Sebastian Dörner, seines Zeichens Filmer des Undergrounded Metalmagazins, ist nicht nur ein geschätzter Teil der Crew, sondern auch Regisseur. 2017 haben Sebastian und seine kleine Mannschaft bereits mit dem Vorgänger „Tallinn Under The Horns“ einen Vorgeschmack zum Thema Estland und Extreme Metal gegeben. Sebastian wollte mit dem Erstling etwas tun, was bisher keiner getan hatte und das machte er vorbildlich. Er kreierte einen intimen und authentischen Einblick in die „etwas andere“ Metalszene von Tallinn und hat jetzt mit der Premiere von „Tartu Under The Horns“ auch den anderen, konkurrierenden Bereich von Estlands extremer Szene gezeigt. Tartu ist Estlands zweitgrößte Stadt nach der Hauptstadt Tallinn, aber wie man hier zu sehen und auch zu hören kriegt, steht sie dieser in Sachen Heaviness und Lebendigkeit in nichts nach.

Zu Wort kommen neben den Erzählern Kaido Haavandi und Ahto-Lembit Lehtmets auch Mitglieder der Bands Form und Sküllfükk SS (das SS steht für „Satanik Slüts“). Immer wieder beschleicht einen das Gefühl, man erlebe Protagonisten der ersten Black Metal Welle, wobei hier halt keiner sich für einen Herrenmenschen hält oder davon faselt, Kirchen abzufackeln. Das Feeling, was hier hauptsächlich vermittelt wird, ist Zusammenhalt mit den Bands aus ihrer eigenen kleinen, lokalen Szene und auch der Stolz auf das, was einige seit den Neunzigern für sich und die Szene erreicht haben. Immer mal wieder gibt es coole Schnitte, die die lockere Art sich mit der Bands filmen zu lassen, um frei von der Leber weg zu reden, aufzuzeigen. 

Man fühlt sich an Sam Dunn´s Dokumentationen wie „Metal: A Headbangers Journey“, „Global Metal“ oder seiner Reihe „Metal Evolution“ erinnert. Eben das was sich Herr Dörner vielleicht, extrem respektabel, vom kanadischen Dokufilmer Mister Dunn abgeschaut hat, ist das was mich am meisten fasziniert, da es komplett ungekünstelt rüberkommt und mit der eigenen Authentizität und der Liebe zum Detail einfach einen runden, interessanten Film ergibt, der Metalheads wie mich dazu animiert sich die Szene in Tartu etwas genauer anzuschauen.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Dennis Eikenkötter

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