Wieder einmal führt uns der Weg in das Kulturland direkt hinter der Grenze. In den Niederlanden wird so viel mehr für künstlerische Darbietungen getan, dass es fast schon peinlich ist über deutsche Verhältnisse zu berichten. Für die heute besuchte Venue, eine Veranstaltungs Stätte der Parkstad Limburg Theaters in Heerlen, gibt es den so genannten KomPass. Dieser Pass berechtigt zum Eintritt von mehr als sage und schreibe Achtzig Vorstellungen in der Saison. Würde man diese tatsächlich allesamt besuchen, käme man auf einen Einzelpreis von lächerlichen Zwei Euro pro Veranstaltung! Dabei wird das Spektrum von Rock bis Klassik und Theater abgedeckt. Ein Parkhaus mit zivilem Veranstaltungstarif und direktem Zugang zur Location gehört ebenso dazu, wie eine recht gemütliche Bar im Eingangsbereich. Gut, das heutige Konzert von Frank Zappas ältestem Spross fällt nicht in den Geltungsbereich des Passes. Ausverkauft ist es trotzdem. Ein Publikum aus diversen Ländern hat sich heute auf den Weg zum Limburgzaal gemacht, um dieser Show beizuwohnen. Viele Alt Freaks, einige ewige Hippies, aber auch ein großer Anteil an jüngeren Zuschauer bevölkert die Halle.

Jetzt laufen auch die Musiker auf der Bühne ein, ganz zum Schluss der Maestro Dweezil Zappa als Bandleader sozusagen. Die Tour steht unter dem Motto „Hot Rats Live! & Other Hot Stuff 1969“, also ganz im Zeichen von Frank Zappa und seinen Songs. Dazu hat Dweezil sich eine bunte Auswahl an erlesenen Ausnahme Musikern zusammengestellt. So verwöhnen Adam Minkoff an der Rhythmus Gitarre, am tiefen Zappaesken Gesang sowie Percussion und Keyboards, Kurt Morgan an der Bass Gitarre und Gesang, Ryan Brown am Schlagzeug und Gesang, Chris Norton an den Keyboards und Gesang, die äußerst vielseitige Miss Scheila Gonzales am Saxophon, Querflöte. Gitarre, Percussion und Gesang sowie Dweezil Zappa an der Lead Gitarre und Gesang unsere auf Genuss programmierten Ohren. In dem Ensemble vermisse ich nur die sonstige Leadstimme von Miss Cian Coey, aber vielleicht war sie verhindert oder gar unpässlich. Ihr seht schon an der Besetzung, dass eigentlich jedes Mitglied dieser illustren Truppe vielfältig unterwegs ist. So wird es zu keiner Zeit langweilig und die Stücke geben den Geist des Originals mehr als perfekt wieder. Dazu in einer wirklich atemberaubenden Akustik, was ja auch nicht immer selbstverständlich ist. Obwohl ich sagen muss, das damalige „Zappa Plays Zappa“ Konzert in der ehrwürdigen Düsseldorfer Philips Halle, war ebenfalls ein klanglich absolut beeindruckendes Erlebnis. Damals noch mit Terry Bozzio am Bühnen füllenden Schlagzeug. Die jetzt gespielten Lieder aus dem Album „Hot Rats“, die sich größtenteils aus Instrumental Jazz beeinflussten Kompositionen mit umfangreichem Soloteilen zusammensetzen, haben nichts an ihrem ursprünglichen Reiz verloren. Natürlich ist „Willie The Pimp“ mit Gesang, wenn auch nicht mit der Stimme von Captain Beefheart, wie in der Original Einspielung. Aber das macht gar nichts, denn jeder Song wird phantastisch reproduziert von diesen genialen Multiinstrumentalisten. Wobei Adam Minkoff doch schon sehr gut die tiefe Stimmlage von Frank Zappa wiedergeben kann. Ebenso die vielfältigen Effekte, die diese Musik so einzigartig gemacht hat. Und ein Blick in die hellauf begeisterte Zuschauermenge zeigt, dass hier heute Abend wohl kaum jemand rein zufällig erschienen ist. Und so geht es munter weiter in dem bunten Programm, jede Nummer aus dem vielfältigen Fundus kommt an. Ein Glanzlicht ist die Lady Scheila Gonzales, die an Gitarre und diversen Blasinstrumenten einen hervorragenden Job macht und auch stimmlich absolut überzeugt. Überhaupt haben alle Beteiligten auf der Bühne einen Mordsspaß der sich natürlich in der ganzen Halle verbreitet. Hier steht die Musik im absoluten Vordergrund, kein Nebelquatsch, kein Stroboskop Geflacker was diese Performance stören würde. Man setzt auf dezente Lichteffekte und eine schöne Hintergrundbeleuchtung, was erstaunlicherweise auch vollkommen ausreichend ist. Dazu verliert Dweezil sich ebenso wenig in lange Ansagen, sondern gibt die Informationen zu einigen Stücken kurz und präzise. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass er sich zu keiner Zeit in den Vordergrund spielt oder das Publikum mit endlosem Solo Gefiedel nervt. Alles kommt wohldosiert und immer passend zum Gesamtkonzept rüber. Plötzlich aber dann allzu bekannte Klänge, die definitiv nicht aus der Feder von Zappa stammen. Der Hit „My Sharona“ von The Knack, war die Nummer eins auf den Jahresendcharts der Billboards Top Pop Singles 1979! Warum in aller Welt hat sie den Weg in ein Zappa Programm gefunden, fragen wir uns gerade? Nun lässt die Erklärung nicht lange auf sich warten. Bei der Schatzsuche im unendlichen Fundus von Vater Frank, fand man einen Song, auf den er eben genau dieses „My Sharona“ gelegt hatte. Die aktuelle Live Version hat das Ganze quasi rückwärts aufgezäumt und legt nun seine Melodien darüber. Auf jeden Fall eine sehr gelungene Variante. Weiter geht die Fahrt durch ein buntes Potpourri aus dem Liederbuch vom Altmeister und so sind zweieinhalb Stunden wie im Zeitraffer vergangen. Natürlich verlangt das Publikum noch nach einer Zugabe, die man auch gerne gibt. Nach einem kurzen Augenflirt mit Scheila Gonzales, reicht diese mir dann auch noch die Setlist des heutigen Abends von der Bühne herunter. Und so verlassen wir bestens stimuliert diese großartige Location, Zappa Fan was willst du mehr?

Setlist:  Yellow Snow, Peaches En Regalia, Willie The Pimp, Son Of Mr. Green Genes, Little Umbrellas, The Gumbo Variations, It Must Be A Camel, Montana, Teenage Wind, I’m Not Satisfied, 200 Motels/Bogus Pomp, Penis Dimension, My Sharona, Who Needs The Peace Corps?, Bamboozled By Love, Brown Moses, Heavenly Bank Account, I’m A Beautiful Guy, Beauty Knows No Pain, Charlie’s Enormous Mouth, Any Downers?, Pick Me I’m Clean, Here Lies Love, Twinkle Tits, Dupree’s Paradise, Cletus Awreetus-Awrightus, Carolina Hardcore Ecstacy, Slime, Tears