RAGE - WINGS OF RAGE


Label:STEAMHAMMER / SPV
Jahr:2020
Running Time:54:36
Kategorie: Neuerscheinung
 

Rage bleiben Rage! Dieses kurze Zitat würde den brandneuen Output meiner deutschen Lieblings Formation fast schon ausreichend umschreiben. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die ganz großen Überraschungen auf „Wings Of Rage“ zwar ausbleiben, der Fan aber mit altbewährter Qualität versorgt wird. Kreativität scheint Frontmann Peavy Wagner geradezu in die Wiege gelegt worden zu sein. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass man das, ohnehin schon hohe Level noch toppen könnte und dementsprechend zu noch viel größeren Taten fähig wäre. Der Opener „True“ lässt schon mal nichts anbrennen. Viel typischer kann ein Rage Song eigentlich nicht klingen. So verhält es sich auch beim anschließenden „Let Them Rest In Peace“, welches sich mit seinem hymnischen Chorus im Ohr festbeißt. Auch „Chasing The Twilight Zone“ und „Tomorrow“ bestechen durch das stets gehobene Songwriting der deutschen Heavy Metal Institution. Der anschließende Titeltrack „Wings Of Rage“ könnte sich als durchaus brauchbares Flaggschiff für kommende Konzerte erweisen. Ein sehr geiles, speediges Riff leitet den Song ein, in welchem man sich im weiteren Verlauf, mit einigen raffinierten Tempowechsel bis zum melodischen Mitsing-Part vorarbeitet. Diese sehr gut arrangierte Nummer ist bis dato mein klarer Favorit auf dem neuen Langeisen.

Weiter geht es mit einem orchestralen Stück, welches auf den Namen „A Nameless Grave“ hört. Ja, da war doch mal was! Mit dem Lingua Mortis Orchestra hat die Band vor über zwanzig Jahren das phänomenale Lied „From The Cradle To The Grave“ aufgenommen. Auch wenn das neue Stück durchaus solide ist, so kann es dennoch nicht an diese alte Glanztat anknüpfen. Dafür plätschert es zeitweise einfach zu sehr an mir vorbei. Ganz anders verhält sich dies mit der ebenfalls leicht orchestral angehauchten Ballade „Shine A Light“. Eine wirklich überwältigende Nummer mit wahrlich traumhaft schönen Gitarren. Ganz großes Kino! „HTTS 2.0“ nennt sich die Neufassung des alten Bandklassikers „Higher Than The Sky“. Die Gitarren brettern hier etwas rifflastiger und auch eine Spur zügiger durch die Boxen. Wer den Song also gerne mal in einer etwas flotteren Version hören möchte, der wird hier sicher glücklich werden. Ich persönlich finde jedoch, dass dem ursprünglichen Track dadurch auch ein Stück weit Melodie entzogen wurde. Als zusätzlicher Bonustrack am Ende des Albums hätte das für mich sicher besser funktioniert. Dann gibt es da noch die Songs „Don´t Let Me Down“, „Blame It On The Truth“ und „For Those Who Wish To Die“ die allesamt mit den gebräuchlichen Rage Standards ausgestattet wurden und dementsprechend gut reingehen.

Abgerundet wird der neue Rundling mit dem vielleicht besten Cover Artwork der Bandgeschichte und einem Sound, an dem es absolut nichts auszusetzen gibt. Das Rage keine wirklich schlechten Scheiben veröffentlichen, dürfte mittlerweile bekannt sein. Auch der neue Dreher wird keinen Fan enttäuschen. Wir können alle froh sein, dass es solche langlebigen Combos noch gibt und sie den harten Überlebenskampf im Musik-Zirkus weiter bestreiten. Sorgt dafür, das es so bleibt! Unterstützt die Jungs und belohnt euch obendrein mit guter Mucke aus der Herner Stahlschmiede.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Dirk Determann


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