Paysage D´Hiver ist schon echt ein Phänomen! Das Ambient-/Black Metal-Soloprojekt aus der Schweiz veröffentlicht nun schon seit 1998 Tonträger in Albumlänge, die alle als DIN A5-Digipack-CDs erschienen sind. Zehn davon waren Demos, drei davon sind Alben; zwei davon Doppel-CDs. Vom Layout mit dem Holzmuster und von der schwarz-grauen Pappe der Digipacks sieht alles gleich aus. Und bis auf zwei Ausnahmen, klang eigentlich auch alles gleich. Diese beiden Ausnahmen waren das dritte Demo „Die Festung", das mit vierzig Minuten nicht nur sehr kurz, sondern auch fast ausnahmslos instrumentaler Ambient war, und das letzte Album „Geister", das sehr sauber produziert und der einzige Tonträger war, bei dem alle Anschläge und Gesangslinien gut herauszuhören waren. Das gefiel vielen Fans nicht, also geht Herr Wintherr, der Macher hinter Paysage D´Hiver, hier nun doch alles lieber wieder so an wie früher.

Hier gibt es sieben Songs auf zwei CDs verteilt. Bis auf das achtminütige „Transzendenz II" in der Albummitte dauern hier alle Tracks zwischen vierzehn und achtzehn Minuten. Und alles klingt eigentlich genauso, wie man es von dem Projekt gewöhnt ist. Mit Windgeräuschen wird der überlange Opener „Urgrund" eingeleitet, bevor der typische Sound aus den Boxen schallt. Die Anschläge der Gitarren sind genauso schwammig zu vernehmen wie das programmierte Schlagzeug. Der Gesang wird hier gegrowlt, ähnlich wie beim ersten Demo „Steineiche", es gibt im weiteren Verlauf aber auch Kreischgesang. Beides dient mehr der gesamten Klangcollage als eigentlichem Gesang. Hier rauscht einem eine Wand entgegen, die auf Dauer zwar sehr monoton ist, den Hörer aber auch gekonnt einlullt und die sehr wohl funktioniert! Es gibt aber auch lange Ambient-Stücke, bei denen es nur Keyboards und Windgeräusche gibt.

Wie immer schafft es Wintherr, mit dreckigem Rehearsal-Klang und stumpfer Monotonie, Spannung und Atmosphäre in den Songs aufzubauen und Winterbilder im Kopf zu erschaffen. Man kann die klirrende Kälte der Schweizer Gletscher förmlich sehen und spüren, wenn man dem Sound von Paysage D´Hiver lauscht. Langeweile kommt trotz fast zwei Stunden Spielzeit dennoch nicht auf. Man muss die Musik allerdings auch mögen, um damit klarzukommen. Das ist eher Hintergrundmusik zum Lesen für kalte Winternächte als der große Hit zum Headbangen auf der Tanzfläche. Neue Leute wird das Projekt somit auch mit diesem Album nicht erreichen (mit dem letzten, saubereren Vorgänger vielleicht schon eher). Aber Paysage D´Hiver steht für Ambient-/Black Metal in Perfektion! Wenn diesen Stil mag, muss sich das neue Album geben, das es leider nur als teuren Import als Doppel-CD, Dreifach-LP oder Doppel-Kassette gibt.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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