THE HAUNT, GLAZED CURTAINS

Köln, MTC, 21.06.2025

the haunt live2025 2Heute sind wir mal wieder unterwegs im Auftrag des Rock’n’Rolls um neue Bands zu entdecken, so geht es bei schwülwarmem Wetter ins Kölner MTC. Zum Glück hat der Club vor nicht allzu langer Zeit in eine Klimaanlage investiert. Das macht es unten im Saal erträglicher. Vor der Venue tummeln sich bereits ein paar jüngere Leute, wahrscheinlich Fans des Headliners. Jedenfalls keine mir bekannten Gesichter. Kurz vor dem Einlass dann noch der Hinweis, das heute um viertel vor Elf alle Konzertbesucher raus müssen, da im Anschluss eine Party mit gänzlich anderem Publikum stattfinden soll. Nun gut, wir Kölner sind da eigentlich recht flexibel und feiern überall. Vielleicht eine Auftakt Veranstaltung der Cologne Pride Wochen.

 

glazed curtains live2025Ein paar Minuten früher legt dann die Vorband Glaced Curtains los. Die Österreicher spielen eine moderne Interpretation des Rock, wie zum Beispiel die Kollegen von Highly Suspect, Badflower oder auch Dead Poet Society. Schön den Fokus auf die Gitarren gelegt, rockt der Vierer das willige Publikum hier im Saal. Dazu hat man scheinbar einen ganzen Tross an Freunden und Fans mit im Gepäck, die vor und nach dem Auftritt beim Schleppen helfen und eben die Show abfeiern. Und so gibt es harte Riffs und packende Melodien, aber auch sanftere Stücke wo dann schon mal der Junge am Bass singt. Der Vierer um Constantin Kary an der Gitarre, Matei Balasoiu als Nachtigall und Gitarrist, Jay Mathes am Bass und Max Sulz am Schlagzeug, zeigen ihre Liebe zur Old School Musik und liefern ein handwerklich perfektes Set ab. Das macht Laune und heizt die Stimmung schon mal gut für den Hauptact heute Abend vor.

Setlist: ADHD Fever, Austria, Sailing Down The River, Show Me How It’s Done, I’m So Rock ’N’ Roll, Teenage Holiday, Claustrophobia, Freaks

 

the haunt live2025 4Nachdem nun die Bühne umgebaut wurde für The Haunt aus Fort Lauderdale in Florida, staune ich nicht schlecht. Die Truppe hat eigenes Licht und Ton-Technik dabei, das macht die Show optisch und akustisch schon zu einem Hochgenuss. Der Kern der Band besteht aus den Geschwistern Anastasia am Gesang und Maxamillion Haunt an Gitarre und Gesang. Die Beiden begannen lokal aufzutreten, als Anastasia gerade mal zwölf Jahre alt war. Die Musiker veröffentlichten ihre erste EP mit der Single „All Went Black“, die von Anastasias Mobbing-Erfahrung handelt und aufzeigt, wie sie durch die Musik Kraft fand damit klar zu kommen. Und das was jetzt hier gerade auf der Bühne abgeht kann man nicht anders bezeichnen als schiere Energie! Sängerin Anastasia zieht schon mal direkt die Stiefel aus und rockt ohne Schuhe. Hellyeah wo nimmt das zarte Mädel diese Power her! Sie rockt als gäbe es kein Morgen mehr und die Meute vor der Bühne zelebriert jede Geste, jede Bewegung mit frenetischem Jubel.Da ist auch die Klimaanlage im Klub hoffnungslos überfordert, die Raumtemperatur steigt steil nach oben bei dieser Performance. Im Wechsel singt dann auch Maxamillion mit seiner Schwester, ohne das Level absinken zu lassen. Natürlich gibt es auch einige wenige Gefühlvolle Lieder, aber das Hauptaugenmerk liegt auf gewaltigen Rockkrachern. Auch eine Cover Version findet ihren Platz im Set, so wird mit „Hook, Line & Sinker“ ein Stück von Royal Blood gespielt. the haunt live2025 5So richtig will es auch in keine Schublade passen, einigen wir uns auf eine Art von futuristischem Pop, durchzogen von aggressivem Punk. Dabei höchst anspruchsvoll und einer inhaltlichen Message. Und wenn man bedenkt, dass Anastasia gerade mal das Teenager Alter hinter sich gelassen hat, fasziniert diese Truppe noch mehr. Ein wahres Erlebnis, das mich ein wenig an die ersten Halestorm Shows in kleinen Clubs erinnert. Hier werden klangvolle Hymnen voller Wehmut und roher Kraft zelebriert, die so einfach viel intimer rüberkommen als auf einer riesigen Open Air Stage. Viel zu schnell ist daher die Spielzeit zu Ende, ich hätte gerne noch länger zugehört. Immerhin wird mit „Masochistic Lovers“ noch eine lautstark geforderte Zugabe gewährt Nach der Show sind Anastasia und Maxamillion dann noch am Merchandise Stand zugegen und erfüllen Fotowünsche, für die ausgepowerten aber glücklichen Fans.

Setlist: Bad Omen, Morally Incompetent, Blood Red Heart, I'm Not Yours, Overdose, Make Me King, Little Like Hell, Hook Line & Sinker, Claws, OK, Dead 2 Me, New Addiction, Going Under, Worst in Me, Wish You Stayed, Masochistic Lovers

 



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt