Heutzutage muss man mit Dokumentationen verdammt vorsichtig sein. Schließlich gibt es immer zwei Seiten einer Geschichte und je nachdem wie man im Voraus informiert ist, kann man die hier erzählten Dinge vielleicht völlig anders sehen. Da es sich bei dem politischen Thema in Form eines Spionage-Thrillers handelt, mit dem Thema eines politischen Dramas zum Herrn Nawalny, musste ich mich vorerst auf den aktuellen Stand der Dinge bringen. Gedreht hat der kanadische Regisseur Daniel Roher („Once Were Brothers: Robbie Robertson And The Band“) und mit mir als Möchtegern Wahlkanadier, hat er gleich Sympathien geweckt. Zentrales Thema ist Alexei Anatoljewitsch Nawalny, der russische Jurist, Dokumentarfilmer, Dissident, Antikorruptions-Aktivist, oppositioneller Politiker und Blogger. Das sind natürlich für den Staat des Wladimir Wladimirowitsch Putin (Präsident der Russischen Föderation) alles rote Tücher. Alexei wurde im Jahr 2013 die Zulassung als Anwalt entzogen, 2020 verübte man auf ihn einen Giftanschlag, den er soeben überlebte, und nur ein Jahr später wurde er inhaftiert.

Die Haftbedingungen sind seit Langem Anlass zu neuen Problemen. Da wird sogar international reagiert. Der russische Staatsfeind Nummer 1 wurde begleitet und das Material und die verschiedenen aktuellen Happenings zu der Zeit fließen wie eine Echtzeit- Dokumentation in den Film mit ein und man ist direkt am Puls des Geschehens. Gedreht wurde übrigens in Deutschland, was Vieles vereinfachte. Natürlich kann das Gezeigt nur ein Abschnitt des brisanten Lebens des Herrn Nawalny sein. Es ist der ewige Kampf David gegen Goliath, das Gute gegen das Böse und ein Szenario, das aufweist, wie gefährlich das Leben sein kann, wenn man Reformen durchsetzen möchte. Inwieweit diese Möglichkeiten in verschiedenen Ländern der Welt durchzusetzen sind, mag ich nicht beurteilen, aber schenkt man allen Aspekten des Films Glauben, ist es fast unbegreiflich, wie Herr Nawalny und seine Familie das Leben ertragen können. Komischerweise ist die russische Bevölkerung, insbesondere die älteren Jahrgänge, gar nicht so von dem Handeln Alexei´s überzeugt, aber den Kopf in den Sand Verhaltensweise kennt man ja zu vielen Themen hierzulande auch.

Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung, vor allem die Jungspunde, darf sich ruhig den Vorwurf, politisch uninteressiert und ohne diesbezügliches Know-How, als ebenso pure Ignoranz, gefallen lassen. In Deutschland geht man schließlich den Weg am leichtesten, wenn man Medien-konform durch die rosarote Brille schaut. Was soll man da von der russischen Landbevölkerung und der verarmten Stadtbevölkerung erwarten? Auf jeden Fall sehenswert!

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak

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