OMAGO - Ich möchte die Rechte an meiner Musik bei mir behalten!


Wie alle Leute wissen, komme ich aus der Fanzine-Szene und arbeitete nicht nur Pflichtaufgaben ab, sondern unterstütze auch Bands, die ich selbst geil finde! Dazu gehören seit kurzem Omago, eine chilenisch-brasilianische Old School Death Metal-Band, die mit „Decrepitus“ gerade ihr erstklassiges Debüt-Album aus dem Nichts rausgehauen hat. Ich sprach mit Sänger Eduardo Jarry, der das Interview ziemlich schnell und fanatisch beantwortet hat.

logoDaniel: HELL-ö Eduardo! Wie geht´s Dir? Bitte erzähl uns doch zunächst, wie es 2020 zur Gründung von Omago kam! Ihr kommt ja aus Chile und Brasilien! Wie habt Ihr also zusammen gefunden?  

Eduardo: Mir geht´s gut. Ich hoffe, Dir auch, Daniel. Durch die Scheiß Pandemie haben viele Menschen einen irreparablen Schaden erlitten. Aber es geht wieder voran. 2018 löste sich meine alte Band Forahneo wegen persönlicher und musikalischer Differenzen auf. Es war eine Zeit, in der ich  mich um viele persönliche Dinge kümmern musste. Das gab mir die Zeit, neue Songs zu schreiben. Die Musik, die dabei herauskam, klang ganz anders als Forahneo, Also entschloss ich mich dazu, daraus ein neues Projekt zu starten. So entstand Omago. Ich bin Chilene, habe aber den größten Teil meines Lebens in Brasilien gelebt; in der gleichen Stadt, in der auch Victor Hugo und Demetrius leben. Wir kommen also, grob gesehen, aus derselben Szene, auch wenn die beiden viel jünger sind als ich. Victor Hugo hatte damit begonnen, Bands zu produzieren, bei denen ich auch involviert war. Das war vor elf Jahren. Omago ist die dritte Band, in der wir zusammen spielen. Demetrius traf ich, als ich sah, wie er live bei Thyresis, Metacrose und Dissidium auf seinem Schlagzeug rumhämmerte.     

Daniel: Ihr hattet alle schon zuvor in anderen Bands gespielt. Kanntest Du einige der Bands Deiner Mitstreiter zuvor schon?    

Eduardo: Ja, wir kannten uns schon. Ich hatte Victor Hugo und Demetrius mit ihren anderen Projekten schon einige Male live gesehen. Zwischendurch hatten wir sogar im selben Proberaumkomplex geprobt. Wir wohnen in einer kleinen Stadt, in der man sich häufiger mal über den Weg läuft.   

Daniel: Wie probt Ihr überhaupt? Oder schickt Ihr Euch nur Musikdateien hin und her?  

Eduardo: Wir gründeten uns genau zu der Zeit, als die Pandemie losging. Deshalb haben wir alles immer auf Distanz gemacht. Ich schreibe die Musik und schicke sie an Victor Hugo. Er gibt mir als guter Produzent immer eine ordentliche Rückmeldung. Wire stellen Demos zusammen. Dann nimmt jeder seine Sachen auf. Wir haben bis jetzt noch nicht geprobt, und ich vermisse das wirklich. Ich kann es kaum erwarten, bis es endlich weitergeht!   

Daniel: Was bedeutet der Bandname Omago überhaupt?

Eduardo: Das ist mein Spitzname, seit ich elf bin, haha! Es bedeutet „Dürrer, böser Mann”. Ich habe eine Zeit lang versucht, diesen Namen irgendwo zu verwenden, aber es musste exklusiv für meine musikalische Vision sein. Es war dieses Mal also perfektes Timing.   

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Eduardo: Ich glaube, es ist eine Mischung aus vielen Musikrichtigen. Old School Death Metal ist zwar der Haupteinfluss, aber auch viel Grindcore und Hardcore. Wir sind aber auch sehr vom Mittachtziger-Death-/Thrash Metal beeinflusst, von Bands wie Celtic Frost, Master, Sacrifice, Devastation, Sepultura, Mutilator, Slaughter (Kanada) usw.     

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Gibt es eine Art Kernaussage?  

Eduardo: Nicht wirklich eine Botschaft, vielmehr meine Sicht darauf, wie tief die Menschheit sinken kann. Viele Dinge, die mich ankotzen, basieren auf dem täglichen Geschehen: Politik, Religion, Korruption, Gewalt, Habgier, Götzendienst, Manipulation, Egoismus usw. Ich denke, die Pandemie hat noch einmal die dreckigere und egoistische Seite der Menschheit offenbart.    

Daniel: Kurz nach der Gründung von Omago erschien direkt die digitale EP „Human Targets”. Warum ging das so schnell? Oder war die EP ursprünglich noch für eine Eurer Ex-Bands bestimmt? 

Eduardo: Nein, war sie nicht. Nachdem sich Forahneo, irgendwann 2019, aufgelöst hatten, raffte ich mich auf und war wieder im Schreib- und Aufnahme-Modus. Ende des Jahres hatten wir dann fünfundzwanzig Songs aufgenommen. Als ich mich entschloss, eine neue Band zu gründen, wusste ich, dass es Leute gibt, die neues Zeug von mir hören wollten. Es war also ein cooler Einstieg, erstmal eine EP zu veröffentlichen, um Omago vorzustellen. Und ich konnte in der Zwischenzeit das Album in Ruhe fertigstellen.     

omago Daniel: Keiner der Songs der EP ist jetzt auf dem Debüt gelandet. Wieso nicht? Ihr hättet doch, zum Beispiel, die EP als Bonus hinten draufpacken können oder so. Oder seid Ihr mit der EP heute nicht mehr so zufrieden?   

Eduardo: Doch, die EP ist cool. Doch das waren neu aufgenommene Songs Versionen von Songs meiner bisherigen Bands, bei denen ich vorher aktiv war. Auf dem Album wollte ich aber nur unveröffentlichte Musik haben. Und auch wenn „Worst Blind” bereits 1992 geschrieben wurde, als ich noch bei Behaviour war, ist es bislang nie aufgenommen oder veröffentlicht worden. Vielleicht wird die „Human Targets“ EP auch noch auf CD und Kassette nachgelegt, zusammen mit einer EP, die ich für Ende 2021 einplane.   

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen? 

Eduardo: Das ging ziemlich schnell. Wir hatten aber eine coole Vorproduktion mit Demoversionen aller Songs, die wir immer und immer wieder gehört haben, bevor es zu den Abschlussaufnahmen kam. Alles in allem – also Schreiben, Vorproduktion, Aufnahme, Mixen und Mastern – hat ungefähr ein Jahr gedauert, würde ich sagen. 

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert? 

Eduardo: „Decrepitus” wurde von Victor Hugo Targino produziert, der schon mit Bands wie Soturnus, Necrohunter, Necrosis und Diabolvs zusammengearbeitet hat. Schlagzeug, Gitarren und Bass wurden in João Pessoa in Brasilien aufgenommen. Das Album wurde vom legendären Dan Swanö (Asphyx, Incantation, Terrorizer, Skeletal Remains) gemixt und gemastert.

Daniel: Ich mag das Artwork von „Decrepitus” sehr! Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Eduardo: Cool, dass Du das erwähnst! Das Artwork stammt von dem brasilianischen Meister Marcelo Vasco, der schon für absolute Legenden Slayer, Kreator, Dark Funeral, Testament oder Dee Snider gearbeitet hat. Er ist einer der Besten überhaupt. Wir kennen ihn schon seit einigen Jahren. Er hat auch das Forahneo-Album-Cover gemacht und jetzt eben auch die beiden von Omago.   

Daniel: Das Album ist auf CD und Kassette erschienen. Gibt es auch Pläne für eine Vinylversion? 

Eduardo: Das wäre großartig! Es ist ein Format, das viele wieder für sich entdeckt haben. Bis jetzt hat sich ein brasilianisches Label wegen der CD-Veröffentlichung gemeldet und ein chilenisches für die Kassetten-Version. Wenn ein cooles und seriöses Label gerne eine Vinyl-Version machen würde, wäre das toll!   

Daniel: Wie wichtig ist es Euch, das alte Kultformat Kassette heute noch am Leben zu erhalten? 

Eduardo: Sehr wichtig! Früher war das unsere einzige Option. Vinyl war teuer. Da konnte man sich nur wenig von kaufen. Kassetten zu überspielen bedeutete, sich stundenlang mit Freunden zu treffen und diese gemeinsame Erfahrung zu teilen. Ich bin seit Jahrzehnten CD-Sammler. Ich kaufe mir aber auch viele alte und neue Sachen auf Kassette und Vinyl. Ich bin ein totaler Plattenladen-Freak. Wichtig, dass die Musik in allen Formaten erhältlich ist. Geschmäcker sind verschieden. Der eine mag lieber CDs, der andere Vinyl oder Kassetten, aber manche auch MP3.      

Daniel: Das Album ist in Eigenregie – also ohne Label im Rücken – erschienen. Gab es kein geeignetes Label, das an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre? Oder habt Ihr Euch erst gar nicht umgeschaut?  

Eduardo: Ich ziehe lieber mein eigenes Ding durch. Ich möchte die Rechte an meiner Musik bei mir behalten. Dann kann ich immer noch Lizenzverträge mit Independent-Labels abschließen, die ein spezielles Format veröffentlichen wollen.    

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Oder handelt es sich bei Omago um ein reines Studioprojekt? 

Eduardo: Wir werden sicherlich auch live spielen, sobald wir wieder zusammenkommen können und Konzerte bei uns wieder stattfinden werden. Ich hatte bereits das Glück, mit Forahneo ein paar Shows gespielt zu haben, wo wir im Vorprogramm von Bands wie Napalm Death, Carcass, Suicidal Tendencies, Assassin und Anthrax gespielt haben. Ich möchte, dass das auch mit Omago so sein wird.

Daniel: Wenn jemand jetzt nach dem Lesen dieses Interviews an Eurem Zeug interessiert ist, wie kann man da am besten drankommen? 

Eduardo: Neben den CDs und den Kassetten haben wir auch noch richtig coole Shirts. Schaut mal bei Bandcamp, Instagram und Facebook rein. Dort wird bald alles erhältlich sein.   

omago Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Omago aus?

Eduardo: Bis zum Jahresende wollen wir eine EP mit Coversongs rausbringen, die bereits komplett aufgenommen ist. Dabei geht es nur um brasilianische Bands, zu denen ich mich musikalisch und persönlich verbunden fühle: Necrópolis, Medicine Death, Nephastus, Krueger, Stomachal Corrosion… Ich bin sicher, dass es allen gefallen wird. Und außerdem hoffe ich, dass wir bald live spielen können. Verglichen mit dem, was gerade abgeht, ist das sicherlich die kleinste Sorge, die wir haben. Aber ich hoffe, dass es in naher Zukunft endlich wieder Konzerte geben wird.       

Daniel: Na gut, Eduardo! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Eduardo: Vielen Dank an Dich und das gesamte Team, Daniel! Macht weiter so mit Eurer guten Arbeit! Danke auch an alle, die sich die Zeit genommen haben, um dieses Interview zu lesen! Ich hoffe, Ihr mögt alle „Decrepitus“. Macht Euch darauf gefasst, dass das erst der Anfang ist. Death ´til Death!

https://www.facebook.com/omagoed

https://omago.bandcamp.com/releases



Autor: Daniel Müller