SEPULTURA - ARISE


Label:ROADRUNNER
Jahr:1991
Running Time:42:33
Kategorie: Classics
 

Alle mögen Sepultura, aber niemand ihre „neuen“ Scheiben (also alle so ab 1993 bzw. 1996; da scheiden sich so ein bisschen die Geister…). Ich liebe ihre ersten vier Alben, zähle die Brasilianer aber nicht wirklich zu meinen Lieblings-Bands. Dennoch habe ich einen großen Bezug zu ihnen. Dies liegt vor allem daran, weil sie einfach da waren, als ich mit Metal angefangen habe und mit ihrer Musik aufgewachsen bin. Mit mageren vierzehn Jahren hörte ich erstmals dieses (damals aktuelle) Album der Band, welches meine erste richtige Knüppelscheibe überhaupt war. Und was für eine! Im Prinzip hatten Sepultura denselben Werdegang wie Sodom: Für das erste, holprige Album wurden sie damals noch müde belächelt. Nur ein Jahr später auf ihren jeweiligen Folge-Alben waren beide eine tighte, spielerische Einheit. Auf „Arise“ fand diese Entwicklung dann ihren Höhepunkt. Früher hat man CDs noch nach Cover gekauft. Konnte ein Album mit solch einem mächtigen Artwork überhaupt Scheiße sein? Mitnichten! Schon bei den mystischen Intros der beiden Opener „Arise“ und „Dead Embryonic Cells“ bekommt man Ehrfurcht. Dann geht das Geballer los. Das Tempo ist fast durchweg hoch, und selbst im treibenden Midtempo knallt einfach nur alles. Nicht nur die Snare wird verprügelt, sondern der Hörer wird es, gefühlt, auch. Der hasserfüllte, tiefe Gesang von Frontmann Max Cavalera klingt richtig angepisst und passt perfekt zur durchweg aggressiven Musik. „Desperate Cry“ überrascht mit einem kurzen Akustik-Intro, bevor Gitarren und Tribaldrums loslegen. Mit über sechs Minuten Spielzeit und spannendem Songaufbau ist es sogar relativ lang. Bei „Murder“ wird wieder der Knüppel ausgepackt, und zwar mit einer beängstigenden Präzision. Auf diesem Album bewiesen Sepultura eindrucksvoll, wie man eine groovende Dampfwalze sein konnte, ohne mit modernen Sounds anzubiedern, wie sie es auf allen anderen Folge-Alben getan haben. Mit einem kurzen Schlagzeug-Intro wird „Subtraction“ eingeleitet. Überhaupt ist das Schlagzeug von Max´ Bruder Igor Cavalera auf dem gesamten Album sehr auffällig und von der Produktion her vielleicht der geilste und druckvollste Schlagzeug-Sound überhaupt, neben dem „schwarzen Album“ von Metallica. Kein Pappkarton, kein Trigger-Scheiß, viele Toms, China-Becken wie Peitschenhiebe! Megageil! Mit „Altered State“ folgt der zweite Sechs-Minuten-Kracher, der mit einem Tribal- und Flöten-Intro typisch brasilianisches Flair verbreitet. Hier gibt es mehrmals quietschende Gitarren, wie sie auf ihren späteren Alben noch zum Markenzeichen wurden, aber von der Masse her hier noch nicht störend wirkten. „Under Siege (Regnum Irae)“ (unfassbarerweise eine Single-Auskopplung!), überrascht mit einem Akustik-Intro und rückwärts gesprochenen Passagen, was richtig düster daherkommt. „Meaningless Movements“ mit dem geilen, präzisen Zusammenspiel von Gitarre und Schlagzeug direkt zu Beginn untermalt noch einmal eindrucksvoll, wie gut Sepultura mittlerweile aufeinander eingespielt waren. Zum Schluss gibt es noch einmal drei Minuten Vollgas ohne Verschnaufpause mit dem Raushauer „Infected Voice“. Das Album ist traditionelle, aber die Gegenwart überdauernde, Urgewalt in absoluter Perfektion! Keine Sekunde Langweile oder Überfluss, gutes Songwriting, ein Wahnsinns-Sound! So geil waren Sepultura vorher nie, und so geil waren sie auch danach nie wieder! Und auch mit der erneuten Zusammenkunft der beiden Bruder mit ihrer 2007 ins Leben gerufenen Band Cavalera Conspiracy, die, laut Presse, auf ihren drei Alben zu alter Stärke zurückgefunden haben sollen, konnten sie nie wieder gegen dieses Album anstinken. Ein absoluter, auch heute noch zeitgemäßer Thrash Metal-Meilenstein!   

Tracklist:
Seite 1:
Arise
Dead Embryonic Cells
Desperate Cry
Murder
Subtraction
 
Seite 2:
Altered State
Under Siege (Regnum Irae)
Meaningless Movements
Infected Voice
 
Line-Up:
Max Cavalera - Rhythm Guitar, Vocals
Andreas Kisser - Lead Guitar
Paulo Jr. - Bass
Igor Cavalera - Drums
 

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


zurück zur Übersicht