U.D.O., AMALGAMA

Wuppertal, Live Club Barmen, 12.12.2019

U.D.O. - Udo Dirkschneider in seiner Heimatstadt Wuppertal, das lässt man sich trotz der Tour im Frühjahr nicht entgehen. Das Line Up wurde nach dem Ausscheiden vom wohl  langjährigsten U.D.O. Mitglied Fitty Wienhold Ende 2018 und Kasperi Heikkinen, dessen Lücke vorrübergehend von Stefan Kaufmann gefüllt wurde,  wieder komplettiert. An der Gitarre agiert nun Dee Dammers  und den Bass zupft Tilen Hudrap. Beide könnten vom Alter her locker ebenfalls Söhne des Chefs sein. Andrey Smirnov an der Gitarre hat sich seit seinem Einstieg in 2013 als einer der Stützpfeiler der U.D.O. - Band etabliert und seine Brillanz scheint von Tour zu Tour zuzunehmen. Dasselbe gilt für Sohnemann Sven, der schon förmlich maschinenartig die Felle drischt.  Gut kann ich mich noch an ihn erinnern als er als Kleinkind durch UDOs Plattenshop in Pulheim trapste.

Amalgama live2019Aber nun zu meinem kurzentschlossenen Konzertbesuch im Herzen Wuppertals. Die russische Vorgruppe Amalgama war bereits zugange als ich die ehrwürdige Location – ich glaube beim letzten Mal war ich in den 80ern dort –betrat. Die Bude war rappelvoll, das Publikum gut in Stimmung. Die Getränkepreise im Live-Club vorbildlich, wenn man andere Locations in der Größenordnung dagegen hält.

Die Band, irgendwie zwischen Klamauk, Coverband und Hochkarätiger anzusiedeln war meines Erachtens weder Fisch noch Fleisch. Auf die Vermutung meines Kumpels dass wohl die zahlungskräftigsten den Vorband Zuschlag erhalten möchte ich jetzt nicht weiter eingehen und lasse es mal so im Raum stehen. Fakt ist das U.D.O. in der Vergangenheit schon deutlich bessere Vorgruppen wie z.B. Sister Sin am Start hatte, die beim Kauf eines Tickets einen zusätzlichen Anreiz dargestellt hatten. Zumal die Band kein offizielles, vollständiges englischsprachiges Album am Start hat. Es gab am Merch-Stand einiges in russischer Sprache zu erwerben.  Da wären bestimmt andere, für die Fans interessante Bands möglich gewesen. Auch aus Russland, wie z.B. die genialen Red‘s Cool.

Die Band Amalgama  als solches waren an ihren Instrumenten durchaus versiert unterwegs. Bestehend aus Sänger, Bass, Drums und Gitarre sowie eines Keyboard-Gitarrenspielers in Clownmaske waren die musikalischen Fähigkeiten offenbar. Besonders der Sänger konnte mit seiner über mehrere Oktaven verfügende Stimme überzeugen.  Das Programm bestand aus eignen Songs, aufgefüllt mit doof genudelten Coversongs wie „Highway To Hell“ oder „We Will Rock You“.

UDO live2019Pünktlich um 21 Uhr ging es nach der Umbaupause los und U.D.O. stiegen mit „Tongue Reaper“ vom aktuellen Album „Steelfactory“ voll ein.  Traditionsgemäß beginnt das Set des German Tanks mit neuen Songs, so folgten noch „Make the Move“ (starke Metal Heart Anleihe) und „Pain“ bevor mit „The Wrong Side Of Midnight“ des erste  ältere Song an der Reihe war. Präsentiert wurden, wie bereits bei dem ersten Tour Abschnitt im Frühjahrausschließlich U.D.O. und keine Accept Songs. Entsprechend der hohen Qualität von „Steelfactory“ ging das Publikum auch bei dem neuen Material voll mit. Stimmlich war Udo wie immer und trotz seiner Jahre voll dabei.  Da macht der gute im Vergleich zu manch anderen keine Gefangenen und lässt sich auch in Sachen Spielzeit nicht lumpen. Weiter ging es mit einem Querschnitt aus der U.D.O. Diskographie und dem ein oder andren Song der neuen Scheibe. Kurze Soli von Drums und Gitarren kamen einem nicht, wie manchmal bei anderen Bands, unendlich vor sondern waren eher gekonnte Einleitungen zu darauffolgenden Krachern. Höhepunkte in der Setlist waren dann unter anderem „Independence Day“, „Metal Eater“ oder die Zugaben „Break The Rules“ und „Animal House“. 

Nun kann man es einem Fan seit 35 Jahren wie mir, was die Setlist angeht nie recht machen, da gibt’s immer den einen oder anderen Song als persönlichen Favorit den man gern anstelle eines anderen gehört hätte, aber das ist ja vollkommen normal und in Ordnung. Nach insgesamt vier Zugaben und in Summe zweiundzwanzig Titeln endet ein super Konzert, an dem es was die Hauptband angeht nichts zu meckern gab.  Gespannt darf man sein was sich im U.D.O. Lager das nächste Jahr noch so ergibt. Hatte er nach der auf drei Jahre ausgedehnten Abschiedstour von Accept Songs noch hoch und heilig angekündigt nie wieder deren Songs zu spielen, kam vor kurzen die Kunde dass beim Wacken Festival 2020 eine Komplettaufführung des Accept Albums „Metal Heart“ zum fünfunddreissig jährigen Release Jubiläums geplant ist. Ganz getreu nach dem Vorsatz Adenauers (Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern), oder den Vorbildern von Mötley Crüe oder Scorpions, kommt auch hier ein Rücktritt vom Rücktritt. Man fragt sich mittlerweile als Fan, ob man solche Aussagen von Bands überhaupt noch ernst nehmen, oder überhaupt beachten soll. Trotzdem sind wir Old School Fans immer dabei und freuen uns dass der German Tank ununterbrochen Qualität abliefert.  Anzunehmen ist auch, dass es weitergeht, wenn Udo einmal nicht mehr so kann wie er möchte.  Gut denkbar wäre, dass Sohnemann und Drummer Sven dann das Erbe  - auch namensbedingt vollkommen legitim -weiterführt und somit das Accept und U.D.O. Erbe für die Nachwelt erhält.  Sinn würde es ergeben und dem Knaben ein gesichertes Einkommen.

 

Setlist: Tongue Reaper, Make the Move, Pain, The Wrong Side Of Midnight, Metal Machine, Independence Day, Rose In The Desert, Vendetta, Rising High, Guitar Solo, In the Darkness, I Give As Good As I Get, Metal Eater, Drum Solo/Bass Solo, Hungry and Angry, One Heart One Soul, Zugaben: Man and Machine, They Want War, Break the Rules, Animal House

 



Autor: Stephan Georg - Pics: Stephan Georg