ACCEPT - Das Schiff fährt irgendwie weiter!


Wolf Hoffmann ist nach dem Ausstieg von Basser Peter Baltes 2018 mittlerweile das letzte Original-Mitglied von Accept. Die Band hat nun nach der Reunion mit ihrem neuen Sänger Marks Tornillo vor gut 10 Jahren vier Alben veröffentlicht und war auch auf dem Livesektor sehr aktiv. 2019 gab es auch eine Tour mit Orchester. Nun steht mit „Too mean to die“ ein neues Album vor der Tür. Grund für uns, sich mit dem Ausnahme-Gitarristen und Urgestein des Heavy-Metal mal wieder eingehend zu unterhalten.

logoStephan Georg: Hallo Wolf! Es ist für mich eine große Freude, dieses Interview führen zu dürfen. Ich bin seit 1985 Accept-Fan, habe die Band in dem Jahr zum ersten Mal live gesehen und meine erste Scheibe, die ich zu hören bekam, war „Metal Heart“, die damals gerade erschienen war. Meines Erachtens war das sowas wie die Melodic-Rock Accept-Platte. Siehst Du das auch so?

Wolf: Boah, bist Du alt.  Bei allen, die ankommen und mir berichten, sie haben uns Anfang/Mitte der Achtziger gesehen, sage ich das immer. Nun bin ich auch noch etwas älter

Stephan Georg: Na ja, so alt auch nun wieder nicht.

Wolf: Ja, so ein bisschen einen kommerziellen Touch hatte die Scheibe schon. Da waren so Songs bei wie „Midnight Mover“, also etwas gefälligere Titel, dabei. Da war der Einfluss von Dieter Dierks sehr stark. Er hatte uns da so in diese Richtung gedrängt. Das war ja auch insbesondere die Zeit, wo man dachte, ein erfolgreicher Produzent macht alles aus. Das war eh die Ära der Halbgötter-Produzenten. Da haben die Leute noch eher drauf geguckt, wer es produziert hat, als welche Band es ist. Da haben die Labels damals auch einen Riesen Wert draufgelegt. Man konnte damals demnach schlecht selbst produzieren. Da hatte keiner dran geglaubt. Der Produzent der z. B. Whitesnake produziert und die Scheibe sich dann 6 Millionen Mal verkauft hatte, war dann der Produzent schlechthin. Deshalb fiel damals die Wahl auch auf Dieter Dierks, weil wir dachten, er hatte großen Erfolg mit den Scorpions, und dann kann er ja so schlecht nicht sein. Und letztendlich hat es ja auch gut funktioniert.

Stephan Georg: Die neue Scheibe trägt den Namen „Too Mean To Die“.  Auf wen oder was ist der Titel „ Zu gemein, um zu sterben“ gemünzt?

Wolf: Ja, der Titel ist auf die aktuelle „Corona-Zeit“ gemünzt und bedeutet sinnhaft übersetzt: „Unkraut vergeht nicht“. Wir wollten eigentlich mal einen Corona-Song machen, frei nach dem Motto, „Leute wir halten zusammen und wir schaffen das, die Zeiten sind schwierig, aber zusammen sind wir Brüder“.  Aber dann haben wir überlegt, dass sowas doch quasi jeder macht, und da wir eh die „Heavy Metal Warriors“ sind, habe ich mal gegoogelt, was das überhaupt heißt, „Unkraut vergeht nicht“, und kam dann auf „Too Mean To Die“. Dann dachte ich mir, ja das nehmen wir, und es passt auch in die Zeit.

Stephan Georg: Gibt es auf dem neuen Album auch wieder politische oder historische Textinhalte, gibt es ein Konzept?

Wolf: Nein, historische Themen haben wir diesmal nicht dabei, eher Betrachtungen der Gegenwart. Wir haben z. B. den Song „Overnight Sensation“, der von der heutigen jungen sogenannten „Youtube Generation“ handelt, die von heute auf morgen über die Portale mit Millionen von Klicks berühmt werden, aber auch eben wieder genauso schnell wieder verschwinden.  Dann wäre dann noch der Song „the Undertaker“. Das ist ja die aktuelle Single. Der Text stammt von Mark, und er handelt von einem Totengräber. Den hat er einfach so aufgeschrieben, weil er das Thema einfach cool fand. Ich habe dann die Musik dazu geschrieben, die ein bisschen spooky – sprich unheimlich - wirkt.

acceptStephan Georg: Dazu die Frage: Komponiert Ihr meistens so, dass zuerst der Text und die Gesangsmelodie steht und dann die Musik drumherum?

Wolf: Nein; in diesem Fall von „The Undertaker“ war das eine Ausnahme. In der Regel kreiere ich zuerst die Riffs und überlege mir dann die Gesangsmelodie dazu. Wenn das Ganze dann als Demo bzw. Song erkennbar ist, bekommt es Mark und überlegt sich dann den finalen Text dazu. Bis dahin bekommt den Song kaum jemand zu hören. Ich bin jetzt kein Freund davon, dass man an etwas arbeitet, das halbfertige Produkt schwirrt in der halben Welt herum, und jeder gibt seinen Senf dazu.

Stephan Georg: Mit Freude habe ich die sechs Probesongs angehört, und sie gefallen mir sehr gut. Nach den beiden ersten, „Zombie Apocalypse“ und „Too Mean To Die“, welche sich eher dem Stil der letzten Alben anschließen, meine ich, auf den folgenden deutliche 80´s-Vibes, um nicht zu sagen, ein „Russian Roulette“-Feeling, verspüren zu können. Teilst Du diese Meinung?

Wolf: Okay, das ist Ansichtssache. Habe ich aber auch schon öfters gehört jetzt, dass die Leute sagen, es ist eine gute Mischung zwischen dem Old School Touch und neuem. Der eine meint, es erinnert ihn an „Restless And Wild“, der andere meint an „Blood Of The Nations“. Jeder hat da so seine eigene Interpretation. Letztendlich schreiben wir so um die zwölf Songs aus dem Bauch heraus, und keiner kann Dir vorher sagen, was dabei rauskommt. Man kann das auch nicht so einfach steuern, dass man sagt, wir machen jetzt ein düsteres Album. So richtig lenken kann man den Prozess ja auch nicht, weil einfach so viele Leute beteiligt sind. Jeder, der dazu kommt, bringt sein Flair dort ein, und die Songs nehmen dann manchmal so eine Art Eigenleben an. Ich mache zwar die Demos, aber jeder, der dazu kommt und seinen Part spielt, verändert das ja wieder so ein bisschen. Manchmal wird das dann noch geiler, manchmal aber auch weniger geil. Das ist so der normale Entstehungsprozess.

Stephan Georg: Im letzten Jahr kam von Euch überraschend die Single „Life's A Bitch“ heraus. Vom Stil her eher eine Hit-Hymne Richtung „I’m A Rebel“. Kann man in Zukunft wieder öfters mit solchen Songs rechnen?

Wolf: Ein für uns untypischer Song, den wir zu der Session zu „Blind Rage“ aufgenommen hatten. Es passte da nicht so drauf, also eher eine außenstehende Nummer - so Happy Metal-mäßig. Er ist deshalb auch auf dem Album nicht drauf, sondern ist nur die B-Seite der Single „The Undertaker“.  Absicht war da nicht, noch einen neuen Song da drauf zu tun. Daher eignete sich die Nummer da gut zu.

Stephan Georg: Vor knapp zwei Jahren hat Peter Baltes Accept verlassen. Die Statements waren damals kurz und knapp. Gab es musikalische Differenzen? Wird darüber offen gesprochen?

Wolf: Ja, ich spreche darüber offen. Mich hat das auch so ein bisschen überrascht. Ich konnte jedoch schon sehen, dass Peter da irgendwas mit sich rumschleppt und die letzten ein bis zwei Jahre so nicht mehr wirklich begeistert bei der Sache war. Trotzdem kam es für mich überraschend, dass er so einfach auf Facebook veröffentlicht hat: „So, hiermit bin ich nicht mehr bei Accept, war schön, Dankeschön, wiedersehen“. Es gab nie ein Treffen von Mann zu Mann, um mal über alles zu reden. Wir waren vier Jahrzehnte zusammen, haben uns auch noch auf dem Flughafen verabschiedet: „Machs gut, wir sprechen auch demnächst“, und plötzlich baff. Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist, vielleicht weil wir jetzt 60 geworden sind, hat er so eine Krise oder sowas. Ich weiß es nicht. Er hat mir nichts gesagt, aber es ist letztendlich so, wie es ist. Es war zwar so bisschen eine persönliche Enttäuschung, aber ganz so geschockt war ich dann auch nicht. Ich hatte da schon mit etwas gerechnet, aber dass dann so abläuft, hatte ich auch nicht gedacht.

Stephan Georg: Nach dem Abgang von Peter Baltes, früher war mit Herrmann Frank noch ein alter Accept-Weggefährte dabei, wird die jetzige Formation öfters spöttisch als Wolf Hoffmann Band betitelt.  Wie stehst Du dem gegenüber?

Wolf: Ja, das ist klar, dass wird mir dann angekreidet. Aber es ist ebenso. Alle andern sind ausgestiegen, nur ich nicht. Aber das ist ja nicht meine Schuld. Es wird mir dann immer angelastet. Ich sehe mich jetzt nicht als Chef in dem Sinne, aber der, welcher als Chef angesehen wird, ist immer der Böse. Alle anderen verlassen die Firma, und dann ist ganz einfach „Der Chef das Arschloch“. Aber ich habe ja eigentlich nichts gemacht, bin einfach nur immer dabei geblieben. Nun dachte ich mir aber jetzt eben, die Mannschaft steht. Der Mark ist super, Touren, Plattenfirma. Ich kann doch deswegen jetzt nicht alles anhalten. Es musste weiter gehen.

Stephan Georg: In dem Zusammenhang: Wie stehst Du zu der Aussage von Gene Simmons, „Eine Band ist wie eine Fußballmannschaft“ – sprich jeder ist ersetzbar?

Wolf: Das sehe ich ganz genauso. Es kommen und gehen Leute, und trotzdem geht’s weiter. Ich sehe das immer so wie ein Schiff, was auf großer Fahrt ist. Unterwegs steigen mal ein paar Leute aus, andere kommen wieder mit dazu, aber das Schiff fährt irgendwie weiter.

Stephan Georg: Früher war Peter Baltes ja Dein Song-Co-Autor. Wer aus der Band hat nun seinen Part in dieser Beziehung übernommen?

Wolf: Zunächst liegt das mal bei mir, und in Gänze hat seinen Part erst mal keiner übernommen. Am Anfang vom Songwriter-Prozess habe ich allen gesagt, wenn jemand Ideen hat: immer her damit. Ich möchte nur, dass es wie Accept klingt, und Songs, die sich für uns eignen, nehme ich gerne. Dann war da als einziger unser neuer Basser Martin Motnik, der von sich aus eine ganze Reihe Songs und Ideen angeboten hat, wo wir vieles von übernehmen konnten. Zwar noch nicht in dem Maße, wie es bei Peter früher der Fall war, aber er hat doch schon erheblich mitgewirkt.

acceptStephan Georg: Wie schwer hat die Corona-Krise der Band zu schaffen gemacht?

Wolf: Total! Es trifft uns ins Mark. Wir haben keine Aufträge mehr – quasi Berufsverbot. Wie jeder weiß, sind heutzutage die Haupteinnahmequellen die Live-Auftritte. Aber nicht nur finanziell, auch sonst trifft es uns schwer. Das ganze Musikerdasein geht zu Grunde. Jeder will auftreten. Das Album macht auch Spaß, aber ein Auftritt ist einfach geiler. Ein Album ist mehr oder weniger ein Anschubmittel für eine Tour - umgekehrt wie in den Achtzigern. Deswegen ist das verheerend, dass wir nicht touren können. Wir haben im Sommer schon alles abgesagt. Wir haben das auf den nächsten Sommer verlegt, aber für kommenden Januar ist schon wieder alles abgesagt. Schon die zweite Riesen Tour! Kannst Du Dir vorstellen, was das für ein Verlust ist für alle.

Stephan Georg: Eure Setlist hat zunehmend Material der Phase mit Mark Tornillo. Könntet Ihr Euch vorstellen, einmal eine Komplettaufführung eines früheren Erfolgsalbums machen, sowie es z. B. Europe mit „Final Countdown“ gemacht haben?

Wolf: Ja, kann ich mir sogar vorstellen. Wir haben das auch schon einmal versucht und das komplette „Restless And Wild“-Album gespielt. Das hört sich in der Theorie auch gut an, ist aber in der Praxis wieder anders. Ein Live-Konzert ist eben ein Live-Konzert, was einen gewissen Bogen hat, und ein Album ist ein Album. Und ein Album hat auch in der Regel immer sogenannte Album-Tracks, die so ein bisschen durchhängen. Das ist dann live das Problem. Dann wieder die Frage, ob man es in der gleichen Reihenfolge macht. Dazu kommt noch: Ein Album hat nur 45 Minuten. Was macht man dann? Eine Pause und dann etwas anderes? Vom Spannungsbogen her, finde ich das nicht optimal.

Stephan Georg: Die Platte „Eat The Heat“ gilt bei verschiedenen Fans, u. a. bei mir, immer noch als Juwel, welche aber eher vom Stil her nicht wirklich Accept war. Würdet Ihr von diesem Album auch heutzutage mal was live spielen?

Wolf: Haben wir doch sogar schon! Haben wir nicht mal „XTC“ - noch mit Udo - gespielt? Oder - ja genau, „Generation Clash“ auf jeden Fall. „Turn The Wheel Around“, „D-Train“, „Hellhammer“. Das sind auf jeden Fall Songs, die man spielen könnte; müsste man vielleicht ein bisschen umarrangieren. Das Verrückte an dem Album ist, dass es ein richtig gutes Album hätte werden können. Stilistisch war das auch nicht unbedingt anders, es ist nur ziemlich vermurkst worden in der Produktion: zu viele Overdubs. Hätte man das einfach so gelassen, wie die ursprünglichen Demos waren, also „straight forward“- normal aufgenommen, dann wäre die Platte wahrscheinlich sehr gut geworden. Dann wäre der David Reece auch nicht so aufgefallen. Aber wir haben da alles auf einmal versucht, den Sound, den Sänger und die Musik verändert. Dieter Dierks hat sich da so selbst verwirklicht. Auch wieder das Thema, dass der Produzent der Gott war, die Band nur die Ausführenden. Da ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Mit dem Wissen von heute, würde ich die Songs normal aufnehmen, und dann wäre es ein fast normales Accept-Album geworden – auch mit David Reece. Aber hätte, hätte  – Fahrradkette.

Stephan Georg: Sowohl Du als auch Mark habt mittlerweile die 60 geknackt. Wie lange wollt Ihr noch rocken?

Wolf: Das lassen wir alles auf uns zu kommen. Du siehst nun an Corona, was alles kommen kann. Es kann morgen vorbei sein oder noch 30 Jahre gehen – keine Ahnung.

Stephan Georg: Ihr hattet 1996 bereits eine Abschieds-Tour. Bei der ultimativen Abschieds-Party in der Cobra Solingen war ich auch im Publikum. Was hältst Du von Abschiedstouren?

Wolf: Also, ich darf da eigentlich nichts zu sagen, denn wir haben schon eine Abschiedstour hinter uns, obwohl wir danach auch wirklich lange weggeblieben sind. Das war auch ernst gemeint und nicht so wie heute, wie diesen ganzen gefakten Abschiedstouren, wo alle sagen, „Komm, wir machen mal eine Abschiedstour“, die geht dann zufällig zehn Jahre. Aber es funktioniert ja dann auch ärgerlicherweise immer noch, weil alle immer denken, es könnte ja wirklich das letzte Mal sein. Aber ich bin kein Freund davon, und wir haben uns vorgenommen, das nicht mehr zu machen. Ich bin auch kein Freund von den ganzen Jubiläums-Aktionen. Das sind einfach nur Gimmicks, um die Leute zu locken. Diese ganzen Anniversary-Dinger – jeder hat jedes Jahr irgendwas. Aber wer hat da was von – who cares?

acceptStephan Georg: Deine Soli haben einen unnachahmlichen Stil. In den Accept-Songs gibt es viele „Lieder im Lied“. Baust Du diese Hoffmann-Trademarks bewusst oder unbewusst ein?

Wolf: Ja, sehr oft bewusst. Ich setzte mich oft hin und probiere viel. Es ist für mich immer wichtig, dass noch was Überraschendes kommt. Einfach auf dem Chorus zweimal rumnudeln - kann man auch machen, wenn passt, aber ich versuche lieber, noch etwas in den Song einzubauen, was vorher nicht vorgekommen ist. Ich bin ein großer Freund von Melodien und Harmonien, wie z. B. bei „Metal Heart“. Auf dem neuen Album haben wir übrigens wieder etwas ähnliches von Beethoven eingebaut. Am Schluss kommt noch eine Instrumentalnummer. Sowas ist eben ein Teil von mir, und ich mache das immer gerne. Ich finde es sind immer verschenkte Gelegenheiten, einfach nach dem zweiten Chrorus etwas zu  spielen und dann fertig. Dann finde ich das besser, nochmal was anderes zu machen – eine gute Gelegenheit, nochmal etwas Spaß zu heben.

Stephan Georg: Du lebst seit vielen Jahren Nashville, USA.  Hattet Ihr nie in Betracht gezogen, einmal nach Deutschland zurück zu kehren, insbesondere wenn man die politischen Umstände betrachtet?

Wolf: Alle denken immer, in Amerika ist das absolute Chaos. Das ist aber gar nicht so. Es wird nur hier sehr oft so berichtet. Andererseits wird drüben berichtet, dies in Deutschland wäre alles daneben. Wir leben in den Staaten wunderbar und in Frieden. Wir sind auch vor 10-15 Jahre auch mal wieder nach Deutschland gezogen, haben es aber nicht lange ausgehalten. Es ist verrückt, wenn man mal eine Weile im Ausland gelebt hat, ist schwer, sich hier wieder zurecht zu finden. Wenn Du hier aufwächst und hier dauerhaft wohnst, ist das alles okay. Du kennst dann die Regeln. Es geht bei den Autofahrten schon los. Ich bin jetzt hier wieder ein bisschen Auto gefahren und schon wieder zweimal geblitzt worden. Man ist das nicht mehr gewohnt. Wenn da steht 60, ist das auch 60 und nicht 70 und zack, biste dran. Also jede kleine Übertretung wird Dir sofort zur Last gelegt. Das kennt man aus dem Ausland nicht so. Da ist das alles etwas lockerer.

Stephan Georg: Mal eine Gitarristen-/Musiker-Frage: Ihr hattet damals bei der ersten Reunion keinen zweiten Gitarristen mit an Bord. Eine Besetzung, die durchaus ihren Charm hatte. Ich durfte Euch damals Ende 1994 in Bonn sehen. Seit der Reunion vor gut 10 Jahren waren immer zwei, mittlerweile sind sogar drei Gitarristen im Line-Up. Wie kam dieser Sinneswandel?

Wolf: Es hatte mir damals als einziger Gitarrist auch sehr viel Spaß gemacht und fand auch, das hatte was. Aber viele meinten dann, da fehlt was, was ich im Nachhinein auch verstanden habe. Es war ja eigentlich immer so, dass Accept zwei Gitarristen hatten. Bei der Reunion stand dann auch fest, dass wir das wieder mit zwei Gitarristen machen. Diese Konstellation ist auch das was die Fans wollen  - das ist ein Teil der Trademark. Wir waren uns da nun auch viel bewusster als in den Neunzigern. Da wusste eh keiner so richtig, was mit Heavy Metal ist. Da war die Grunge-Zeit, und keiner wusste so richtig, was noch passiert. Aber jetzt in der Neuzeit haben wir immer mit zwei Gitarristen gespielt, weil wir nun wussten, es gehört zum Sound dazu, und rein optisch mit den zweit Flying Vs, das macht schon was her. Als nun im letzten Jahr bei der Orchester-Tour Uwe nicht konnte, war als Vertreter Philip Shouse dabei. Als nach der Tour Uwe wieder dabei war, dachten wir doch, dass Phil richtig gut ist und wir uns auch gut verstehen. Es wäre schade gewesen, wenn er wieder gegangen wäre. So haben wir einfach, aus pragmatischen Gründen, beide behalten. So ermöglichen sich teilweise ganz neue Möglichkeiten, wie z. B. Twin-Solos. Außerdem ist diese Konstellation gar nicht mehr so selten, siehe Iron Maiden, da war auch die auslösende Situation ähnlich.

acceptStephan Georg: Wie teilt Ihr Euch die Gitarren-Parts nun live auf? Spielst Du alle Soli oder die meisten? Ich erinnere mich schwach, dass Herrmann Frank vornehmlich Rhythmus spielte.

Wolf: Also, es spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass auf einem Song, wo geradeaus gerockt wird, auch mal ein anderer das Solo übernimmt. Wenn jedoch komplexe Soloparts, die ich entwickelt habe, anstehen, gibt es auch eher Sinn, dass ich diese dann auch spiele.

Stephan Georg: Deine Frau Gabi hat sich als Managerin zurückgezogen. Hat sie nur diese Tätigkeit beendet oder auch die der Co-Texterin u.v.m.?

Wolf: Gabi hat das Tagesgeschäft abgegeben. Wir bzw. sie hat ja bekanntlich eine Nachfolgerin - Antje - gefunden. Aber für das neue Album hat sie auch wieder einiges in Sachen Texte, also wie in alten Zeiten, gemacht.

Stephan Georg: Eure Scheiben seit der Reunion wurden alle von Andy Sneap produziert. Andy ist auch der Produzent und Tour-Gitarrist von Judas Priest. Wäre die Kombi Judas Priest/Accept keine ideale Zusammenstellung für eine Tour? Gab es da schon mal Überlegungen?

Wolf: Die Überlegung gibt es schon seit ewigen Jahren. Die gab es vor Urzeiten, 1981, auch schon mal. Wir versuchen das schon lange, noch einmal hin zu bekommen. Es hätte auch beinahe letztens nochmal geklappt. Wir sind dran. Es ist auf jeden Fall ein gutes Package!

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https://www.wolfhoffmann.com/



Autor: Stephan Georg, Pics: Gerard Hamels