AYREON

Tilburg, Poppodium 013, 15.09.2019

ayreon damian wilson live2019Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, wohnten wir der letzten Aufführung des „Mozart der Neuzeit“ bei. Heute nun haben wir die Chance bekommen die finale Show, der insgesamt fünf restlos ausverkauften Shows, live und in Farbe zu erleben. Das Motto der Veranstaltung ist „Electric Castle Live And Other Tales“ Die aus der halben Welt angereisten Zuschauer und Fans, kommen dieses Mal aus insgesamt vierundsechzig verschiedenen Nationen! Wir sprechen mit Brasilianern, Mexikanern und allen möglichen Anderen. In unserem Hotel treffen wir auf ein Paar aus Alabama, die auch eigens wegen der Show angereist sind. Wobei noch zu erwähnen ist, dass der Großteil der Fans mindestens zwei Shows besucht. Da lacht natürlich die örtliche Konsummaschinerie, was sich an den doch recht hohen Preisen für das vielfältige Merchandise zeigt. Eine clevere Idee, das geneigte Käufer bereits von zu Hause aus vorbestellen konnten und an einem extra Stand ihre kostspieligen Devotionalien in Empfang nehmen können. Gab es beim letzten Event „Universe“ noch hübsche Presse und Fotopässe, gibt es dieses Mal nur ein schnödes Papier Wristband der Venue. Und entgegen dem etwas anderslautenden Text der Mail, dürfen wir als Pressemitarbeiter diesmal auch nicht früher in den Saal, wie uns ein Mitarbeiter des Poppodium ziemlich rüde klar macht. Auch die Fotoerlaubnis beschränkt sich im Gegensatz zum letzten Mal, lediglich auf die ersten vier Songs, was bei der Vielzahl der Akteure sehr schade ist, da ja nicht alle bei den ersten Songs in ihrer prächtigen Kostümierung in Erscheinung treten. Allerdings sehe ich im Nachhinein, das recht viele Fotografen später aus dem Publikum heraus fotografiert haben. Nun, wir haben uns aber an die Regeln gehalten. Schließlich will man ja auch niemanden verärgern.

 

ayreon simone simons live2019Der Saal ist restlos voll und die Uhr schlägt viertel nach Acht als der Zauber losgeht. Das bunte Ayreon Märchen beginnt. Die Liste der Mitwirkenden ist ellenlang und liest sich quasi wie das Who is Who der Szene. Die Rollen werden gespielt und gesungen von Fish (ehemals Marillion) als The Highlander, Anneke van Giersbergen als The Egyptian, Damian Wilson als The Knight, Thijs van Leer als The Flute, Ed Warby an den Drums, Edward Reekers als Futureman, Edwin Balogh als The Roman, George Oosthoek als Death, Arjen A. Lucassen als The Hippie, Simone Simons als The Indian, Mark Jansen auch als Death, John Jaycee Cuijpers als The Barbarian, Marcela Bovio und Robert Soeterboek am Gesang, Dianne van Giersbergen und Jan Willem Ketelaers als Background Chor, dazu Bassist Johan van Stratum, Keyboarder Joost van den Broek, Lead Gitarre Marcel Singor, weitere Gitarren Ferry Duijsens und Bob Wijtsma, an der Geige Ben Mathot und am Cello Jurriaan Westerveld. ayreon john jaycee live2019 Für den „Other Tales“ Teil treten dann noch einmal The Gentle Storm mit Anneke van Giersbergen, Lost in the New Real mit Arjen Lucassen, Stream of Passion mit Marcela Bovio, Guilt Machine mit Damian Wilson und Simone Simons als Ambeon in Erscheinung. Last but not least besetzt sich das “Star One” Projekt mit Robert Soeterboek, Dianne van Giersbergen, Marcela Bovio, Damian Wilson, and Jaycee Cuijpers. Natürlich sind die Protagonisten entsprechend ihrer jeweiligen Rolle kostümiert. So hat Damian Wilson sichtlich Spaß daran sein Schwert zu ziehen, während Simone Simons mit indianischer Gesichtsbemalung schon recht beindruckend wirkt. Auch Thijs van Leer geht vollends in seiner Rolle als Flötenmann auf. Dazu die beiden Figuren, die „Death“ darstellen, sie sind hervorragend als Totenschädel geschminkt. ayreon anneke  live2019Ich habe das Gefühl, das alle Mitwirkenden von einem gewissen Stolz erfüllt sind, ein Teil dieser Produktion sein zu dürfen. Es gibt immer wieder neue Details zu entdecken. Ja, ich kann verstehen, warum viele Fans sich in weiser Voraussicht gleich Karten für mehrere Vorstellungen gekauft haben. Es ist schon wahrlich eine echte Herausforderung, alle die kleinen Details in einem Durchgang wahrzunehmen. Eine durchweg wahnsinnige und gigantische Aufführung, die ein absolutes  Höchstmaß an Koordination und präziser Bühnentechnik erfordert. Die Bühne ist als riesige Burg gestaltet, ein Gestell mit Stoffbahnen und zwei hohen Türmen samt Balkon. Arjen Lucassen erzählt, dass sie eigentlich ein Spinal Tap Ding geplant hätten und die Burg dann ähnlich wie in besagtem Film, die Stonehenge Nachbildung, am Seil abgelassen wird. Nun scheinbar hat sich wohl jemand mit den Dimensionen vertan. Ein klangliches und visuelles Erlebnis, das seinesgleichen sucht, auch wenn früher mehr Pyros waren. Darauf verzichtet man diese Mal komplett, obwohl ich persönlich den einen oder andern Goldregen oder hier und da eine Feuersäule schon dramaturgisch interessant gefunden hätte. ayreon arjen live2019Dafür entschädigen natürlich die engelsgleichen Klänge der mitsingenden Damen Anneke, Diane und Marcela. Überragend ebenso Fish, der ehemalige Sänger von Marillion, mit seiner immer noch unverkennbaren Stimme und Damian Wilson. Optisch untermalt wird das Ganze durch mehrere Videoleinwände die gleichzeitig die Burgtore darstellen und einen Riesen Horizont, der sich im ständigen Wechsel befindet. Ein Gänsehautmoment jagt den nächsten und für die Fans des Niederländers kommt es einem Orgasmus gleich, diese Darbietung miterleben zu dürfen. Fahnen werden geschwenkt um zu zeigen aus welcher Ecke der Welt man kommt und Arjen ist sichtlich gerührt. Überhaupt scheint er seine Bühnenscheu ein wenig abgelegt zu haben, wie Insider vermuten ist dieses wohl zum großen Teil der Verdienst seiner Partnerin Lori A. Linstruth. ayreon fish live2019Bei dieser Lady bedanke ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich für ihren Einsatz hinsichtlich unserer Presseinladung. Man merkt gar nicht wie die Zeit vergeht, das Konzeptalbum der Electric Castle ist komplett gespielt und nun geht es an The Other Tales. Ebenso sehr emotional, doch dann kommt mein absolutes Highlight. Man verzeihe mir, es ist kein Ayreon Stück sondern „Kayleigh“ gesungen von Fish höchstpersönlich. Das ich das noch erleben darf! Nun sind mehr als zweieinhalb aufregende Stunden vergangen und das große Finale ruft. Mit „Songs Of The Ocean“ verabschiedet sich die gesamte Truppe inklusive einiger Mitwirkende, die hinter der Bühne agieren. Für das gesamte Team wäre die Bühne wohl zu klein gewesen. Eine atemberaubende Show, vielleicht nicht das Highlight des Jahres, aber ganz nah dran.

Setlist: Welcome To The New Dimension, Isis And Osiris, Amazing Flight, Time Beyond Time, The Decision Tree (We're Alive), Tunnel Of Light, Across The Rainbow Bridge, The Garden Of Emotions, Valley Of The Queens, The Castle Hall, Tower Of Hope, Cosmic Fusion, The Mirror Maze (with Robby Valentine), Evil Devolution, The Two Gates, "Forever" of the Stars, Another Time, Another Space, Shores Of India (The Gentle Storm cover), Ashes (Ambeon cover), Out In The Real World (Stream of Passion cover), Twisted Coil (Guilt Machine cover), Kayleigh (Marillion cover), Pink Beatles In A Purple Zeppelin, Songs Of The Ocean (Star One cover) 



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach