LIQUID STEEL - Die Unbeschwertheit auf Konzerten, Festivals oder in Bars wird man wieder richtig zu schätzen lernen!


Manchmal lernt man Leute einfach so kennen, in der Kneipe, auf einem Konzert oder auch gern einmal im Internet. Dann kann es passieren, dass es passt wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer, und Rezensent und Musiker kommen ins Gespräch und/oder machen gleich mal ein Interview. Liquid Steel gibt es seit dem Jahr 2009 und „Mountains Of Madness“ ist Langrille Numero drei der Herren. Gezockt wird gediegener Heavy Metal der klassischen Prägung. Da hatte ich tatsächlich ein paar Fragen…

logoDennis: Wie habt Ihr Euch kennengelernt?

Monte: Hallo Dennis, hallo an alle Follower des Crossfire Webzines. Erst mal danke für das Interview! Die Entstehungsgeschichte kann Dir Julle sicher besser beantworten. Mein Dazustoßen 2013 lässt sich mit “Konzert-Gespräch-Bier-Rausch" zusammenfassen.

Julle: Monte, Gott sei Dank hatte dieser legendäre Dich-Kennenlernabend einen positiven Ausgang. Fabio, Philipp (unser erster Drummer) und ich kannten uns schon lange, da wir aus demselben Teil Tirols stammen. Irgendwie hat's uns alle drei nach Innsbruck verschlagen, und die Idee, eine neue Band auf die Beine zu stellen, war geboren. Unseren Gitarristen Ferdl kannte Fabio aus deren gemeinsamen Zeit in einer Iron Maiden-Coverband. Unseren jetzigen Drummer Martin kannte man vom Innsbrucker Ausgeh-Underground. Und so hat sich das dann alles zusammengefügt. Wir sind schon stolz darauf, dass wir seit nunmehr acht Jahren in derselben Besetzung spielen.

Martin: Ich kannte Julle und Fabio schon vorher. Julle ist der Cousin eines Freundes, mit dem ich früher in einer Band spielte. Dadurch lernte ich auch Fabio kennen. Im Winter 2011 war ich in Garmisch bei der Ski-WM, zurück in Innsbruck noch in einigen Bars. Dort hat Fabio während seiner Studienzeit gearbeitet, und wir kamen in das Gespräch. Er erzählte, dass sie gerade auf Drummer-Suche sind. Wir tauschten Nummern aus und vereinbarten ein Vorspielen...

Dennis: Wie lange spielt Ihr Eure Instrumente bereits?

Julle: Meine erste Stromgitarre habe ich mir mit 17 gegönnt. Ich weiß noch, wie ich damals das im Ferialjob hart erarbeitete Geld bar auf den Tisch im Musikladen geblättert habe. Jetzt bin ich 42, also mach ich seit 25 Jahren Musik. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht.

Monte: Ich spiele nun seit knapp 13 Jahren Bass, insgesamt mache ich seit 23 Jahren Musik.

Martin: Ich habe während meiner Schulzeit angefangen. Im Oberstufengymnasium hatten wir mit 16 Jahren die Wahl: Entweder der naturwissenschaftliche Zweig mit Physik, Chemie und Mathe oder der musikalische Zweig mit Schwerpunkt auf musich-kreative Fächer. Ich habe mich dann für das Schlagzeug entschieden und bin total happy damit. Wahrscheinlich hätte ich ohne diese Entscheidung in meiner Jugend nie damit angefangen. Deshalb spiele ich auch schon 20 Jahre mein Instrument. Natürlich gab es Jahre, in denen man wenig Zeit am Instrument verbracht hat. Ich bin seit zehn Jahren bei Liquid Steel, in diesen Jahren spiele ich auch wieder mehr. Ich bin jemand, der die Band als Antrieb braucht.

Dennis: Wie war bei den Aufnahmen zu Fire In The Sky die Zusammenarbeit mit Patrick W. Engel?

Julle: Ich glaube, etwas Besseres als der Patrick hätte uns für das erste Album gar nicht passieren können. Montagmorgen rein, freitagabends raus - es war eine sehr anstrengende Woche im Studio. Wir haben aber eine Menge gelernt, wie so ein Recording-Prozess professionell abläuft. Wir waren damals ja völlig grün hinter den Ohren. Patrick hat auch eine Menge an  „Producer"-Tätigkeiten übernommen und uns zahlreiche Tipps gegeben. Das war so gar nicht geplant, hat sich aber beim Aufnehmen so ergeben. Und das Produkt kann sich meiner Meinung nach sehen lassen! Rückblickend betrachtet - einfach eine geile Zeit!

Monte: Es war alles sehr durchgeplant und dementsprechend intensiv. Ich habe Patrick als akribischen Arbeiter kennengelernt, der zum Wohle der Produktion die Band auch immer wieder pusht.

Martin: Fabio hat den Kontakt zu Engel hergestellt. Er hat damals schon mit befreundeten Bands zusammengearbeitet, man kannte ihn einfach. Wir waren die ganze Woche in unserem Proberaum, haben um 09:00 Uhr gestartet und bis abends immer aufgenommen. Pausen machte Patrick fast keine. Er war sehr fokussiert, strukturiert und voll bei der Sache. Er hat viel Input geliefert, besonders bei den Vocals hat er viele Ideen eingebracht. Nach einem Aufnahmetag hat er oft noch im Hotel am Mix gearbeitet. Es war eine sehr produktive Woche. Bei der Listening Party danach im Cave of Steel (unser Proberaum) merkte man allen eine gewisse Erleichterung an, aber auch eine Freude am gemeinsamen Produkt.

liquid steelDennis: Welche Tour hat Euch am meisten Spaß gemacht, und welche lief nicht so gut?

Monte: Bisher hatten wir nur eine größere Tour, die verlief quer durch den Balkan. Wir waren im April 2017 mit unseren Kumpels von Diamond Falcon unterwegs.

Julle: Da wir alle ganz  „normalen" Jobs nachgehen und die Musik und Band Liebhaberei und Hobby ist, sind größere Touren fast nicht machbar. Bei den mittlerweile fast 100 gespielten Konzerten waren nicht mal eine Hand voll dabei, die nicht so gut verliefen. Da wir uns bandintern so gut verstehen und auch nach außen hin nicht unkommunikativ sind, war jeder gespielte Gig (und die Party danach) ein positives Erlebnis mit vielen schönen Erinnerungen.

Martin: Diese eine „größere Tour“ war eine coole Erfahrung. Wir haben zudem „Wochenend-Touren“ gestartet – Freitagmittag los und sonntags heim. Ich genieße es immer wieder, im Tourbus zu sitzen, mit den Jungs Zeit zu verbringen und Konzerte zu spielen. Es geht ja bald wieder alles los nach Corona. Darauf freue ich mich wirklich sehr!

Dennis: In welchen Locations hattet Ihr die besten und in welchen die schlechtesten Gigs?

Monte: Zu den besten Locations würde ich definitiv das Komma Wörgl zählen. Dort hatten wir schon Auftritte mit Powerwolf, Kissin´ Dynamite und Iced Earth. Ein  „schlechter” Gig – das ist jetzt sehr subjektiv – da weiß ich nur einen einzigen: Bei einem Festival in der Schweiz waren wir einmal zeitlich sehr knapp dran. Da habe ich mich einfach nicht wohl gefühlt, die gesamte Bühnenperformance war trotzdem gut. Es gibt immer wieder Konzerte, wo das eine oder andere nicht so läuft wie geplant, aber auch dahingehend sammelt man im Laufe der Zeit viel Erfahrung.

Julle: Es gab Zeiten, da haben wir alles gespielt, was uns unter die Finger kam. Für 25 Minuten als Support-Band mal 600 km nach Wien zu fahren (und das an einem Dienstag mit Arbeit am nächsten Tag), das musst Du erst mal machen. Eine einzigartige Location haben wir in Oberösterreich in einem Naturamphitheater der Erlebniswelt Granit bespielt. Auch der Rittersaal im Schloss Kaprun war cool. Schlechte Locations gibt es fast nicht, wir versuchen, immer 120 % zu geben.

Martin: An das Trveheim Festival denke ich auch immer gerne zurück. Wir hatten auch bei kleinen Feiern tolle Auftritte, weil Energie vom Publikum kam. Unser erster Auftritt in dieser Besetzung in Bologna war sehr verbesserungswürdig, zudem hatten wir an diesem Tag auch viele technische Probleme mit Monitoring, mit einer Gitarre, einem Beckenstativ, mit dem Bass Gurt,… Daraus lernt man, in den letzten Jahren waren wir meist verschont durch technische Probleme. Ich finde auch, dass wir konstanter geworden sind.

Dennis: Habt Ihr das neue Album  „Mountains Of Madness" komplett vor Corona eingetütet, oder gab es diesbezüglich Probleme?

Julle: Ja, ich habe meine Gitarrensachen dieses Mal alle zu Hause aufgenommen. Ich würde sagen, das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits bist Du in vertrauter Umgebung und hast eine Unmenge an Zeit, Deine Sachen einzuspielen, andererseits geht Dir die Studioatmosphäre, der Produzent als  „helping hand" und das geile Vintage-Equipment vom Jay (Anmerkung: Jay Hundert – verantwortlich für Producing, Mix, Master vom neuen Album) ab. Termindruck für die Veröffentlichung hatten wir keinen. So gesehen hat's zwar ein bisschen länger als geplant gedauert, aber das Resultat passt.

Monte: Wir haben mit dem Album natürlich vor Corona begonnen. Das gibt’s ja doch noch nicht so lang insgesamt. Die Pre-Production war im Juni 2019, die Recordings haben dann im August angefangen. Konkret heißt das, dass wir die Instumental-parts bis auf Details und ein paar Soli bereits vor Corona fertig hatten. Danach kam es tatsächlich zu einigen Verzögerungen: Vocals waren noch offen, im Studio durfte man sich nicht treffen, Besprechungen waren auch nicht so einfach – Sound hören und gleichzeitig ein Zoom Meeting abhalten ist nicht spaßig. Es wurde auch einiges im Homerecording aufgenommen, das war eine Premiere für uns.

Martin: Ich war bereits im Spätsommer 2019 mit den Drums fertig. Unser Produzent hat während der Aufnahmen individuell mit uns auf die jeweilige Situation reagiert. Der Unterschied zu anderen Recordings war, dass man meistens nur mit dem Produzenten im Studio war bzw. Julle die Gitarrenspuren von zuhause aufgenommen hat. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden!

Dennis: Welche alltäglichen Dinge vermisst Ihr am meisten?

Monte: Mittlerweile nichts mehr (lacht). Was ich schon vermisst habe, waren die regelmäßigen Proben und natürlich auch das Fahren zu eigenen Gigs und das Besuchen von Konzerten als Gast. Dieses Hobby nimmt im Normalfall doch einen großen Teil meiner Freizeit ein. Privat gingen mit vor allem die Kletterhallen und die Restaurants ab.

Julle: Das gepflegte Guinness im Irish Pub mit Band und Freunden habe ich schon vermisst. Ich bin aber auch in einem Alter, da musst Du nicht mehr jeden Freitag/Samstag raus. Auch die eingeschränkten Treffen mit der Familie waren nicht so toll. Jetzt geht's ja aber wieder aufwärts.

Martin: Einfach einem die Hand zu reichen oder zu umarmen, haben mir auch gefehlt. Ich freue mich auch wieder, wenn Berichte und Gespräche sich nicht nur um Corona drehen. Auch die Unbeschwertheit auf Konzerten, Festivals oder in Bars wird man wieder richtig zu schätzen lernen.

liquid steelDennis: Ihr seid bei Album Nummer Drei auch beim dritten Label. Gibt es dazu eine Story?

Julle: In den Tiefen des Undergrounds bist du zunächst mal froh, wenn Dir irgendjemand zuhört. Der  „Deal" sollte dann natürlich auch irgendwie passen und zu einer  „Win-Win-Situation" führen. Das können wir dieses Mal mit dem Bernie von Metalizer Records auf jeden Fall sagen.

Monte: Eine Story per se gibt es nicht. Es waren eher die gleichen Fragen wie immer vor einer Veröffentlichung: Was kann uns ein Label an Leistung bieten? Haben wir Vorteile bei der Promotion? Was schaut finanziell für uns heraus, wenn wir das alles selbst machen? Wie viel Aufwand ist das? Am Ende sind wir bei Bernie und Metalizer Records gelandet, einfach weil die Unterstützung klasse ist. Es sind in weiterer Zusammenarbeit mit Tapes Of Terror alle Formate abgedeckt; von Streaming über Tapes bis Platte ist alles dabei.

Martin: Wir haben immer das Bestmögliche versucht, aus der Situation zu machen. Das erste Label war Scream Records: Wir haben über persönliche Beziehungen über die Innsbrucker Metal-Szene Sasch kennengelernt. Beim zweiten Album haben wir mit unserem Produzenten zusammengearbeitet. Jetzt hat sich die Möglichkeit mit Bernie ergeben. Wir kannten ihn schon vorher, weil er unsere Vorgänger-Alben in seinem Shop vertrieben hat. Die Zusammenarbeit war von Beginn an unkompliziert. Man spürt, dass ihm unsere Musik gefällt und er das Ganze aus der Liebe zum Metal heraus macht. Er schenkt uns Vertrauen und unterstützt uns mit seinen Kontakten. Hoffentlich können wir mit Bernie von Metalizer Records und Jay Hundert vom Studio Hundert das Album auch bald richtig feiern!

Dennis: Welcher Song von  „Mountains Of Madness" ist Euer Liebling?

Monte: Schwere Entscheidung. Der Titeltrack  „Mountains Of Madness”.

Julle: Das hat bei mir tatsächlich fast täglich gewechselt. Spontan sage ich jetzt  „Phoenix".

Martin:  Im Moment höre ich  „Victim Of The Night” total gerne, auch „Alpine Warrior“ zählt zu meinen Favoriten. Die Nummer ist wirklich stark geworden, anfangs war das noch ein Wackelkanditat für das Album!

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Autor: Dennis Eikenkötter