S.D.I. - 80s METAL BAND


Label:MDD
Jahr:2020
Running Time:44:50
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wer hätte vor wenigen Jahren ernsthaft darauf gewettet, dass die Underground Speed Metal Kapelle SDI noch einmal mit brandneuem Material um die Ecke kommt? Genau das, lassen die Osnabrücker Rabauken nun drei Jahrzehnte nach der letzten Veröffentlichung wahr werden! Das lange bitten und betteln nach einem neuen Output wurde endlich erhört. Eingetütet ist der Longplayer in einem stilechten achtziger Jahre Cover, welches die Spannung auf den Inhalt mächtig steigen lässt. Aufgeregt starte ich den Titeltrack der Scheibe, in der Hoffnung, dass mir der erste räudige Hochgeschwindigkeits-Song um die Ohren geschlagen wird. Ein fettes Riff leitet den Opener ein. Als danach der Gesang einsetzt, bricht jedoch meine Kinnlade regelrecht durch den Fußboden. Leider nicht vor Begeisterung, sondern vor Schreck! Ich will nicht behaupten, dass Reinhard Kruse jemals ein guter Sänger gewesen ist. Sein Organ hat früher jedoch hervorragend zum rohen und authentischen Sound gepasst. Hier setzt die Stimme jedoch in einem eher ruhigen Moment ein und offenbart dadurch erbarmungslos ihre Schwächen. Als ich dann noch einen Tralala-Refrain über mich ergehen lassen musste, hatte sich die erste Euphorie dann auch schon längst wieder gelegt.

Beim nachfolgenden Lied „Freeride“ wird etwas mehr auf das Gaspedal gedrückt. Hier versaut jedoch der mehrstimmige Gesang im Refrain alle guten Ansätze. Ganz schlimm wird es dann beim „Porno“. So nennt sich nämlich das dritte Verbrechen auf „80´s Metal Band“. Unterirdisches Niveau! Das hat auch nicht im Geringsten etwas mit achtziger Jahre Kult zu tun. Damals hätte man so einen Song ebenfalls hemmungslos abgestraft! Ich wage zu bezweifeln, dass der alte Speed- und Thrash Metal Anhang, über diesen nervig schlechten Song auch nur annähernd begeistert sein wird. Als ich die Hoffnung auf gutes Material fast schon aufgegeben habe, folgen tatsächlich drei Stücke, in denen das Tempo angezogen wurde. „Action“, „Trash“ und „Sneaky War“ sind alle gut hörbar und lassen stellenweise sogar ein bisschen was vom Ideenreichtum aufblitzen, mit welchem sich die Truppe einst ihre Fangemeinde erspielte. Der zweite Teil des Albums beginnt mit „Let The Ball Run“. Bis auf die unakzeptablen Rap-Metal Einlagen ist das Stück einigermaßen brauchbar. „Here And Now“ klingt nach einer schlechten, maximal drittklassigen Hardrock Schülerband und bei „Back Against The Wall“ verscheuchen SDI dann endgültig alle Fans, die bis hierhin überhaupt noch am Ball geblieben sind. Da wird einem doch tatsächlich ein jämmerlich softer Rocksong um die Ohren geschlagen! Damit wird die Leidensfähigkeit des Anhangs bis auf das Maximum erprobt. Das grenzt schon stark an Traditionsbeschmutzung!

Ist das wirklich die Band, die ich früher mal für Alben wie „Satans Defloration Incorporated“ und „Sign Of The Wicked“ geliebt habe? „I Hate You“, schreien die ehemaligen Schädelspalter einem dann im gleichnamigen Lied entgegen. Am liebsten würde man glatt zurückrufen: „I Hate You, too“! Aber nein, das ist mal ein wirklich guter Speed Metal Song, in bester alter Machart. Bei dieser flotteren Nummer passt es dann auch wieder mit dem Gesang. Warum nicht mehr davon? Jedenfalls ist das ein kleiner Lichtblick dieses Albums! Das anschließende „Dead And Gone“ kann man, bis auf den erneut missratenen mehrstimmigen Gesang, mit viel Wohlwollen noch unter der Kategorie „halbwegs erträglich“ einsortieren. Das finale Stück „She Said“ beginnt mit angezogener Handbremse und nimmt mit zunehmender Spielzeit ordentlich Fahrt auf. Der Song ist gut aufgebaut und einer der wenigen kompositorischen Höhepunkte. Ob sich SDI mit dieser Veröffentlichung einen Gefallen getan haben? Eine akzeptable EP mit den wenigen guten Liedern hätte da sicher besser gepasst. Für mich als alten SDI Fan ist das neue Langeisen eine herbe Enttäuschung. Die Band scheint leider nicht verstanden zu haben, wofür die alte Gefolgschaft sie einst so sehr verehrt hat. Das können andere deutsche Speed Metal Kapellen aus der Blütezeit dieser Spielart bedeutend besser. Selbst Combos aus der zweiten oder dritten Reihe, wie zum Beispiel die immer noch sehr relevanten Bands Necronomicon oder Iron Angel. Früher: „SDI – Megamosh“. Heute: „SDI – Megaflop“. Mir brennt das Herz und stellenweise schmerzten auch die Ohren.

Note: 5 von 10 Punkten
Autor: Dirk Determann


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