Um einen stressfreien Konzertabend zu genießen, geht kein Weg an den Niederlanden vorbei. Hier gibt es in fast jedem Dorf ein von der Gemeinde unterstütztes Poppodium, das in der Regel mit hervorragender Licht- und Tontechnik aufwarten kann. Dazu gehört eben auch das Volt in Sittard, eine unserer Lieblings-Venues. Freundliches und entspanntes Personal, tragbare Getränkepreise und zumeist fußläufig zu erreichende Parkmöglichkeiten steigern das Wohlfühllevel. Um es perfekt zu machen, wäre vielleicht noch eine Imbissbude in der Nähe von Vorteil, sofern man nicht sowieso fünf Kilometer vorher beim Goldenen M eingekehrt ist. Aber man kann eben nicht alles haben. Im Saal treffen wir auf einen alten Bekannten, der Tontechniker Maarten Wijler, der heute die Hauptband mischt. Es kann also nur gut werden.
Auf die Minute genau geht jetzt auch die Supportband Vendetta Drive an den Start. Die vier Jungs spielen zeitlosen Hard Rock mit teilweise sehr bluesiger Note und ordentlich Retro-Faktor. Das zeigt nicht nur die Hammond Orgel samt passend gekleidetem Keyboarder. Normalerweise gibt es auch noch nette stimmliche Unterstützung von zwei Ladies oder Gastsängerinnen. Da man heute aber nur eine halbe Stunde Programm hat, denke ich, hat man sich den zusätzlichen Aufwand geschenkt. So rocken sich die Herren munter durch das Set und lassen keine Langeweile aufkommen. Die Stimmung ist jedenfalls schon einmal gut angeheizt für das Texas Honey Mädchen. Nach sechs Nummern ist dann leider auch schon Schluss, die „We Want More“ Rufe verhallen ungehört im Saal. Diese Band werde ich aber definitiv auf dem Schirm behalten.
Setlist: Move, Give It Time, Rewind, My Blues Begins, Renegade, Sugar Honey
Nach einem ausgiebigem Umbau, ist es dann soweit. Ally Venable und ihre zwei weiteren Musiker, Elijah Bedford am sechssaitigen Bass und Isaac Pulido am Schlagzeug, betreten die Bühne. Getreu dem Motto „Three Men/Women Are Enough“ macht man auch keine Gefangene und rockt direkt los wie Schmitz Katze. Dabei überzeugt von Beginn an die unheimliche Bandbreite der Texanerin. Stimmlich hat Ally alles drauf, vom samtigen Blues bis hin zu harten Akkorden, die nur so vor Energie strotzen. Filigranes Gitarrenspiel und massive Griffbrettattacken auf ihren Gitarren machen mal so richtig gute Laune und runden den positiven Eindruck ab. Nebenbei macht das verdammt neugierig auf das für 2023 angekündigte neue Album.
Mal abgesehen von Klassikern wie den „Backwater Blues“ von Bessie Smith, präsentierte man heute einen Großteil der Songs vom letzten Album „Heart Of Fire“. Die Stücke powern schon gewaltig, nicht nur durch die begnadeten Finger des Tontechnikers an den Reglern des Mischpults. Nein, auch die beiden anderen Musiker strickten einen Soundteppich vom Feinsten. Bestens eingespielt und treffsicher immer auf den Punkt. Das macht wirklich riesigen Spaß und die Jungs bekommen auch die Gelegenheit, ihr Können durch kurze Soloeinlagen zu zeigen. Natürlich ist ein Basser, der auf sechs Saiten spielt grundsätzlich schon mal prädestiniert dafür, den Liedern einen funky Groove einzuhauchen. Und vor allem ohne Pick, sondern nur mit den Fingern, das liebe ich sowieso. Es kommt einfach viel satter rüber.
Wer zu Allys Idolen gehört, konnte man dann sehr schön in ihrer Version des Songs „Lenny“ aus der Feder von Stevie Ray Vaughan hören. Viel zu schnell ging die Zeit vorbei und nach der wohlverdienten Zugabe mit „Going Down“ von Don Nix ging die Show leider zu Ende. Und die letzten Töne waren noch nicht verklungen, da stand das Trio auch schon am Merchandise Stand um Schallplatten und CDs oder Fotos zu signieren. Natürlich auch das eine oder andere Foto mit den Fans. So sympathisch, wie sie auf der Bühne rübergekommen sind, so wirken sie jetzt auch hier am Stand. Wir kommen gerne wieder!
Setlist: Use Me, Hard Change, Real Gone, Sad Situation, Heart Of Fire, Road To Nowhere, Comfort In My Sorrows, Backwater Blues, Bring On The Pain, The Thrill Is Gone, Lenny, Going Down
