PANDEMMY - Eine Sound-Pandemie, die sich über den gesamten Erdball verbreitet!


Als großer Fan von brasilianischem Krach bin ich kürzlich auf Pandemmy gestoßen, deren geradliniger Death-/Thrash Metal mir auf Anhieb gefiel. Sie haben kürzlich über den niederländischen Zusammenschluss Headbangers Records / Big Bad Wolf Records ihr drittes Album „Subversive Need" veröffentlicht. Grund genug, Gründer und Gitarrist Pedro Valença zu kontaktieren, der aufgrund seines holprigen Englischs nur zumeist nur knappe Antworten gab.

logoDaniel: HELL-ö Pedro! Wie geht´s Dir? Lass uns mal mit der Gründung von Pandemmy anfangen! Wann war das?

Pedro: Hi Daniel! Mir geht es gut. Pandemmy wurden am 10. Januar 2009 gegründet, nachdem ich meine erste Band Monstera verlassen hatte. Mit Monstera spielten wir Thrash Metal, aber ich wollte auch Death Metal machen, und Pandemmy verbinden beide Stilrichtungen.  

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Pedro: Ja, wie gesagt: Ich war vorher bei der Thrash Metal-Band Monstera, und sie waren bis dahin meine einzige Band.

Daniel: Was steckt hinter der veränderten Schreibweise des Bandnamens Pandemmy?

Pedro: Diese Schreibweise hat eigentlich keine bestimmte Bedeutung. Der Bandname basiert auf der Idee einer Sound-Pandemie, die sich über den gesamten Erdball verbreitet. Es ist ein abstrakter, aber simpler Bandname, der für uns auch heute noch gut klingt.  

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Pedro: Carcass, Kreator, Sepultura, Andralls und Death.

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Gibt es eine Art Kernaussage, die Ihr den Hörern vermitteln wollt?

Pedro: Ich schreibe am liebsten über Gesellschaftsprobleme, weil wir hier in Brasilien Opfer eines unfairen Systems sind. Wir haben auch abstrakte und persönliche Texte. Diese sind allerdings in der Minderheit.

Daniel: Es gab  immer schon sehr viele brutale Death-, Thrash- und Black Metal-Bands in Brasilien. Was meinst Du, woran das liegt?   

Pedro: Brasilien ist ein großes Land mit vielen verschiedenen Kulturen. Allerdings gibt es viele Gemeinsamkeiten: Armut, Elend, Korruption, Straßenschlachten, hohe Kriminalität usw. Ich denke, dass sich all diese Wut die brasilianische Szene schon immer geprägt hat.

Daniel: Dann lass und mal ein bisschen im Archiv von Pandemmy wühlen, okay? 2011 habt Ihr den regionalen W:O:A Metal Battle gewonnen. Wie viele Bands hatten daran teilgenommen? Wie seid Ihr da rangekommen? Und bedeutete dieser Sieg auch, dass Ihr tatsächlich in Wacken auf einer kleinen Bühne auftreten durftet? 

Pedro: Der W:O:A Metal Battle ein paar Jahre lang in Brasilien ausgetragen. Wir hatten den lokalen Battle in unserem Staat Pernambuco gewonnen. Das landesweite Finale fand auf einem traditionellen brasilianischen Festival statt, dem Roça N´ Roll Festival. 2011 sind wir dort mit etwa zwanzig anderen Bands aufgetreten, haben dort allerdings nicht gewonnen. Ich kann mich an tolle Auftritte von Nekrost (dem Sieger des damaligen W:O:A Metal Battles), Madness Factory, Kamala und Fire Shadow erinnern. Aber allein die Erfahrung, in den Staat Minas Gerais, der Heimat von Sepultura, zu reisen und mit all diesen Bands zu spielen und die viele nationale Presse drum herum, war schon eine aufregende Sache für uns!

Daniel: Ebenfalls 2011, wart Ihr auf dem Sepultura Tribute-Sampler „Ratamahatta – De Pernambuco Para O Mundo: Um Tributo Ao Sepultura” vertreten. Das ist an sich nicht sonderlich überraschend. Überraschend war für mich jedoch die Songauswahl, denn Ihr hattet Euch für „Convicted In Life” vom 2006er Sepultura-Album „Dante XII”einem neueren Album mit Derrick Green als Sänger entschieden. Das ist nicht gerade sonderloch old school, haha! Warum habt Ihr Euch gerade für den entschieden? Und magst Du die späteren, modernen Sepultura-Alben auch? Oder war das für Euch nur eine Art Experiment?  

Pedro: Es war so, dass wir erst kurz vor der Deadline gefragt wurden, ob wir teilnehmen würden. Eigentlich wollten wir erst einen Song aus der Max Cavalera-Ära nehmen, aber viele der Songs, die wir nehmen wollten, waren bereits auf dem Tribute-Album vertreten. Wir sind natürlich hauptsächlich von den alten Sepultura-Sachen beeinflusst, aber wir schätzen die Langlebigkeit der Band. Wir mögen „Convited In Life“ sehr, da es die alten, aggressiven Sepultura-Trademarks hat. Ich mag die Alben „The Mediator Between Head And Hands Must Be The Heart“ (2013) und „Quadra” (2020), aber ich mag auch viele andere Songs aus der Derrick Green-Alben.

Daniel: 2019 habt Ihr die Split-CD „Obliteration“ mit der italienischen Death-/Thrash Metal-Band Ascendent gemacht. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen? Und wie klappte die Zusammenarbeit?

Pedro: Ich habe sie über Google entdeckt. Danach habe ich über Facebook mit Bssist und Sänger Luca Riccardelli und Gitarrist Gabriele Vellucci Kontakt aufgenommen. Sie waren sehr nett. Wir haben einen Deadline-Termin ausgemacht, den Titel der Split-CD besprochen usw. „Obliteration“ wurde am 31. Mai 2019 veröffentlicht. Hört mal rein!

pandemmyDaniel: Euer neues, mittlerweile drittes Album „Subversive Need” wurde von dem niederländischen Label Headbangers Records und dem Plattenladen Big Bad Wolf Records veröffentlicht. Die Niederlande sind sehr weit von Brasilien entfernt, haha! Wie kam diese Zusammenarbeit also zustande?   

Pedro: Wir haben im letzten Jahr sehr viele E-Mails an verschiedenen Plattenfirmen geschickt. Und schließlich war es Tamme Oosterhof von Big Bad Wolf Records, der uns antwortete. Wir handelten einen Deal aus und sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Marco von Headbangers Records ist auch ein großartiger Typ.  

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs für „Subversive Need“ zu schreiben und aufzunehmen?

Pedro: Ich glaube, es hat insgesamt etwa sechs Monate gedauert. Ich schreibe immer Riffs mit den anderen Bandmitgliedern. Ich würde sagen, wir stecken immer in einer Vorproduktionsphase, wenn wir neue Songs schreiben.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Pedro: Unser Gitarrist und Sänger Guilherme Silva und ich habe das Album produziert. Wir haben es im Demise Studio von Guilherme und im Home 64 Studio unseres Bassisten Marcelo Santa Fé aufgenommen.

Daniel: Ich mag das Artwork Eures Albums sehr. Wer war der Künstler, und wie seid Ihr mit ihm in Kontakt gekommen?  

Pedro: Der Künstler ist Durval Tavares von Deafbird Design. Er ist ein alter Freund von uns und ein toller Künstler. Er ist eigentlich Spieleentwickler, wird aber in Zukunft noch mehr Artworks für Metal-Bands gestalten.  

Daniel: Gibt es auch Pläne für eine Vinyl-Version, oder bleibt es erstmal bei der CD?

Pedro: Nur CDs, weil wir immer noch eine unabhängige Underground-Band sind. Wir haben jetzt großartige Unterstützung von zwei niederländischen Leuten bekommen, aber wir müssen auch in Europa auftreten, um mehr Kontakte knüpfen zu können. Und wer weiß? Vielleicht springt ja dann auch noch eine Vinyl-Version dabei heraus.  

Daniel: Lass uns auch mal kurz über die beiden Bonustracks der CD reden! Dabei handelt es sich um zwei Coverversionen. „Dominios Or Death” von Vulcano macht für mich total Sinn, haha! Aber wie sieht es mit dem Manowar-Cover „Wheels Of Fire” mit dem hohen Gesang aus, der nicht so richtig zu Eurem eigentlichen Sound passt (und der Text auch nicht). Welche Idee steckte dahinter?  

Pedro: Vulcano sind in Brasilien eine Metal-Legende, und ich denke, es ist nur fair, ihnen Tribut zu zollen, da sie hier zur ersten Generation zählen. „Dominios Of Death“ hat diese Wut, die wir alle so sehr lieben. Was das Manowar-Cover angeht: Wir versuchen auch immer, Coverversionen zu spielen, die nicht so sehr zu unserem Stil passen. Auf unserem zweiten Album, „Rise Of The New Strike“, haben wir „Nepenthe“ von Sentenced gecovert. Das ist die spaßige Seite, wenn wir an Musik arbeiten. Generell ist es so, dass wir immer zwei Coversongs als Bonus für physische Tonträger aufnehmen: einen typischen als eine Art Hommage und einen aus anderen Metal-Bereichen. Wir wissen auch, dass Manowar-Texte schlecht sind. Unsere Texte sind da eher das Gegenteil.   

Daniel: Dass Ihr live spielt, hattest Du ja bereits erwähnt. Habt Ihr denn in Eurer Heimat schon einmal im Vorprogramm von größeren Bands gespielt?

Pedro: Wir haben wegen der Corona-Krise vor etwa einem Jahr zum letzten Mal live gespielt. Wir gehen gerne auf Konzerte, egal ob von Underground- oder Mainstream-Bands. Wir haben hier schon im Vorprogramm von Exodus, Brujeria, Belphegor, Obituary und Ratos De Parão gespielt.

Daniel: Lass uns zum Schluss bitte auch noch über die Metal-Szene bei Euch in Brasilien reden, ja? Ich bin nämlich ein Riesen-Fan von Horden wie (alten) Sepultura, Sarcofago, Mystifier, Vulcano, Holocausto, Mutilator, MX, Cova, Necrofago und auch jüngeren Bands wie Envoke. Wie steht es heute um die Szene bei Euch? Unterstützen sich Bands gegenseitig, wenn es zum Beispiel um das Organisieren von Konzerten geht? Und welche anderen Bands aus Eurem Land kannst Du uns noch empfehlen?   

Pedro: Die Szene in Brasilien wächst immer weiter, vor allem in den Großstädten wie São Paulo, Rio de Janeiro, Belo Horizonte und Fortaleza. In den kleinen Städten Brasiliens stirbt die Szene aber leider immer mehr aus. Die meisten brasilianischen Headbanger unterstützen die lokale Szene nicht. Viele Bands spielen lieber in Europa und promoten dort lieber ihre Alben, da die Headbanger in Europa eher auf brasilianische Bands stehen. Das ist die traurige Realität. Empfehlen kann ich Euch Bands wie Kamala, Elizabethan Walpurga, Crashkill, Malefactor, Hibria, Inner Demons Rise, Aporya, Invisible Control, Mofo und Rebaelliun.   

pandemmyDaniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Pandemmy aus?

Pedro: So lange in Brasilien nicht alle geimpft sind (was wohl auch nicht so bald passieren wird, fürchte ich…), werden wir keine weiteren Konzerte spielen. Allerdings arbeiten wir bereits an neuen Songs für das nächste Album. Und ich hoffe, dass das Album schon 2022 erscheinen wird.  

Daniel: Na gut, Pedro! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Pedro: Danke an Dich, Daniel, und alle anderen von CROSSFIRE! Folgt Pandemmy in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram, hört Euch unsere Alben auf den Streaming-Plattformen an, und schaut Euch die Videos auf unserem Youtube-Kanal an! Bleibt sicher und „Stay Metal“!

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Autor: Daniel Müller