Nach dem Interview ist noch genug Zeit, um nebenan im Café Nord eine Portion Nachos und ein Bier zu konsumieren, bevor es rüber zum Konzert geht. Pünktlich um 19 Uhr geht es los. Es kommt selten vor, dass ich eine Band noch nicht einmal vom Namen her kenne, aber heute Abend ist dies bei den beiden Support-Slots der Fall.

Den Anfang machen Plaguemace aus Dänemark. Ihre Mitglieder, die ab der zweiten Hälfte des Sets – bis auf den Schlagzeuger – „oben ohne" performen, spielen groovigen Death Metal und haben richtig viel Spaß. Zwar gibt es ein paar Pannen – ein Beckenständer fällt mitten im Song um, das Zusammenspiel klingt teilweise etwas holprig, und auch der Sound ist noch nicht optimal – aber das tut der Spielfreude der jungen Dänen, die noch kein Album und kein Label im Rücken haben, keinen Abbruch. Nach circa einer halben Stunde ist ihr Aufritt vorbei. Sie sind glücklich und später auch noch aktiv im Publikum zu sehen. So muss das sein!

Deutlich professioneller und abgeklärter geht es dann bei Hiraes zu. Voll komisch, dass sie mir nichts sagen. Die komplette Hintermannschaft war zuvor bei Dawn Of Disease, deren Alben ich für Crossfire schon besprochen hatte, und Frontfrau Britta Görz war vorher bei Cripper, die mir ebenfalls ein Begriff sind. Mit einheitlichem Outfit und synchronem Posing geht es jedenfalls gut los. Ein paar Keyboards kommen aus der Retorte. Das macht aber nichts. Boah, habe ich einen Durst, ey!", sagt Britta nach drei Songs und genehmigt sich erstmal einen Schluck. Der Gig ist enrgiegeladen, und die Balance aus Midtemp-Passagen und arschtighten Blastbeats stimmt. Da sie bislang nur ein Album veröffentlicht haben („Solitary", 2021), gehe ich mal davon aus, dass sie es heute komplett gespielt haben, denn nach ziemlich genau einer Dreiviertelstunde ist der kurzweilige Gig schon wieder vorbei.

Es ist immer schön zu sehen, wenn alle Bands alles selber umbauen und keine Roadies haben. Auch am heutigen Abend ist das wieder so. Dann ist die Bühne frei für knapp eine Stunde Left To Die. Direkt vor mir steht Gitarrist Rick Rozz, der sich - mit einer schwarzen Wollmütze bekleidet – zwar kaum bewegt, aber dennoch die Coolness in Person ist. Das komplette „Leprosy"-Album wird heute gespielt, wenn auch nicht in chronologischer Reihenfolge. Zudem gibt es auch noch ein paar Songs vom legendären Death-Debüt Scream Bloody Gore", die mit Rick zusammen schon zu Demo-Zeiten entstanden waren. Die Band gibt sich – bis auf Rick – bewegungsfreudig. Die Band spielt tight, und der Gitarren-Sound ist megafett. Das Schlagzeug klingt mir stellenweise schon fast zu glatt, haha! Exhumed- und Gruesome-Sänger und Gitarrist Matt Harvey erzählt dem Publikum, dass auch er ein großer Fan von „Scream Bloody Gore" ist und sich geehrt fühlt, dass er für seinen heutigen Posten angefragt wurde. Seine Schreie ähneln denen von Chuck Schuldiner auch beängstigend. "Chuck ist heute hier und sieht uns zu", sagt er zudem, nachdem er die Band vorgestellt hat. "Ihr kennt Terry von Death, Massacre, Obituary, Inhuman Condition und vielen anderen. Er ist eine wahre Legende", wird der Bassist gepriesen. Nach dem regulären Set ergibt es sich durch ein paar Gitarrensound-Probleme, dass sich Matt von seiner Gitarre löst und die letzte Zugabe „Evil Dead" mit dem Mikroständer in beiden Händen singt. Auch hier gibt er eine gute Figur ab. Nach gut einer Stunde ist der Gig vorbei und alle Anwesenden im Publikum glücklich. Eine tolle Reise in die Vergangenheit! Und ich bin gespannt, wie ihr neues Album mit komplett neuen Songs klingen wird, dass Basser Terrry Butler mir zuvor im Interview angekündigt hatte! Da kommt sicher noch Großes auf uns zu!

Setlist: Leprosy, Born Dead, Forgotten Past, Mutilation, Baptized In Blood, Open Casket, Primitive Ways, Choke On It, Denial Of Life, Left To Die, Zombiue Ritual, Pull The Plug, Evil Dead