HEAVY METAL CIRCUS

Herne, Flottmann Hallen, 30.04.2022

IndexEs ist die „Nach-Corona-Phase“ und sie läuft enttäuschend langsam an. Und nicht immer nachvollziehbar. Kleinere Gigs und Festivals müssen abgesagt werden und Massen-Events mit großen Namen gehen in Serie. Da die Masse der Bürger hierzulande mit viel Dummheit resigniert, habe ich mich aus der Diskussion herausgenommen und genieße die Möglichkeiten. Heuer waren Iron Savior, The Claymore, Korry Shadwell und Dawn Of Destiny angesagt (auf die ich mich besonders gefreut habe). Leider hat die letzte Band abgesagt und wurde durch die mir völlig unbekannte Formation Fabula Rasa ersetzt. Gespielt wurde in einem Zirkuszelt, was ich seit dem Gig von Skid Row, anno Tobak in Gelsenkirchen, nicht mehr erlebt habe. 

Fabula RasNoch etwas dünn mit Publikum besetzt, ging es mit Fabula Rasa, den Folk-Rocker/Innen aus Düsseldorf los. Ich brauchte eine Zeit, um mich an die ungewohnte Konstellation zu bereichern. Eins muss ich mit vielen neuen Bands nochmal klären. Die angezeigte Besetzung der Homepage ist selten deckungsgleich mit der Live-Besetzung und noch seltener angegeben. Ergo ist man auf der Homepage zu sechst aber live zu fünft. Aber den Live-Gitarristen kann ich unter den Fotos nicht ausmachen. Wie dem auch sei, Sänger Achim, vielleicht das älteste Mitglied, bringt die konservativen Metal-Töne mit. Er trifft nicht jeden Ton, da sich die Vocals manchmal überschlagen, aber er hat die Ambition nach Bruce Dickinson (Iron Maiden) zu klingen und schafft es streckenweise sogar. Mit Violine im Rock tue ich mich allgemein schwer, es sei denn bei Kansas, aber Lucia meistert den Spagat. Der „namenlose“ Gitarrist ist gut, aber er braucht mehr Pfeffer beim Spiel. Das sieht zu müde aus. Satte vierzig Minuten gab das Quintett zum Besten und hat mit Sicherheit einige Fans gewonnen. (Steve) 

Korry ShadwellKorry hatte ich, in den letzten Jahren, bereits in verschiedenen Bands und Line-Ups live gesehen. An diesem Abend präsentierte sie ein neues Gesicht an der Gitarre. Niemand geringeren als Victor Smolski (ex-Rage, Almanac) ist weltbekannt und an der Klampfe mehr als visiert. Eigentlich nur als Gast dabei, Basser Tim Rashid (Almanac). Das roch für mich schon nach fester Übernahme (was ich am Abend die Chefin auch fragte, was aber verneint wurde) und hat sich nun aber doch bestätigt. Live ist diese Verbindung ein ganz anderer Hut als vorher. Zum einen hat Lady Korry ihre Stimme trainiert und singt die Parts jetzt wesentlich betonter, was mir persönlich sehr gut gefällt und die Parts von Victor bieten einen mannigfaltigen Bonus, der keine Wünsche offenlässt. Somit entsteht ein richtiger Flow, den Alt-Gitarrist Robert Resinek, nicht selten missen ließ. Die Bassläufe von Mister Rashid sind natürlich eine Bank, da er und Victor seit 2017 bei Almanac ein Team sind und ihr Zusammenspiel daher recht homogen ist. Eine tolle Symbiose mit Drummer Sascha Schiller und den teilweise um arrangierten Alt-Nummern wie zum Beispiel „Enough Is Enough“. Die Fans waren begeistert. (Steve) 

The ClaymoreNach dem gelungenen Gig von Korry Shadwell war es schwer, noch einen drauf zu setzen. Doch The Claymore, bereits seit dem Jahr 2000 mit ihrem Ruhrpott Power-Metal auf den Bühnen unterwegs, legten noch einen heftigen Zahn zu, so dass das Zirkuszelt wackelte. Der schwergewichtige, mit wehendem langem Mantel, stimmgewaltig agierende, Frontmann Pan Vogiatzis, machte sich die Bühne zu eigen und überzeugte auf ganzer Linie, so wie seine, ebenfalls wild aufgestylten Mitstreiter. Ja, man könnte The Claymore sogar als den heimlichen Headliner des Festivals bezeichnen, denn selbst die darauffolgenden Iron Savior schafften es nicht mehr, den Mob derart aufzumischen, wie die Truppe aus Castrop-Rauxel. Wobei natürlich der gewisse Heimvorteil auch eine Rolle gespielt haben wird. Geboten wurde ein munterer Mix aus den bisherigen Alben inklusive einigen Krachern des letzten Outputs „St. Barbara´s Light“. Zehn Tracks gab die seit dem Jahr 2015, mit stabilen Line-Up agierende Band zum Besten, wobei die Nummer „The Devil And Her Sins“ (als Video auf YouTube zu schauen), selbstredend nicht fehlen dürfte. (Stephan) 

Iron SaviorDie Hamburger Iron Savior sind mir seit meiner kleinen Schreiber-Karriere natürlich sehr oft zu Ohren gekommen. Im Jahr 2002, reviewte ich „I´ve Been To Hell“ und fand die Formation von Chef Piet Sielck uneigenständig und immer verbunden mit der dritten Garde an Power-Metal. Zwanzig Jahre später hat sich an dieser Meinung, nach zehn Songs live, in diesem jetzt voller gewordenen Zirkuszelts, so ziemlich nichts geändert. Ich verstand auch Stephans Ansage das The Claymore die heimlichen Headliner waren, obwohl mir persönlich Korry Shadwell besser gefiel, denn nun wurde es mit jedem Song ein bisschen leerer. Dafür das man Coroner bedingt in den letzten zwei Jahren diesbezüglich, nicht viel erlebt hat...eigentlich schade. Sei es wie es ist, Iron Savior sind sicherlich eine solide Bank, live voller Energie und Spielfreunde. Piet ist Fan-freundlich und keineswegs mundfaul. Somit sind die wichtigsten Grundsätze der Live-Show präsent gewesen. Die anwesenden Fans haben sich auf jeden Fall zum Klassiker-Programm ordentlich ausgetobt. (Steve)

 



Autor: Steve Burdelak, Stephan Georg - Pics: Steve Burdelak