Lange ist es her, dass wir diese feine Location in unserem Nachbarland aufgesucht haben. Aufgrund der Pandemie sind hier, wie überall, natürlich unzählige Shows abgesagt oder verschoben worden. Da heute die Dänen von Dizzy Mizz Lizzy spielen, haben wir uns trotzdem auf den Weg gemacht, zumal die meisten angekündigten Konzerte der Band in Deutschland gecancelt worden sind. Ob es nun am mangelnden Vorverkauf gelegen hat, oder andere Gründe vorlagen, entzieht sich meiner Kenntnis. Am Zielort eingetroffen, fällt sofort die schon beträchtliche Schlange vor den noch verschlossenen Eingangstüren auf. Da wir für den Foto Pass sowieso auf das Öffnen des Kassenschalters warten müssen, kommen wir mit einigen der Fans ins Gespräch und stellen fest, dass viele aus Belgien und Deutschland angereist sind. Pünktlich gehen dann auch die Türen auf und wir sichern uns einen guten Platz vor der Bühne, da es keinen Fotograben gibt. Der Saal füllt sich währenddessen recht schnell und es ist gut voll, so dass man sogar den Balkon freigibt.

Mit einem knappen akademischen Viertel Verspätung betritt dann Jesper Binzer die Bühne. Der großartige Sänger ist seit einiger Zeit auch auf Solopfaden unterwegs. Vielleicht ist der Name dem einen oder anderen nicht so geläufig, aber bestimmt kennt ihr alle die Band D-A-D aus dem schönen Dänemark. Dort ist Jesper nämlich der Frontman. Heute ist er allerdings mit Soren Andersen und Christian Hede Madsen an der Gitarre, Jakob Rønlov am Schlagzeug, Anders Borre Mathiesen am Bass und last but not least Jesper Bo Hansen am Keyboard unterwegs. Und die Jungs heizen den sehr gut gefüllten Saal mit klassischem Hard Rock an. Voller Kraft geben sie die hochmelodischen Songs von Jesper zum Besten. Da zeigen sich die tiefen Wurzeln des Rock und packen das Publikum. Als kleine Info am Rande, der Gitarrero Søren Andersen produzierte unter anderem auch das überragende „Heat Wave“ Album der Schwedinnen von Thundermother. Äußerst überzeugend auch die Soli des Meistervirtuosen. So läuft eine fantastisch geölte Rockmaschine durch die Location. Schön wäre allerdings gewesen, wenn der Mann am Lichtpult die diversen Scheinwerfer mal zwischendurch benutzt hätte. So konnte man streckenweise die Musiker nur im blauen Nebeldunst erahnen. Ein Konzert ist ein audiovisuelles Ereignis und kein reines Hörspiel. Eigentlich fahren wir bevorzugt in diese Venue, da hier in der Regel immer eine erstklassige Beleuchtung ist. Sei es drum, die Stücke können allerdings auf ganzer Linie überzeugen und die etwa eine Stunde andauernde Show macht richtig Spaß. Die Menge ist jetzt warm für Dizzy Mizz Lizzy.

Setlist: Dying Is Easy, My Head’s Been Places, Undecided, Rock On Rock On Rock, The Space She’s In, Save Your Life, Dream Big, Tell Myself To Be Kind, The Future Is Now

Wie schon vor ein paar Jahren, erlag ich auch diesmal der Fehleinschätzung, dass ein Großteil des Publikums während des Umbaus rauchen geht, zur Toilette muss oder Getränkenachschub besorgen ist. Das Gegenteil ist der Fall, es wird noch etwas voller vor der Bühne und jetzt kommen Dizzy Mizz Lizzy auf die Bretter. Nun wollten die vier Herren es auch direkt richtig krachen lassen, alleine die Technik spielte nicht so richtig mit und außer wummernden Bass Sequenzen von Martin Nielsen war nicht viel zu hören. Aber das ist eben live, so etwas kann passieren. Nach kurzer Zeit war der Fehler dann auch gefunden und behoben, so dass die Dänen ein zweites Mal starten konnten. Für einige Fans ein ungewohnter Anblick, war Keyboardplayer Anders Stig Moller von der dänischen Band Turboweekend, auf der Bühne. Normalerweise habe ich die Truppe bisher immer nur als Trio erlebt, aber mit diesen Klängen war es eine sehr schöne Ergänzung der kompakten Songs und gab dem Ganzen einen Hauch mehr Atmosphäre. Unnötig zu sagen, dass die Jungs das Publikum direkt auf ihrer Seite hatten. Zumal die Gelegenheit, diese Truppe live zu erleben gar nicht mal so häufig vorkommt. Und auch auf der aktuellen Tour wurden, wie bereits Eingangs erwähnt,  etliche Shows in Deutschland gecancelt. Ein Spaßvogel der besonderen Güte ist heute Schlagzeuger Søren Friis, mit seiner auf den Punkt genauer Spielweise legt er ein sattes Fundament unter die Lieder und feixt Grimassen schneidend mit den fotografierenden Gästen rum. Leider trifft ihn da auch das Schicksal der meisten Drummer, die wie so oft im Dunkeln sitzen. Das kann aber die gute Stimmung überhaupt nicht beeinträchtigen. Was immer wieder positiv auffällt, ist die Verschmelzung der harten Sounds mit der klaren Stimme des Sängers Tim Christensen. Hier mal ein Lob an den Soundingenieur für eine perfekt transparente Abmischung. So wird jedes Stück zu einem Genuss, egal ob altes oder auch neueres Material vom letzten Album „ Alter Echo“ Überall glückliche Gesichter, ob beim beinharten belgischen Motörhead Fan in der ersten Reihe oder den abrockenden Mädels im kleinen Schwarzen. Nach guten neunzig Minuten Programm ist dann das Set zu Ende, natürlich nicht ohne den Überhit „Silverflame“ als Zugabe zu kredenzen. Wer diesen Song einmal gehört hat, wird ihn wahrscheinlich nie mehr vergessen. Wieder mal ein Konzert, für das sich die Anfahrt zu diesem gastfreundlichen Veranstaltungsort definitiv gelohnt hat.  

Setlist: The Ricochet, In The Blood, California Rain, I Would If I Could But I Can't, Brainless, The Middle, Amelia - Part 1: Nothing They Do They Do for You, Amelia - Part 2: The Path Of Least Existence, Amelia - Part 3: Lights Out, Amelia - Part 4: All Saints Are Sinners, Glory, Rotator, 67 Seas In Your Eyes, Waterline, Silverflame