DIRECTIONS TO THE OUTSKIRTS OF TOWN - Welly Artcore


Label:EARTH ISLAND PUBLISHING
Jahr:2021
Running Time:311 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
Import
 

Der Waliser Welly Artcore brachte in den Neunzigern das Punk Magazine „Artcore“ raus und war unter anderem Sänger der Punkband Four Letter Word, die gelegentlich bis heute aktiv ist. Mit der Veröffentlichung von „Directions To The Outskirts Of Town“ hat er ganz tief in seine Kiste mit alten Erinnerungen gepackt und zwei Tour Tagebücher rausgekramt. Auf 311 Seiten gibt es hier zum einen die lustigen Anekdoten der 1994er Nord Amerika Tour der Waliser Punks von Chaos UK, deren Sänger Kaos auch ein Vorwort beisteuert. Zum anderen kommt die 1998er Tour quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada von Welly´s Band Four Letter Word obendrauf. Alles Tag für Tag dokumentiert und mit Tonnen von Fotos, Set-Lists und Konzert-Flyern garniert. Verfasst ist alles in gut lesbarem Englisch mit typisch britischen Punkrock Humor. Das Ganze ist interessant, witzig und beschreibt schön authentisch den ganzen Spaß und Wahnsinn einer Punkrock Tour aus einer Zeit ohne Internet, Handys und Navigationsgeräten, wo man oftmals nur mit einem hingekritzelten Schmierzettel von Gig zu Gig fuhr.

Entsprechend chaotisch läuft das eine oder andere ab. Bei Chaos UK kann ich aus eigener Erfahrung mit den trinkfreudigen Spaßvögeln vieles komplett nachvollziehen und breche beim lesen öfter mal in schallendes Gelächter aus. Über viele lustige Kleinigkeiten und Randnotizen des Tour Lebens ebenso, wie über die kleinen Storys über einzelne Shows und Bands, mit denen man sich die Tour und die Bühne teilte, wie Eyehategod, MDC, Neurosis, Turmoi“, Toxic Narcotic, Swingin´ Utters oder Defiance. Das gleiche gilt für den zweiten Teil des Buches mit der 98´er Tour von Four Letter Word. Same shit, different Gravy. Auch wenn sich vieles zu wiederholen scheint, bleibt es amüsant zu lesen. Bei vielen Begebenheiten kann man nur lachend den Kopf schütteln und behaupten das ist Punkrock, das muss so. Bei anderen Sachen bleibt einen ein konsterniertes Schulterzucken, weil, Punkrock hin oder her, Amis eben Amis sind.

Das gilt sowohl für lokale Konzertveranstalter, Publikum, Cops, und eigentlich die gesamten Umstände im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten mitte-ende der neunziger Jahre. Auch hier gibt es dazu Berge von Fotos der Tour und von den Bands mit denen man Unterwegs war – 7 Seconds, Youth Brigad“, Brand New Unit, Reto, Pinhead Circus und erneut Swingin´ Utters, nur um einige zu nennen. Das Buch ist ein schönes und lesenswertes Zeitdokumen, aus einer doch recht wilden Ära und lässt sich mit dem erlebten fast Eins zu Eins auf damalige Punk Konzerte und Touren innerhalb Deutschlands und Europas umsetzen.

Da macht der Ami-Faktor kaum noch einen Unterschied. Ich finde „Directions To The Outskirts Of Town“ klasse und absolut empfehlenswert, nicht nur für Alt Punks, befürchte aber, dass das Buch leider nur ein unverdientes Nischen Dasein fristen wird.

Note: Keine Wertung
Autor: Frank Billek


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