SYMMETRIC ORGAN - Intensiver Death Metal - geradlinig und mit viel Tempo!


„Support Your Local Underground" war immer schon meine Devise. Es ist aber auch schön zu sehen, dass es nicht immer nur um „Vitamin B", sondern sich dabei durchaus aus hohe Qualität durchsetzt. Symmetric Organ aus Dortmund spielen brutalen, aber eingängigen Death Metal, der sowohl technisch versiert als auch straight ist und sich vor den musikalischen Einflüssen zu verstecken braucht. Ihr in Eigenregie veröffentlichtes zweites Album „Amazing Disgrace" steht just in den Startlöchern. Ich verabredete einen E-Mail-Plausch mit Bassist und Sänger Philip Akoto.

logoDaniel: Hi Phil! Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es genau zur Gründung von Symmetric Organ kam!

Phil: Wir kennen uns schon echt lang. Drei von uns waren eine ganze Weile mit Exposed Guts unterwegs. Irgendwann gab es in der Band einen größeren Line-Up Wechsel, allerdings ganz ohne böses Blut. Daraus entstand dann Symmetric Organ. Es hat allerdings einige Zeit gebraucht, bis die Band ernsthaft Fahrt aufgenommen hat. Das passierte 2013 mit dem Einstieg von Ivar an der Gitarre. Dabei kostete nicht nur die Vervollständigung des Line-Ups Zeit. Hinzu kam meine Umstellung, dass ich neben dem Bass ans Front-Mikro gewechselt bin. In anderen Bands zuvor war ich vor allem Basser und - wenn überhaupt  - immer zweiter Vocalist mit eher sporadischen Einsätzen am Mikro.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Phil: Ja. Das gilt für alle von uns. Schon vor Exposed Guts gab es verschiedene Bands, in denen die einzelnen Mitglieder dieser Band aktiv waren. Auch parallel zu Symmetric Organ sind oder waren mit weiteren Projekten aktiv. So bleibt dabei aber für jeden von uns eine Herzensangelegenheit, für die alle vollen Einsatz geben.

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Phil: Die Frage würde Dir jeder von uns sicher unterschiedlich beantworten. Unter Umständen hörbar sind Einflüsse von Bands wie Deeds Of Flesh, Dying Fetus, Suffocation, Nile, Terrorizer, Vomitory und Brutal Truth. Es gibt aber auch jede Menge anderen aktuellen Stoff, der uns inspiriert. Bei mir sind das zum Beispiel Bands aus Italien, wo inzwischen ein Epizentrum des brutalen Death Metal entstanden ist. Hinter den ganz großen Namen fallen mir da Bands wie Quantum Hierachy, Bloodtruth, Unbirth, Maze Of Sothoth oder Devangelic ein. Glücklicherweise gibt es nach wie vor tonnenweise Bands, die bockstarke Death Metal-Alben raus hauen. Ich persönlich bin deshalb inzwischen ein echter Bandcamp-Nerd.

symmetric organDaniel: Ich finde, dass Ihr Euch zwar an alten Bands orientiert, aber dennoch zeitgemäß klingt. Ist es Euch wichtig, dass Ihr Euch von den zahlreichen, ideenlosen Retro-Bands der heutigen Zeit unterscheidet?

Phil: Wenn wir Musik schreiben, spielen unsere Einflüsse eher eine untergeordnete Rolle. Es geht immer darum, möglichst intensiven Death Metal zu machen, der von Grundprinzip geradlinig und mit viel Tempo daherkommt. Zugleich wollen wir Spannung und Atmosphäre transportierten. Das ist im Prinzip auch unsere musikalische Schnittmenge, die den Rahmen definiert, indem wir uns bewegen wollen. Bloße rückwärtsgewandte Heldenverehrung kann geil sein, ist aber nicht unser Ding und - für mich persönlich - zu eindimensional. Ob und wie wir uns tatsächlich von anderen Bands unterscheiden, spielt zumindest in meinem Denken aber auch keine Rolle. Da geht es eher darum den eigenen Ansprüchen beim Songwriting und im Spiel gerecht zu werden und eben daran zu arbeiten.

Daniel: Worum geht es genau in Euren Texten? Geht es nur um die üblichen Death Metal-Klischees? Oder gibt es auch so etwas wie eine bestimmte Kernaussage oder ähnliches?

Phil: Die Texte drehen sich um die Schattenseiten der Gegenwartsgesellschaft. Wir erleben gerade, wie zu simple Antworten auf komplexe Zusammenhänge die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht spalten. Vielerorts ist das gesellschaftliche Klima nicht erst seit Corona mindestens angespannt, und wir sind im Umgang mit der Umwelt, anderen Menschen aber auch uns selbst tendenziell rücksichtsloser und aggressiver geworden, sowohl in der digitalen als auch in der analogen Welt. Gleichzeitig hat sich die Tendenz dazu, dass wir die Folgen unseres eigenen Handelns verdrängen oder leugnen ebenfalls Auftrieb bekommen. Diese Entwicklung zeichnen die Texte nach. Es gibt aber auch das eine oder andere glasklare Statement gegen Krieg, gegen die zügellose Ausbeutung des Planeten und gegen selbstgefällige Ignoranz.

Daniel: In der Mitte des Albums befindet sich ein „Interludium“ als kleine Verschnaufpause. Das erweckt den Eindruck eines Konzept-Albums. Ist das so?

Phil: Nein, „Amazing Disgrace“ ist kein Konzept-Album, auch wenn alle Texte im Grunde die gleiche Stoßrichtung haben. Allerdings habe ich mir über die Dramaturgie des Albums aus der Hörerperspektive sehr wohl Gedanken gemacht. Das ging aber erst, als alle Songs im Prinzip fertig waren, was in mehreren Etappen passierte. „Amazing Disgrace“ ist alles in allem ein extremes Gewitter, das wir da loslassen, und die Reihenfolge der Songs sorgt zumindest bei mir dafür, dass ich das Album trotzdem sehr gerne mehrmals hintereinander hören kann. Der Ruhepol in der Mitte trägt dazu bei. Die Idee, so ein Interludium zu machen, entstand unabhängig davon viel früher. Da ging es eher darum, das Wortspiel „Amazing Disgrace“ zusätzlich mit Leben zu füllen.

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs für „Amazing Disgrace“ zu schreiben und aufzunehmen?

Phil: Netto einige Monate, die sich aber leider über die vergangenen vier Jahre verteilten. Vier Tracks waren schon 2017 fertig. Zwei kamen erst im laufenden Jahr hinzu. 2019 hatten wir auch eine intensivere Schaffensphase. Die etappenweise Arbeit war möglich, weil wir auf Home Studio-Ausrüstung und Recording-Software zurückgreifen. Besonders Ivar ist da fit, versiert und gut ausgestattet.

Daniel: Das Album klingt ziemlich fett! Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Phil: Danke! Für Mix und Mastering waren in der Anubis Klangwerkstatt hier in Dortmund, wo vor uns zum Beispiel auch Lifeless gearbeitet haben. Unser Sound-Engineer dort, Martin Bondzio, hat auch aus unserer Sicht einen sehr guten Job gemacht.

symmetric organDaniel: Wer hat Euer Album-Cover entworfen, und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Phil: Das Cover stammt - wie schon bei unserem Debüt - von den Grafikdesignern Superkolor aus Münster. Das war eine Empfehlung eines Künstlers, den ich wegen einer früheren Band persönlich kenne und ursprünglich um ein Cover bitten wollte. Er selbst hatte damals keine Zeit, und so kamen wir zusammen. Wir haben uns getroffen, und es war schnell klar, dass es sehr gut funktionieren würde mit den Superkolor-Jungs. Weil schon die erste Zusammenarbeit klasse war, haben wir das jetzt fortgesetzt und sind erneut sehr glücklich mit dem Ergebnis. Ein krasses Detail dabei ist die „Sonne“, die dort zu sehen ist. Dabei handelt es sich um eine Mikroskop-Aufnahme eines Virus, den die Jungs in das Bild eingebettet haben. Das war eine spontane Idee von mir, die ich lang vor Corona hatte. Das Artwork stand schon 2019. Im Nachhinein wurde daraus eine gruselige Metapher auf die aktuelle Krise.

Daniel: Ihr habt das Album in Eigenregie veröffentlicht, also ohne Label im Rücken. Warum? Gab es keine geeignete Plattenfirma, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre? Oder hat Euch das nicht interessiert?

Phil: Alles in Eigenregie zu machen, hat Vor- und Nachteile. Wir bleiben so unsere eigenen Herren, haben aber bei der Promo kaum Reichweite. Schlimm ist das nicht. Zwar sind wir musikalisch ambitioniert und wollen auch live wieder aktiver werden, aber die ganz große Karriere haben wir deshalb nicht als Ziel vor Augen. Es gab schon Interesse einzelner Labels. Das führte aber bislang nicht zu einem klassischen Deal. Allerdings haben wir mit Red Truth ein Label gefunden, das „Amazing Disgrace“ demnächst als in einer streng limitierten Tape-Auflage raus bringt.

Daniel: Gibt es eigentlich auch Pläne für Vinyl-Versionen Eurer beiden Alben? Oder ist das derzeit kein Thema?

Phil: Vinyl-Versionen waren bisher kein Thema. Dafür bräuchten wir unter anderem ein eigenes Mastering, und die Auflagen sind deutlich teurer als CDs. Davon ab: Geil wäre das schon.

Daniel: Ist Euer Debüt „States Of Decay“ von 2016 eigentlich noch erhältlich? Und wie kann man mit Euch Kontakt aufnehmen, wenn interessierte Leser jetzt erst auf Euch aufmerksam werden und beide Alben erwerben möchten?

Phil: Ja! Besucht uns auf Bandcamp. „Amazing Disgrace“ findet sich auch bei Spotify, Youtube und Co. Neue und alte CDs verkaufen wir auch direkt über statesofdecay@gmx.de.

Daniel: Im Ruhrpott gibt es ja einige geile Death Metal-Bands, die einen ähnlichen Stil spielen wie Ihr. Seid Ihr mit Kontakt mit Bands wie Lifeless, Deus Inversus oder Sabiendas? Und welche (Death-) Metal-Bands aus der Region könnt Ihr unseren Lesern noch empfehlen?

Phil: Im Ruhrpott kommt man neben Deus Inversus und Sabiendas definitiv nicht an Orphalis vorbei. Lifeless, Breed Of Bacchus und Diarroe sind ebenfalls sehr empfehlenswert und vielleicht nicht ganz unbekannt. Wenn man den NRW-Fokus etwas aufspannt, fallen mir noch Alibi For A Murder ein. Geheimtipps aus dem direkten Kollegenkreis sind außerdem Crypts aus Münster und Cygnium aus Hamm. Aber Du hast Recht: Es gibt noch viel, viel mehr, die man ebenso nennen könnte.

symmetric organDaniel: Sind nach dem Corona-Lockdown eigentlich auch wieder Live-Aktivitäten bei Euch geplant?

Phil: Konkrete Pläne gibt’s bislang leider kaum. Definitiv wollen wir auch eine Release-Party nachfeiern.

Daniel: Was steht sonst noch in Zukunft bei Symmetric Organ an?

Phil: Hoffentlich mehr Gigs als zuletzt vor Corona, wenn das wieder möglich wird.

Daniel: Na gut, Phil! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Phil: Danke für das Interesse und den Support! Und lasst uns hoffen, dass der Corona-Albtraum für die gesamte Musik- und Kulturszene bald vorbeigeht und dass so viele wie möglich das wirtschaftlich überleben und weitermachen können!

https://www.facebook.com/symmetricorganofficial

https://symmetricorgan.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller