Die Konzertpause war lang... zu lang! Die Leute haben wieder richtig Bock auf Live-Musik! Und wie könnte eine Konzertsaison besser starten als mit einem Gratis Metal Open Air nur acht Kilometer vor der Haustür entfernt? 360 Leuten sind heute zugelassen. Die Veranstaltung ist im Vorfeld ausverkauft, wenn man das bei freiem Eintritt überhaupt so sagen kann. Vielleicht haben sich mehrere Leute aus Versehen doppelt registrieren lassen, denn es kommt mir vor, als seien heute nur etwa 200 Leute vor Ort. Vielleicht verläuft es sich aber auf dem großen Gelände auch gut. Die Sonne knallt zunächst, das Bier fließt literweise, die Stimmung ist super, denn gefühlt aus dem gesamten Ruhrpott finden sich heute Leute ein, die sich sonst immer auf gefühlt jedem Sommer-Festival getroffen haben. Auch viele Musiker von Bands wie Custard, The Claymore, Taskforce Toxicator, Cerebral Invasion, Transnight, Niflhel, Depredation oder Goat Of Mendes sind im Publikum zu sehen. Einlass ist schon um 16 Uhr. Maskenpflicht gibt es nur am Einlass, auf dem Klo und beim Bierkauf. Völlig surreal heutzutage! 

Um 17 Uhr legen die Cryptic Lane pünktlich los, die kurzerhand als Ersatz für eine Rock-Band mit dem Namen D-Zug eingesprungen sind. Mit ihrem erfrischenden, melodischen Hardrock machen sie als Opener gut Stimmung und haben durch das Billy Idol-Cover „Rebel Yell" auch gleich ein paar Mitgröler im Publikum. Die Band hat Bock und macht gut Stimmung. Die Erleichterung, dass es endlich wieder Konzerte gibt, ist ihnen deutlich anzumerken. Auch als in den letzten Minuten der Regen einsetzt, ist die Stimmung nicht gedämpft. Nach fünfzig Minuten ist Schluss, und Cryptic Lane werden mit Applaus verabschiedet.

Auch Sober Truth aus Siegburg sind als gute Live-Band allgemein bekannt. Der Soundcheck dauert etwas länger, aber stört im Publikum niemanden, denn viele hatten sich ewig nicht mehr gesehen und viel zu erzählen. Dann legen Sober Truth ordentlich los. Ich hatte sie irgendwie moderner in Erinnerung. Heute fand sie sie nicht nur groovig, sondern sie kamen für mich auch treibend, thrashig und rotzig rüber. Aber der Gig geht gut ab. Selbst das ungewohnte und eigenwillige Joachim Witt-Cover „Der Goldene Reiter" mit deutschem Text reiht sich nahtlos in das Programm ein. Sänger und Gitarrist Torsten Schramm hat heute den aggressivsten Gesang von allen Bands drauf, macht seine Sache aber, auch mit Doppelbelastungn an der Klampfe, richtig gut. Auch bei Sober Truth ist gut etwas los vor der Bühne. Die Party kann also weiter gehen. 

Dann folgt für mich die größte Überaschung dieses Abends. Tarchon Fist ist heute die einzige Band, die mir nicht geläufig ist, und kommt überraschenderweise aus Italien. Ihre Musik mit high-pitched Vocals ist an Judas Priest und Iron Maiden angelehnt und absolut Keep It True-würdig. Frontmann Mirco Ramondo hat mit seinen animierenden Ansagen das Publikum im Griff. Es wird im Publikum viel mitgegrölt, und das, obwohl die Band kaum jemandem bekannt gewesen sein dürfte. Und auch die Italiener covern etwas. So muss das totgespielte „Run To The Hills" heute dran glauben, welches aber für gute Partystimmung in der Menge sorgt. Ein überzeugender Auftritt! 

Zum Schluss betreten Fairytale die Bühne. Auch sie legen, wie immer, einen energiegeladenen Gig hin. Es gibt viel Bewegung aus der Bühne. Die Stimmung ist sowohl auf als auch vor der Bühne super, und es hat mittlerweile ein richtig großer Moshpit gebildet. Auch hier wird in den ersten Reihen fleißig gebangt und mitgrölt. Auch hier gibt es mit „Living After Midnight" einen ausgenudelten Coversong. Aber auch der sorgt bei besoffenen Metalheads immer für gute Stimmung. Fairytale sind heute die einzige Band, die eine volle Stunde spielt. Sänger Carsten Hille begeistert mit lockeren Ansagen und einem Ausflug ins Publikum, bei dem jeder auch mal ins Mikrofon brüllen darf. So macht Heavy Metal Spaß! Pünktlich um 22 Uhr ist diese gefühlte Gartenparty vorbei, und alle fahren glücklich nach Hause. So kann es wieder weirter gehen! Ich könnte mich dran gewöhnen.