ROTTING CHRIST - PRO XRISTOU (Προ Χριστού)
Label: | SEASON OF MIST |
Jahr: | 2024 |
Running Time: | 46:02 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Fünfunddreißig Jahre kämpfen die griechischen Black Metal-Urväter Rotting Christ nun schon im Underground haben dabei schon so manche musikalische Odyssee hinter sich gebracht. Für ihre begrenzten Verhältnisse waren sie immer sehr innovativ und haben sich stets neu erfunden, ohne ihren wahren Wiedererkennungswert zu verlieren. Es gab kaum zwei Alben, die sich sehr ähnelten. Dies ändert sich jetzt erstmals nach langer Zeit wieder. Nach ein paar sperrigeren Alben nach der Jahrtausendwende ging das letzte Werk „The Heretics" ungewohnt gut rein und funktonierte, ohne es sich schön hören zu müssen. Und ich habe auch hier schon beim ersten Hören das Gefühl gehabt, das Album bereits zu kennen. Es ist ein Konzept-Album über die Zeit, bevor das Christentum die Weltherrschaft an sich riss. Der Titeltrack, der als Opener fungiert, ist eigentlich nur ein erweitertes Intro und erinnert stark an „Innocence And Wrath" von Celtic Frost.
Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein Instrumental, sondern es werden diverse Gottheiten wie Hades, Xibalba oder Prometheus ins Mikro gebrüllt. Der eigentliche Opener „The Apostate" beginnt sehr orchestral und klingt nach Filmmusik für ein mächtiges Fantasy-Epos. Die tiefen, mehrstimmigen Chöre wissen zu begeistern. Im Hintergrund sorgen Kriegstrommeln für reichlich Bombast. „Like Father, Like Son" und „The Sixth Day" erinnern mit ihren schönen, verträumten Leadgitarren an glorreiche „Dead Poem"-Zeiten Mitte bis Ende der Neunziger. Es geht aber auch brachial mit triolischen Blastbeats und weiblichem Gastgesang, wie in „La Lettera Del Diavolo". Höhepunkt des Albums ist für mich "Pix Lax Dax", das mit akustischen, orientalischen Klängen beginnt und wieder von mächtigen Chören getragen wird.
Schwerterklirren und mystische Beschwörungsformeln leiten „Pretty World, Pretty Dies" ein, das mit tollen Leads und schönen weiblichen Chören im Refrain punkten kann. „Yggdrasill" erinnert an die letzten drei Alben, wo gerade Gitarren im Vier-Viertel-Takt über triolische Blastbeats gelegt werden und im Refrain wieder mächtige Männerchöre ertönen. Klirrende Schwerter im Hintergrund, eine düstere Erzählstimme und erneut mehrstimmiger Chorgesang leiten den Abschlusstrack "Saoirse" ein, das im Midtempo bleibt und uns mit Schwerten und Dudelsäcken in die Freiheit entlässt. Die Produktion ist sauber und druckvoll. Und das Gemälde von Thomas Cole, welches das Cover ziert, passt mit seiner Epik und Dramatik perfekt zur Musik. Die Digipack-CD gibt es zudem mit Bandnamen und Albumtitel im Goldprägedruck. Geht gut rein! Sollte man haben!
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller