rotz und Core und von beidem jede Menge von den Hattinger Jungs namens Caliban. Der Stoff ist hart, brachial und verlangt einiges, nämlich nach oben gestreckte Fäuste, geschüttelte Mähnen, Circle Pits ohne Ende, Crowdsurfer und natürlich eine echte "Wall of Death". Es staubt und ballert bei dem treffenden Tietöl "This Is War". "Walk Alone", "Davy Jones" und "Ich Blute Für Dich" kennt man auch.

 

 

Rockharz 2019 - soilworkEs folgt Björn Strid die zweite Version mit seiner eigentlichen Band Soilwork. Die Melodic-Death-Metal-Band aus Helsingsborg in Schweden ist zusammen mit In Flames, At The Gates oder Dark Tranquility prägend für das Genre. Die Jungs sind in fantastischer Verfassung, geben richtig Gas und werden vom Publikum mehr als abgefeiert. Hier sind echte Freaks am Werk, die ihr Handwerk mehr als verstehen. Dennoch wirkt die Show nie stilisiert sondern kann mitnehmen und rundweg überzeugen. 

 

Rockharz 2019 - Dragonforce Jeder der auf der damaligen, ich glaube es war die vierte, Full Metal Cruise dabei war, ist damals zum Fan von Dragonforce und dem übergenialen Gitarristen, ja Flitzefinger Hermann Li geworden, der mit seinem Sechssaiter in den Pool sprang und unter Wasser munter weiterspielte. Wasser gibt es heute nicht, aber an verrückten Soli von Li und Sam Totman mangelt es auch heute nicht. Dazu gibt es einen bestens aufgelegten Marc Hudson und Bühnenaufbauten vom Feinsten. Das Drumkit von Gee Anzalone dürfte das Größte des Festivals sein und der Drache im Backdrop wirkt einfach klasse. Schnell, bunt, quietschig und mitreißend sind die Briten und die Songs wie, "Ashes Of The Dawn", "Heroes of Our Time", "Black Winter Night", natürlich "Fury Of The Storm" und die Prüfung eines jeden Gitarristen mit "Through The Fire And Flames", einfach klasse.

 

Rockharz 2019 - HypocrisyIch liebe Pain, das Sideprojekt von Peter Tägtgren. Die meisten kennen ihn aber als Shouter / Growler und Gitarristen von Hypocrisy, wo er mit Mikael Hedlund am Bass und Reidar Horghagen an den Drums, bereits seit 1991, anfangs als Seditious, unterwegs ist. Natürlich hat sich im Laufe der Zeit das Line Up mehrfach geändert. Sogar Gary Holt war mal live mit dabei. Stilistisch sind wir im Death Metal mit dunklem Touch, der nicht ganz meiner Kragenweite entspricht. unterwegs. Macht aber nix. Man freut sich über die Rückkehr der Stockholmer und feiert sie ab.

 

 

 

Rockharz 2019 - saltatioSaltatio Mortis sind im Mittelalter Rock unterwegs und gehören zu den Größten des Genre. Das beweisen sie auch auf dem Rockharz mit fulminanten Feuereinlagen und einer abfeiernden Crowd, die bis weiter hinter die FOHs reicht. Kopf der Band und von daher immer im Zentrum und nur so auch von den Kameras im Graben gut einfangbar, so sich der Rest hinter oder zwischen größeren Aufbauten verbirgt, ist Alea der Bescheide. Er singt, bedient den Dudelsack, die Schlamei, die Gitarre, das Didgeridoo, vor allen Dingen aber das Publikum. Die Karlsruher sind weit weg vom üblicher Allerlei, geschweige denn irgendeinem Schlager, denn ihre Songs sind durchweg sehr kritisch und prangern unsere Fehler deutlich an. So entstehen mitreißende Nummern wie "Wo sind die Clowns?", "Brot und Spiele", "Wachstum Über Alles", "Europa", "Besorgter Bürger" und zum Ende "Ich Werde Wind", welches mit fulminanten und nicht enden wollenden Feuerstößen abschließt. Ich finde es super sympathisch wenn Alea nach der Show zu seinen Fans in den Graben geht, alles signiert, was ihm dargeboten wird und Flyer für die nächsten Shows verteilt.

 

Rockharz 2019 - dimmu borgirAls Headliner des heutigen Abends dürften Dimmu Borgir einzustufen sein, so sie den Slot bis kurz nach Mitternacht ausfüllen. Stilistisch dem symphonischen Black Metal zuzuordnen suchen sie die Dunkelheit und Kälte, was uns Fotografen im Graben den Job verdammt schwer macht. Die Gesichter sind hinter den Kapuzen kaum auszumachen und erst als die ersten Knipser den Graben aus lauter Frust verlassen, zeigen die Norweger bei "The Chosen Legacy" erstmalig ihre Fratzen. Ich bin Fan der ersten Jahre, so bis etwa "Spiritual Black Dimensions". Nachfolgende Werke sind zwar als Vinyl vorhanden aber noch "mint". Shagrath und sein gutturaler Gesang sind und bleiben faszinierend. Ich finde ihre Show "in Summe" jedoch etwas zu eintönig, ja zu bitter, zu kalt. Sie bewegen mich nicht, wenn ich auch den Blick nicht von dem blauen Licht und den mehrfach eingesetzten Dampfkanonaden nicht abwenden kann.

 

Ich bin platt und trete den Heimweg an, währenddessen die Wiener von Russkaja mit ihrem Rock, Ska und Polkabeats die Massen in freudige Stimmung bringen. Das haben sie nach der norwegischen Düsterdusche auch bitter nötig. So nötig, dass mit niederländischem Pagan und Folk Metal von Heidevolk gleich noch ein Spassmacher die Rock Stage unsicher macht, und den Verbliebenen, ob nüchtern oder sturzbesoffen, bis 1:45 Uhr den Marsch bläst bzw. in den Allerwertesten tritt. 

 

Tag 4, Samstag der 06.07.2019 

Rockharz 2019 - followNach Sicherung aller Fotos muss ich heute Morgen nichts mehr bearbeiten und so bin ich pünktlich um 11:20 Uhr im Graben vor der Rockstage um die schwedischen Follow The Cipher abzulichten. Die Wurzel des Fünfers liegen beim Gitarristen Ken Kängström, der zusammen mit Joakim Broden, einige Songs, unter anderem "Carolus Rex", der schwedischen Powermetaller Sabaton komponierte. Los geht es mit dem Titeltrack "Enter The Cipher", der in seinen Tunes und Arrangements schon durchaus an Nightwish erinnern kann. Etwas proggiger ist "A Mind´s Escape", während "Play With Fire" von Synthesizer-Teppichen umgarnt wird. Die rothaarige Linda Toni Grahn erinnert in ihrer Stimmlage teils an Noora Louhimo von Battle Beast und anderseits sind auch Parallelen zu Annette Olzon, der ehemaligen Sängerin von Nightwish, nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie kommt allerdings nur ansatzweise an die genannten Röhren heran, da sie deutlicher weniger Volumen in ihrer Voice aufzeigt. Auf der Stage gibt sie allerdings durchaus die Rampensau und frontet mit ihren ihren Jungs um die Wette.

 

Rockharz 2019 - hellbouleWir wechseln die Bühne zu Hell Boulevard, die stilistisch eher zum Amphi-Festival oder auf das Mera Luna passen. Mastermind und Gründer ist der Vocalist Matteo vDiva Fabbiani mit rauchiger, tiefer Stimme. Die Band vereint auf einmalige Art und Weise klassische Gothic-Tunes mit Rock n‘ Roll, in denen orchestrale Akzente auf bissige Gitarrensoli treffen. Sie entwickelten sich 2014 aus der eidgenössischen Formation Lost Area. Das letzte Album "In Black We Trust" stammt von 2018 und wurde von Chris Harms von The Lord of The Lost betreut. Die Combo punktet ordentlich und treibt den Fans den letzten Schlaf aus den Augen. Mit dem Britney Spears - Cover "...Baby One More Time" können sie richtig überraschen.

 

Rockharz 2019 - visions Mit Visions Of Atlantis und der attraktiven und superschlanken Clementine Delauney die sowohl alleine wie auch im Duett mit Michele Guaitoli brillieren kann, geht es mit Symphonic Metal und Power Metal, gebürtig aus der Steiermark, weiter. Stilistisch erinnernd an Edenbridge oder auch die göttlichen Nightwish schaffen sie ihre eigene Nische durch vornehmlich die dualen Gesangslinien. Bei einer ergreifenden Ballade lässt sich die französische Sopranistin nur von einem Klavier begleiten. Das führt in knalligen Mittagssonne zu Gänsehaut auf den schweißnassen Armen der treuen Fangemeinde.

 

Rockharz 2019 - fredom callMit fränkischem Powermetal mit Happy-Feeling und einem seit kurzer Zeit noch auf Solopfaden agierendem Chris Bay als Sänger, Gitarrist und Fronter in einer Person können Freedom Call ruckzuck die Massen für sich gewinnen. Und das Infield vor der Dark Stage ist nun proppevoll. Lars Ratz an der Leadgitarre ist noch einziges verbliebenes Member der bekannten Formation. Ilker Ersin ist durch den Basser Frencesco Ferraro ersetzt worden und hinter dem Kit sitzt Timmi Breideband, den man von den Ingolstädter Bonfire kennt. Die Setlist vereint mit "Tears of Babylon", "Union Of The Strong", der Bandhymne "Freedom Call", natürlich "Metal Is For Everyone" mit entsprechender Ansage von Chris, "Power & Glory", "Warriors" und "Land Of Light" nur Klassiker.

 

Rockharz 2019 - burning Burning Witches aus der Schweizer sind weiter auf "Hexenhammer"-Tour, um ihr zweites Album, erschienen bei Nuclear Blast zu promoten. Ich hatte das Vergnügen den femalen Fünfer bereits im Frühjahr beim OS-Feast in Osnabrück, damals noch mit Seraina Telli am Mikro kennen zu lernen. Es war ihr letzter Gig. bereits beim Sweden Rock agierte man mit Laura Guldemond, die meines Erachtens etwas weniger Power an den Tag legt aber stimmlich gleichermaßen überzeugen kann. Ihre Songs wie "Metal Demons", "We Eat Your Children", "Hexenhammer", "Bloody Rose", "Jawbreaker" und natürlich "Burning Witches" sind allesamt Knaller und dazu ledern sich die durchweg attraktiven Girls richtig einen ab. Allen voran die Gitarristin und Bandleaderin Romana Kalkuhl und die quirlige Sonia Nusselder. Produziert und geleitet werden die hexen übriges von Marcel "Schmier" Schirmer von den deutschen Thrashern Destruction. Mit "Holy Diver" wagt man sich übrigens gekonnt an ein Cover von Altmeister Ronnie James Dio (RIP).

 

Rockharz 2019 - grand magusAuf den flotten Metal aus der Schweiz folgt nun der groovende, stonerlastige und vor Doom triefende Metal von Grand Magus aus Schweden. Das Trio agiert nicht zum ersten Male beim Rockharz und so kommt die Meute mit "I, The Jury", direkt in den Schwung der Mähnen und das Trainieren der Nackenmuskulatur. Man stampft zu "Steel Versus Steel" in das ausgedörrte Field, schwenkt die Bierbecher und Hörner zu "Iron Will" und klatscht vereint zum Stampfer "Hammer Of The North". Kein anderer als der Chef vom Metal Hammer höchstpersönlich, nämlich Thorsten Zahn, agiert wachsam über das nordische Dreieck. Am Schlagzeug ist übrigens Ludwig Witt, der auch bei Spiritual Beggars, dem Sideprojekt von Michael Amott von Arch Enemy in die Felle drischt.

 

Rockharz 2019 - anvilMit kanadischem Metal aus Kanada und einem, wie immer super aufgelegten Steve "Lips" Kudlov, geht auf der anderen Bühne weiter. Diese, heute nur noch als Trio agierenden Anvil, wurden bereits 1978 gegründet und galten damals als Vorreiter für den Speed Metal, einem Genre, welches es in dieser Form heute gar nicht mehr gibt. Metallica und Megadeth, die heute zum Thrash gestellt werden, gehörten damals auch dazu. Allerdings agieren heutige Thrash, Death- und Melodic Death Metaller auch wesentlich schneller und härter. Mit Dauergrinsen und einem Vibrator als Plektron für die sechssaitige Klampfe und einem irren, wirren, witzigen Chris Robertson am Tieftöner machen Anvil mehr Laune und Jux als viele sogenannte Spaßcombos. Hier lacht man nicht sondern grinst verschmitzt.

 

Rockharz 2019 - hardline Hardline wurden bereits 1991 von den Brüdern Joey und Johnny Gioeli gegründet. Anfänglich dabei waren sogar Gitarrist Neal Schon und Schlagzeuger Deen Castronovo von Journey. Die Band zerfiel und heute kennt man Johnny Gioeli insbesondere als exzellenten Shouter von Axel Rudi Pell. In der jetzigen Formatíon wird Johnny von Josh Ramos an der Gitarre, der weiblichen Bassistin Anna Portalupi, von Francesco Jovino (u. a. Primal Fear) am Schlagzeug und von Alessandro Del Vecchio (u. a. Jorn, Rated X, L.A. Guns, Mr. Big) an den Tasten unterstützt. Stilistisch sehr an Rainbow, Whitesnake, Deep Purple oder auch an Uriah Heep angelehnt, weiß man nun, wie Axel Rudi Pell auf seinen Sänger aufmerksam wurde. Auf dem Rockharz kommt dieser Classic Rock offensichtlich nicht an. Das Infiled ist von 16:15 bis 17:00 Uhr leer, wie selten. Recht unangenehm agierte zudem das Management der Truppe, welches im Nachhinein sämtliche Fotogalerien durchforstete und bat, wirklich gute Shots von Johnny zu entfernen. Bei Axel Rudi Pell ist es beinahe Schnuppe, welche Bilder von Herrn Gioeli veröffentlich werden.

 

Rockharz 2019 - graveMit Grave aus Schweden folgt nun der oben erwähnte Death Metal in seiner natürlichsten Form mit Gründungsjahr anno 1986. Von Anfang an dabei ist Shouter Ola Lundgren. Man ergibt sich archaisch und nationalbewusst und hat neben Kruzifixen auch die schwedische Flagge an Bord. Dazu wird gehämmert, geraspelt und gedröhnt, was Saiten und Felle hergeben und wenn dazu noch ein wuchtiges Organ beim Klassiker "Into The Grave" hallt, können alle nietenbesetzten Gläubiger richtig einen abmoshen.

 

Rockharz 2019 - kaerbholzKärbholz stammen aus Ruppichteroth im Rheinland, sind seit 2003 unterwegs, haben seitdem zehn Studioalben unter die Leute gebracht und zelebrieren als einzige Band des diesjährigen Festivals klassischen Deutschrock, mit Einflüssen aus Punk und Indie. Sänger Torben Höffgen ist ein Kraftprotz und ebenso guter Sänger wie Animateur und so liebt ihn das Harzer Publikum, auch für seine eingängigen Texte. "Überdosis Leben", "Herztier", "Mutmacher" und Tiefflieger" sind sonnenklar zu verstehen und einfach mitsingbar, wie es sich für das Genre gehört.

 

Rockharz 2019 - legionsEs folgen Legion Of The Damned aus den Niederlanden. Ich bin wahrlich kein Freund des Daeth- und Thrashmetal. Wenn es aber so oldschool und simpel zur Sache geht, wie bei den Orangefarbenen, bin ich mit Herz und Laune dabei. Es staubt gewaltig und die Jungs der Security / Grabenschlampen kriegen alle Hände voll zu tun. Seit Anbeginn ist, wie auch der Schlagzeuger, Mattenschwinger Maurice Swinkels am Ständer. Die fünfte Scheibe "Descent Into Chaos", datiert aus 2011 und wurde vom Hypocrisy- / Pain-Mann Peter Tägtgren produziert. Heuer ist man mit "Slaves Of the Shadow Realm" beim siebten Album und hat sich textlich mehr und mehr dem Satanismus abgewandt und dem Krieg und Terror zugewandt.

 

 

Rockharz 2019 - Mono IncAls ich Mono Inc. das erste Mal hörte und sah, es müsste auf dem Amphi-Festival in Köln gewesen sein, lag in in einer Bewertung irgendwo zischen Schlage rund Kitsch. Heute beurteile ich das wesentlich wertfreier und annehmbarer als eingängigen Gothic-Rock und führe mir bei der Autofahrt doch gerne die eine oder andere Zusammenstellung, gerne auch mal live, zu Gemüte. Kopf der Band und Sänger ist Martin Engler. Das Schlagzeug ist mittlerweile nahezu vollständig von Katha Mia übernommen worden. Neben den bekannten Klassikern, wie "Welcome To Hell", "Gothic Queen", "Voices Of Doom", meinem erklärtem Lieblingstrack "Arabia" und dem tollen Rausschmeißer "Children Of The Dark", kann Katha insbesondere bei ihrem Solo zu der Filmmusik von "Das Boot" überzeugen. Die Stimmung ist famos und dazu gibt es eine ausgeklügelt Light- und pointierte Feuershow. Auch bei mir springt der Funke sofort über und erzeugt ein um das andere Male eine richtig intensive Stimmung.

 

Rockharz 2019 - EpicaDas Festival nähert sich dem Ende und es geht fast an 21 Uhr ran, als Epica die Rock Stage entern. Das Rockharz 2019 ist das einzige Festival, was die Niederländer um die charismatische Sopranistin Simone Simons dieses Jahr bestreiten. Für viele dürften die Symphonic Metaller den Headliner des heutigen Tages repräsentieren und genauso so sieht sich die Truppe auch. Da wird einiges aufgefahren und die gesamte Show ist nur so gespickt von Flammenfontänen, die allerdings im Verlauf der Zeit doch kräftig verweht werden. Es wird rauer, windiger und es fällt leichter Regen. Mit Nummern wie "The Last Crusade", "Storm the Sorrow", "The Essence of Silence", "Cry for the Moon", "Unchain Utopia" und dem Rauswerfer "Consign to Oblivion", um nur einige zu nennen, lässt es der Sechser auch songtechnisch gewaltig krachen. Aktiv wie immer und mit einem exzellenten Marc Jansen am Sechssaiter und einem spritzigen Coen Janssen am tragbaren Keyboard lassen Epica, die m. E. den zweite Platte im Symphonic hinter den großen Nightwish innehaben, auch heute nichts anbrennen. Nach Durchsicht der Fotos fällt mir allerdings auf, dass sich Simone, zumindest was ihre Fotopräsenz betrifft, doch arg zurückhält und nur selten ihr Gesicht zeigt. Bereits bei der Autogrammstunde war Epica die einzige Band, die nicht fotografiert werden wollte. Vielleicht ist sie leicht erkältet oder ihr gefällt der aktuelle Style mit den kleinen Schmucksteinen unter den Augen nicht so.

 

Rockharz 2019 - korpiIch war noch nie ein wirklicher Freund vom "Klan des Waldes", wie Korpiklaani übersetzt heißt. Die Finnen sind im Folk und im Humppa unterwegs. Charakteristisch stellen sie sich in einer Reihe mit ihren diversen Instrumenten auf und sind eher im Spass- und Saufgenre unterwegs. Da passen auch ihre bekanntesten Titel wie "Tequila" und "Vodka", wie die Faust aufs Auge. Dieser Songs werden allerdings erst später zelebriert, wobei dann gleich noch "Beer Beer" und "Happy Little Boozer" folgen, um den Kasten sprichwörtlich voll zu machen. Bis dato wird allerdings die Lust der Fans doch arg strapaziert, zumal es empfindlich kühl und vor allen Dingen nasser geworden ist.

 

Rockharz 2019 - childrenNach der obligatorischen Dankesrede des Veranstalters, der zusammen mit einem Teil der Festivalcrew auf die Bühne kommt, übernehmen dann Children of Bodom den eigentlichen Hauptslot bis Mitternacht. Die Bühne wird mächtig eingenebelt und in, für uns Fotografen, sehr ungünstiges Licht getaucht, so dass die Akteure zwar visuell zu erkennen aber kaum zu fixieren sind. Alexi Laiho ist Shouter und exzellenter Saitenhexer der Finnen und bestimmt liefern er und seine Band ein gutes Workout ab, alleine die fünf Melodic Death Metaller können mich heute nicht mehr überzeugen, was vermutlich aber auch daran liegt, dass ich einfach völlig platt bin. Die Songauswahl beeinhaltet mit " Hate Me!", "Downfall", "Bodom Beach Terror" oder "If You Want Peace... Prepare For War", sogar eine Menge auch mir bekanntes Zeugs.

 

Nach Mitternacht wird das Festival von den Irish Folk Rockern The O´Reillys & The Paddyhats fortgeführt und geht mit langsamem und nochmal folklastigem Doom des Apocalypse Orchestra zu Ende. Während dessen falle ich müde und kaputt in mein wohliges Bettchen, wohl wissend, dass ich morgen noch eine lange Tour vor mir haben werden. So habe ich mich am Wochenende noch die Akkreditierung für den einzigen deutschen Whitesnake-Gig in Köln erhalten. Mein eigenes Bettchen wird mich dann wohl erst in den späteren Morgenstunden begrüßen.

Rockharz - ende

 

Ich kann mich nur zu den Vorjahren wiederholen. Trotz inzwischen zahlreich besuchter Festivals, die Einzigartigkeit dieses Open Airs im Harz bleibt bestehen. Nirgendwo kann man mehr Bands sehen, genießen und das in wirklich familiärer und lockerer Atmosphäre. Als Liebhaber des klassischen Rocksounds, des Pagan- und des typischen Heavy Metal bin ich mal wieder voll auf meine Kosten gekommen. Meine Highlights für das Rockharz 2019 heißen Amon Amarth, The NIghtflight Orchestra, Kissin´ Dynamite, Dragonforce und die Bands mit femaler Fronterin am Samstag wie Visions Of Atlantis, Burning Witches aber diesmal eben auch Mono Inc. Die Shows von Amaon Amarth, Saltatio Mortic oder Epica waren opulent und absolut überzeugend.

 

Der Run auf die Frühbuchertickets ist bereits in vollem Gange während für das nächste Jahr bereits die großartigen Running Wild, Accept mit Orchester, Subway To Sally, Eluveitie, Ensiferum, Destruction oder Ost + Front bestätigt sind. Unter https://www.rockharz-festival.com/ erfahrt ihr, wie gewohnt, alle Neuigkeiten. Bleibt mir nur abschließend zu sagen: "Rockharz - Vielen Dank für diese tollen Tage und bis zum nächsten Jahr".

 

 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey