DER SKEPTIKER EUGEN B - INNENFROST (SYMPHONIC ALBUM & ROCKALBUM)


Label:EUBALA
Jahr:2023
Running Time:77:30
Kategorie: Neuerscheinung
 

Eugen B, der olle Skeptiker Sänger, wandelt auf die alten Tage auf Solopfaden abseits des Punkrock. Auf seinem eigenen Label gibt es seine vertonte Selbstverwirklichung mit dem Titel „Innenfrost“ in zweifacher Ausführung. Einmal in der Rockalbum Version mit elf Tracks und einmal als Symphonic Album mit zehn Tunes. Als fette 180g Vinyl Version in schickem Bunt-Vinyl sind die Scheiben separat erhältlich, die hier besprochene CD enthält beide Releases. Das Rockalbum mit seinen elf Tracks erfährt Bärenstarke Damenunterstützung durch die Powerfrauen Tiger Lilly Marleen (Bonsai Kitten), Lisa Dork (Die Dorks) und Ines Falckner. Allein dafür Daumen ganz weit hoch. Lassen wir mal spitzfindige Definitionen was ein Rockalbum zu sein hat außen vor und stellen zuerst fest das der typische (Punk-) Sound der Skeptiker nur ab und an mal durch die Tür lugt, aber natürlich die Stimme von Eugen immer mit der Band in Verbindung bleibt, sind die Beiträge doch so völligst anders als auch nur irgendwie erwartet.

Hier treffen neo-lyrische Ergüsse im Stil von 20er Jahre (Bänkel-) Gedichten (hör ich da einen Hauch Max Raabe und Company durch?) auf Tracks, die mich mit Schaudern an komisches deutsches Liedgut erinnern, welches ich noch in der Grundschule lernen musste, ohne jedoch deren peinliche Inhalte. Textlich ist hier alles ok. Ansonsten wird die Lyrik in meist durchschnittliche Rockmusik verpackt. Da kommt so ziemlich jede Sparte mal zum Tragen, von Offbeat zum Stromgitarren lastigen Klischee-Rock, ein Anflug von Punkrock lässt sich ebenso erahnen wie ein Hauch Neuer Deutscher Härte, Schlager und charttauglichen Pop. Wie gesagt, die Themen sind im geschriebenen Wort gut umgesetzt, da gibt es gar nichts dran zu meckern und einiges ist mit schönem Augenzwinkern zu sehen (zum Beispiel „Unzufrieden“ und „Ökodiktatur“), aber bis auf wenige Highlights, unter anderem „Schizophrenie“ komm ich mit der Musik nicht so klar. Da geht doch einiges nicht so an mich, hatte mir hier mehr erhofft – schade.

Kommen wir mal zur symphonischen Ausgabe: Bei den zehn Songs kommt einmal gesangsstarke Unterstützung von Gast-Fronterin und Komponistin Vaile Fuchs, und bei zwei anderen Stücken von Jérôme Reuter (Rome). Die Spannweite der Tunes reicht dabei von vertonten Gedichten des Expressionismus zu bombastischem Orchester-Gedonner mit Dark Metal Touch, 20er/30er Jahre Style, Filmmusik, Oper, bis hin zu getragenen Balladen und sogar einem Seemannslied. Lässt man sich mal jenseits aller Scheuklappen auf das Album ein, findet man hier schnell ein lyrisches wie musikalisches Perlchen vor. Jeder Track ist beeindruckend und liebevoll arrangiert und steht für sich.

Der Spagat zwischen „Schwerer Kost“ und „Populärmusik“ gelingt mühelos das ganze nimmt mich trotz anfänglicher bedenken tatsächlich direkt mit – und kleiner Tipp: Je lauter dieses Epos aufgedreht wird, umso besser kommt die volle Tragweite der symphonischen Aufmachung zur Geltung. Ok, auch bei den zehn Nummern gibt es Höhen und Tiefen, was sicherlich Geschmackssache ist. Zusammengefasst ist das ein in jeglicher Hinsicht außergewöhnliches Album, an dem sich wahrscheinlich die Geister scheiden werden. Das gilt sowohl für den Rock-Teil, als auch für den Symphonik-Part. Mir gefällt es jedenfalls weitgehend. Wobei das Symphonik-Album mit 8.5 Punkten ganz klar die Nase vor dem Rockalbum mit 6.5 Punkten hat.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Frank Billek


zurück zur Übersicht