VOLTURIAN - RED DRAGON


Label:SCARLET
Jahr:2022
Running Time:39:04
Kategorie: Neuerscheinung
 

Seit dem Debütwerk „Crimson“ gab es bei Volturian eine personelle Änderung. Neuer Mann am Schlagzeug ist mit Andrea Zannin ein alter Bekannter, er ist auch bei Eternal Silence aktiv. Das Erstlingswerk der Mailänder hat mir recht gut gefallen. Eine interessante Mischung aus klassischem symphonischem Metal und elektronischen Dance/Techno-Klängen. Bei der allerdings der Metal klar dominiert. Das ist das Markenzeichen, der 2019 in Mailand gegründeten Band. Dazu bot Federica Lanna eine sehr gute gesangliche Leistung. Also war ich gespannt, wie das Quartett die Corona-Zeit genutzt hat beim Produzieren des Nachfolgers „Red Dragon“. Ein Zwei-Minuten-Intro bei knapp vierzig Minuten Gesamtspielzeit? Genau das ist „Rebirth“. Instrumental mit Synthesizer, Industrial und Techno-Elementen, aber auch einer druckvollen Bass-Drum. Klingt schlimmer als es wirklich ist.

Aber schon bei „Stay“ gibt es mehr – mehr Metal, mehr Symphonic-Parts, mehr Melodie und vor allem auch mehr Gesang. Eine treibende Double-Bass sorgt für einen rhythmischen Unterbau. Apropos Gesang. Im Gegensatz zu vielen ihrer Genre-Kolleginnen versucht Federica Lanna gar nicht den Opern-Sopran zu strapazieren. „Harley“ startet mit bedrohlich anmutenden Riffs. Aber sobald der Gesang einsetzt, wird die Härte etwas zurückgenommen. Hier, wie auch bei vielen anderen Songs, kann man den Refrain schnell mitsingen. Erneut Techno-Synthesizer, zumindest bei den ersten Takten von „Empty World“. Und somit nur kurz, bevor erneut harte Riffs zum ruhigen Gesangsteil überleiten. Aber die Tasteninstrumente kommen später zurück und sorgen für 80er Jahre Trance-Feeling, bevor Federico Mondelli ein kurzes Gitarren-Solo raushaut. Auch die Synthesizer-Klänge bei „Torn Asunder“ steuert Federico bei.

Achtziger Disco-Pop mit allem was dazu zu gehört. Rhythmisches Schlagzeug, rumpelnder Bass, Pizzikato-Synthies und zuckersüßer Gesang. Aber eigentlich spielen Volturian ja Metal. Also kehren wir bei „Burn It Up“ in diese Gefilde zurück. Der Gesang wird über weite Strecken begleitet von pumpenden Bass-Linien. Bei „Distant Caress“ gibt es eine ungewöhnliche Instrumentierung zu hören, elektronische Spielereien begleiten Federicas Gesang, der teils eindringlich, teils verführerisch wirkt und stellenweise in ein Flüstern übergeht. Das ist wohl eher ein Zwischenspiel, eine Überleitung zu „Bury Me“. Auch dieser Song startet mit Synthie und ruhigem Gesang. Später kommen Schlagzeug und Gitarren dazu.

Die Synthie-Klänge drängen sich während des gesamten Songs immer wieder in den Vordergrund. Aber dann wird es wieder härter. Bei „Freeze“ braten die Gitarren so richtig, zumindest am Anfang, Schlagzeug und Bass geben ein hohes Tempo vor. Leider kann man in Folge keine weiteren harten Riffs hören. Eigentlich schade. Aber erneut stehen Bass-Linien im Vordergrund. Und ein großartiges Gitarren-Solo. Wie das Album begann so endet es auch, instrumental. „Descent“ wird von elektronischen Spielereien und Synthie-Klängen dominiert. Es sieht so aus, als hätten Volturian ihre eigene Nische im Pop-lastigen Symphonic Metal gefunden. Von den Amaranthe-Anlehnungen aus dem Debüt-Album ist nicht mehr viel zu hören.

Eine deutliche Weiterentwicklung zu „Crimson“. Die musikalische Leistung der Instrumentalisten steht außer Frage. Die Krönung ist jedoch der abwechslungsreiche Gesang von Federica Lanna. So kann es weitergehen.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Rainer Kerber


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