Ein weiterer Nachholtermin wird heute abgearbeitet, zudem wollen wir uns noch mit Bekannten aus Belgien treffen. So nehmen wir vor der Show noch eine Mahlzeit im Ristorante Purino ein, wo schon viele hungrige Konzertbesucher sitzen. Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Entfernung zur Venue liegt bei etwa zwei bis drei Minuten Fußweg. Im Carlswerk gibt es natürlich auch Futter für hungrige Mäuler, aber das weiß nicht jeder, der vielleicht zum ersten Male hier ist. Ebenso der Veranstaltungstarif im daneben liegenden Parkhaus, der mit lediglich fünf Euro für Kölner Verhältnisse sehr günstig ist. Man muss nur die entsprechende Taste beim Bezahlen drücken. Heute gab es allerdings einen Automatenausfall nach dem Konzert und so kamen etliche Besucher in den Genuss des kostenlosen Parkens, weil der Betreiber aufgrund des Ausfalls irgendwann die Schranken öffnete.

Eine beträchtliche Schlange steht bereits am Einlass und mir fällt positiv auf, dass wir heute mal nicht die ältesten Konzertbesucher sind. Den Großteil würde ich sechzig plus einstufen. Dabei sind viele Altrocker und Country Music Fans, wie man unschwer an den T-Shirts erkennen kann. Drinnen ist es schon rappelvoll und wir kämpfen uns erst einmal zum Fotograben durch.

Schlag acht Uhr geht es dann auch direkt los mit der Read Southall Band aus Oklahoma.Die Jungs um Bandleader und Namensgeber Brian Southall spielen eine Art Country Musik mit Southern Anleihen. Herausragend ist die Stimme des Sängers, die wirklich unter die Haut geht. Nur mit der Präsenz auf der Bühne hat er es ganz und gar nicht. Seine Performance wirkt eher schüchtern und zurückhaltend. Gut, da gibt es einige Musiker wo das ähnlich ist. Da die Band schon seit ewigen Zeiten zusammen ist, wird sich das sicher auch nicht so schnell ändern. Dann gibt es noch den Rückkehrer John Tyler Perry in der Truppe, der erst vor kurzem wieder dazugestossen ist. Definitiv haben die Leute aber Spaß auf der Bühne, leider ist das Licht grottig und viel zu viel Nebel im Saal. So muss man oftmals schon genau hinsehen, was da gerade an Stageaktion läuft. Im Großen und Ganzen sind die Songs auch eher ruhig und mehr auf spielerisches Können bedacht, mit Ausnahme der letzten Nummer „Don’t Let Them Get You Down“, da lässt man mal so richtig die Sau raus. Davon hätte ich persönlich gerne mehr gehabt. Aber die Stimmen im Publikum zeigen, dass die Kapelle sehr wohl den Geschmack getroffen hat und wird dementsprechend gefeiert. So geht nach einer dreiviertel Stunde der Auftritt zu Ende und der Umbau für den Headliner beginnt. Später sind sie dann am Merchandise Stand zugegen und erfüllen die Autogramm und Foto Wünsche der Fans.

Setlist:  Stickin’n Movin’, Don't Tell Me, Scared Money, Why, Out Of Mind, High - Speed Feed, Damn, Don’t Let Them Get You Down

Die Uhr zeigt etwa viertel nach Neun, als Blackberry Smoke unter großem Beifall auf die Bühne kommen. Auf Grund der Covid Situation musste man die Karten neu mischen und einige Änderungen in der Planung vornehmen. Die für Februar 2022 geplanten Konzerte in Stuttgart, München, Berlin, Wiesbaden und Köln wurden ins Frühjahr 2023 verschoben. Doch jetzt ist es soweit in der brechend vollen Venue, die Show geht los. Hier gibt es phantastisches Licht und auch der Sound ist vom Feinsten. Aber, und jetzt kommt direkt ein wenig Kritik, für meinen Geschmack ist die Halle viel zu voll. Das nimmt einem ein wenig den Spaß an der Sache, wenn man sich kaum mehr bewegen kann. An einen Toilettengang oder zur Getränketheke zu kommen, ist fast aussichtslos. Jedenfalls wenn man dann danach wieder an die Stelle zurück möchte, wo man vorher gestanden hat. Der Vorfall auf der letzten Love Parade gerät langsam in Vergessenheit und man stopft die Hallen wieder mit zu vielen Fans voll. Auch von anderen Veranstaltungen hört man vermehrt über solche Situationen. Nichtsdestotrotz liefern die Southern Rocker aus Atlanta eine professionelle Show ab. Wenn auch alles viel ruhiger klingt wie früher. Ich habe die Jungs noch deutlich rockiger im Ohr. Mit Ansagen hält sich Charlie allerdings meist zurück, die wenigen wortkargen Ausnahmen wirken aber mitunter recht auflockernd durch ihren versteckten Witz. Spielerisch gibt es absolut nichts zu bemängeln, hier sind Profis auf der Bühne. Da sitzt jedes Riff und der Drummer leistet Präzisionsarbeit. Auch die Keyboards oder besser gesagt Orgelklänge fügen sich harmonisch ins Ganze ein. Dazu der ständige Grinse Mann Charlie Starr. Den sonst üblichen Hang zur Redneck Romantik, bei vielen Kapellen in diesem Genre Standard, sucht man allerdings bei dieser Formation vergeblich. Im Gegenteil hat man hat sich seit dem Album „Like An Arrow“ mehr in Richtung Americana, Funk und Soul entwickelt. Das wiederum gefällt heute Abend nicht wirklich jedem und so höre ich doch die eine oder andere negative Stimme zu der abgelieferten Show des Sechsers.

Man kann es eben nicht jedem Recht machen, aber das eine Band sich über die Jahrzehnte weiterentwickelt gehört nun mal zum Leben dazu. Auch so eine Sache, die ich nie verstehen werde. Manche Menschen scheinen in einer ewigen Vergangenheit zu leben. Das fällt immer wieder bei älteren Bands auf, wo da Publikum anscheinend nur die Oldies honoriert und neue Songs hartnäckig ignoriert. Ich für meinen Teil hatte jedenfalls Spaß an der Darbietung, die gute zwei Stunden andauerte, wie man an der langen Setliste sehen kann. Auch das Cover von „Sunrise In Texas“, das ursprünglich aus der Feder von Michael Tolcher stammt, ein Singer-Songwriter ebenfalls aus Atlanta Georgia, finde ich sehr gelungen. Und mit „Ain’t Much Left Of Me“ gibt es als letzte Zugabe dann doch noch einen Oldie aus dem Backkatalog der Band.

Setlist: Six Ways To Sunday, Live It Down, Good One Comin' On, Workin' For A Workin' Man, You Hear Georgia, Pretty Little Lie, Let It Burn, Hey Delilah, Sleeping Dogs, The Whippoorwill, What Comes Naturally, All Rise Again, Ain't Gonna Wait, Restless, Ain't Got The Blues, Run Away From It All, Sunrise in Texas (Michael Tolcher cover), One Horse Town, Old Scarecrow, Old Enough to Know, Ain't Much Left Of Me