LAURA COX - Ich möchte keine Musik spielen oder singen, die ich nicht liebe!


Da ich Laura Cox mit ihrer Band schon mehrere Male live gesehen hatte, war ich natürlich erfreut über das Angebot eines Interviews mit ihr. Zumal es in der Harmonie in Bonn stattfinden sollte, die in gerade mal einer Viertelstunde mit dem Auto zu erreichen ist. Aufgrund der heute frühzeitigen Anfahrt, war auch die sonst übliche Parkplatzsuche kein Problem. Da der Soundcheck noch lief, verzögerte sich der anvisierte Termin um wenige Minuten. Das war allerdings nicht weiter schlimm, da ich so dem Geschehen vor dem Auftritt beiwohnen konnte. Zwischendurch gab es immer wieder die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit den anderen Musikern und der Tourmanagerin, die auch gleichzeitig die Regler am Mischpult bediente. Als es dann soweit war, ergab sich eine nette Unterhaltung die ihr hier lesen könnt.

laura logoPistol:   Hallo Laura, wir haben uns ja schon ein paarmal nach deinen Konzerten getroffen, aber heute machen wir dann mal ein Frage- und Antwortspiel. Wann hast du mit der Musik angefangen und wie kam es dazu?

Laura: Nun ich habe so mit etwa vierzehn Jahren angefangen, allerdings für mich alleine. Meine Familie hatte mit Musik selbst spielen überhaupt nichts zu tun. Ich meine, sie waren keine Musiker, aber sie hörten sehr, sehr viel gute Musik. Ich denke mal, das war so der Auslöser für mich, es selber zu versuchen. Kurz bevor ich dann zur High School ging traf ich ein paar Freunde. Wir haben uns dann gegenseitig motiviert, mal eine Gitarre in die Hand zu nehmen und zu spielen. Also es gibt jetzt kein spezielles Ereignis was mich zur Musik gebracht hat, einfach der Einfluss unterschiedlicher Dinge die sich dann irgendwann in Richtung Musik entwickelt haben.

Pistol: Okay so kann es gehen. Eine Frage zu deinem letzten Album „Head Above Water“ Hast du das alleine geschrieben und wie lange hat es gedauert bis alles fertig war?

Laura: Das Album hat eigentlich weniger Zeit gekostet, als die anderen Alben vorher. Da haben wir zuerst immer die Stücke live gespielt, bevor sie veröffentlicht worden sind. Manchmal haben wir die Songs ein Jahr live auf der Bühne gespielt, dann hat es nochmal eine ganze Zeit gedauert, weil sie nochmal um arrangiert worden sind, oder bestimmte Teile im Stück geändert wurden. Im Gegensatz dazu ist auf dem aktuellen Album alles sehr spontan und natürlich. Ja, das meiste davon habe ich selber geschrieben. Aufgrund des Lockdowns war ich in Portugal und hatte viel Zeit. Ich habe dann ein Demo aufgenommen und das den Jungs von der Band geschickt. Als ich dann nach Paris zurückgekommen bin, haben wir alle zusammen das Material arrangiert. Einige der richtig heavy gespielten Riffs, hat Mathieu, der andere Gitarrist, geschrieben. Aber den Rest habe ich fast komplett alleine geschrieben.

Pistol: Also kann man sagen du bist der Komponist, weil du ja das meiste dann selber dazu beigesteuert hast?

Laura: Ja auf jeden Fall. Die Melodien und die Texte sind alle von mir.

Pistol: Sehr schön. Welche Bands haben dich denn hauptsächlich beeinflusst oder gibt es da gar keine speziellen?

Laura: Du meinst jetzt für dieses Album?

Pistol: Nein ich meine generell, also so der erste Berührungspunkt mit einer Art Musik wo du vielleicht gesagt hast, sowas will ich auch spielen.     

Laura: Ach so, ja ganz klar der klassische Rock. Als ich angefangen habe Gitarre zu spielen, waren meine Helden Slash, Joe Bonamassa, AC/DC, Mark Knopfler naja eben die klassischen Gitarristen. Aber für das letzte Album habe ich versucht niemanden zu kopieren, sondern es erdig und natürlich zu halten. Ja eben einfach meinen eigenen Weg zu gehen. Vor allem nicht ständig alles zu hinterfragen oder nur auf meine Einflüsse zu achten.     

Pistol: Also so richtig aus dem Bauch heraus?

Laura: Haha ja genau!

Pistol: Hast du eigentlich Gesangunterricht gehabt oder bist du da mehr autodidaktisch?

laura 2Laura: Derzeit habe ich keinen Unterricht, aber ich habe vor einigen Jahren wirklich Gesangsstunden genommen. Ich habe mich aber auch immer mehr als Gitarristin gesehen und nicht als Sängerin. Das hat mich eigentlich auch nicht wirklich gekümmert, aber wenn Leute zu einer Live Show kommen ist das Erste was sie hören, die Stimme und der Gesang. Also musste ich dann doch etwas mehr Aufmerksamkeit in meinen Gesang investieren und daher habe ich vor einigen Jahren eben ein paar Stunden Unterricht genossen. Letztlich hat mir das sehr geholfen, mein Gesanglehrer sagte mir eines Tages, dass mein Körper sehr wohl dazu in der Lage ist zu singen, aber meine Einstellung dazu müsste sich erst einmal ändern verstehst du. Aber jetzt bin ich unbekümmert und frei darin. 

Pistol:   Die meisten deiner Texte sind in englischer Sprache und nicht in französisch, was ich natürlich sehr bevorzuge. Aber wie fühlst du dich dabei. Siehst du dich mehr als französische Musikerin oder als Weltmusikerin?

Laura: Ich muss dir ehrlicherweise sagen, dass ich überhaupt nicht gerne Musik in meiner Muttersprache schreibe. Es ist schon ziemlich schwer französischen Rock zu machen. Frankreich ist nun mal größtenteils überhaupt kein Land für Rockmusik. Meist geht es mehr in eine politische Richtung, oder es muss alle realistisch sein. Du hast einfach keinen Spaß dabei wenn du nur Rockmusik spielst, weißt du so ganz simpel einfach nur um Freude daran zu haben. Es muss immer politisch, gezwungen lustig oder poetisch sein. Daher sehe ich meine Einflüsse auch mehr in dem englischsprachigen Bereich und schreibe die Musik danach.

Pistol: Naja es gibt ja schon ein paar Bands in der Metal Szene dort.

Laura:   Ja das stimmt, aber ich kenne sie nicht.

Pistol:  Deine erste Platte „Hard Blues Shot“ ist unter dem Namen Laura Cox Band erschienen, die anderen aber nur unter Laura Cox. Seid ihr denn eine Band, oder bist du die Hauptperson mit wechselnden Musikern?

Laura:  Das waren verschiedene Schritte, wir haben nach der ersten Platte entschieden, dass wir den Zusatz „Band“ weglassen. Da war zu viel Blues in dem Namen verstehst du? Seltsamerweise denken die Menschen, dass bei allen Bands die „Band“ im Namen haben, es sich um eine Blues Band handelt. So wurden wir dauernd im Bereich Blues eingeordnet, aber das ist eben nicht das, was wir spielen. Keinen traditionellen Blues. Daher weg damit und außerdem ist mein Name alleine deutlich einfacher und die Leute gehen davon ab, zu denken wir würden nur Blues spielen. Also nach außen hin hat sich nur der Name geändert, aber waren weiterhin eine Truppe die zusammen Musik schreibt und spielt. Oder auch zu Präsentationen in der Öffentlichkeit, Fotoshootings und so weiter ging. Da waren wir immer zusammen. Erst nach dem zweiten Album gingen unsere Wege plötzlich auseinander und mir wurde klar, da wir nicht mehr in die gleiche Richtung denken oder die gleichen Ideen hatten beim Songwriting. Am Ende stand ich halt vor der Wahl einer Entscheidung und da es mein Name war. Ich möchte keine Musik spielen oder singen, die ich nicht liebe. Jetzt bin ich mehr der Solo Künstler, aber mit einem Team da mir folgt. Jetzt haben wir eine fließende Dynamik die wirklich fantastisch ist.

Pistol: Du bist jetzt der Boss? Du sagst wo es langgeht?

Laura:   Haha, das klingt sehr schön, aber ja! Wir haben gesehen wenn jeder führen will, geht es nirgendwo hin. Es funktioniert nicht, es ist ineffizient. Aber wenn einer die Entscheidungen trifft, dann geht alles schneller und erfolgreicher.

Pistol: Ja, ich glaube, das ist auch überall unterschiedlich. Ich habe zuletzt eine deutsche Band interviewt und die entscheiden alles gemeinsam, so quasi gelebte Demokratie. Und ich fragte mich, wie funktioniert das? Aber es funktioniert bei dieser Band. Aber gut, das muss jeder selber entscheiden. Wie sind denn deine Pläne für die Zukunft?

Laura: Jetzt nach der Veröffentlichung, wollen wir natürlich erst einmal so viel wie möglich touren. Der Musik Leben einhauchen, dafür ist sie gemacht um live auf der Bühne präsentiert zu werden. Das ist einfach eine ganz andere Dimension live zu spielen, man trifft viele Leute und es macht mich glücklich, wenn ich ein positives Feedback bekomme. Wenn die neue Show und alles drumherum ankommt und gefällt. Also in nächster Zeit steht touren und die Promotion von „Head Above Water“ an erster Stelle. Ja und danach werde ich wahrscheinlich mit dem komponieren der nächste Platte beginnen. Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass ich wieder eine Menge Inspiration bekomme. Dann beginne ich mit dem Schreiben und werde mich auch wieder mehr auf meine Social Media Kanäle fokussieren, vor allem mein YouTube Kanal. Ich will den nicht aufgeben. Aber erst wenn ich mehr Zeit habe, also nach diesem Sommer vielleicht im September und Oktober. Ja, ich denke dann werde ich neue Musik schreiben und wieder mehr auf YouTube präsent sein.

laura 4Pistol:  Das hört sich gut an und ich bin gespannt! Aber mal was anderes, wenn jemand zum ersten Mal eine deiner Shows besucht, was erwartet denjenigen?

Laura:   Also als erstes darfst du dich nicht durch meinen YouTube Kanal täuschen lassen, wo viele Cover Songs zu sehen sind. Live auf der Bühne spielen wir maximal ein oder zwei Coversongs. Zur Zeit gibt es die Songs der drei Alben, die ich bisher veröffentlicht habe. Ein gutes Drittel von jeder Platte. Und natürlich gibt es immer was zu entdecken, wie zum Beispiel ein neues Instrument das sich auf der Bühne spiele. Ich versuche ein Lapsteel zu spielen (was du hervorragend hinbekommst – Anm. des Verf.) wir verändern die Setliste und haben ein neues Line Up. Also eine Menge Dinge, die auch für uns sehr aufregend sind, da wir einige Stücke neu arrangieren mussten. Ich weiß nicht genau warum, aber mit der neuen Setlist und dem neuen Line Up fühlt sich alles viel frischer an.

Pistol:  Das kann ich bestätigen, da ich schon einige Live Shows von dir gesehen habe. Hast du eigentlich noch Lampenfieber?

Laura: Oh das kommt ganz auf die Show an, ob wir genug Zeit haben alles ordentlich vorzubereiten. Der Soundcheck muss stimmen und alles drum herum. Ich liebe es alles bis ins Detail vorzubereiten und wenn du dich vor dem Auftritt etwas aufwärmen kannst. Aber es ist ein Gefühl, dass alle Musiker wohl haben, bevor sie auf die Bühne gehen. Doch das ist eigentlich ein positiver Stress, nichts Schlechtes.

Pistol:  It’s a long way to the top if you wanna rock’n’roll, ich denke du kennst das Lied. Was denkst du darüber, ist es wirklich so?

Laura:   Ich denke schon, ja ich denke schon das es wahr ist. Und ich glaube, dass wir viel Glück auf unserem bisherigen Weg haben. Wir sind nicht schon seit zwanzig Jahren in kleinen Clubs unterwegs. Es geht Stück für Stück nach oben. Wir arbeiten ständig daran und sind glücklich dabei. Ja es ist ein langer Weg nach oben, aber wir sind auf einem guten und glücklichen Weg. Aber es ist natürlich ein langer Weg, ohne Frage!

Pistol:   So sieht es aus. Wie verbringst du denn deine Zeit, wenn du nicht im Studio bist oder auf der Bühne stehst? Kannst du einen normalen Tag in deinem Leben beschreiben?

Laura: Natürlich liebe ich es Gitarre zu spielen und zu proben, aber ich liebe auch Skateboarding oder wenn ich am Ozean bin, das Surfen. Naja und ansonsten alles was sich irgendwie mit Musik verbinden lässt. Während des Lockdowns habe ich Schlagzeug spielen gelernt und mich für andere Musikrichtungen interessiert. Ich mag es auch auszugehen oder mir Shows anzusehen. Oder mich in der Natur zu bewegen, schwimmen und solche Sachen. Ich liebe es nah an der Natur zu sein.

Pistol: Kannst du dich selbst in ein paar Worten beschreiben, welche Art Mensch bist du?

Laura: Hm ich denke ich habe ein bisschen von beiden Seiten, auf der einen Seite introvertiert aber auch genauso extrovertiert. Und das zur gleichen Zeit haha. Am Anfang war ich sehr schüchtern und zurückhaltend, aber durch die Auftritte und das Zusammentreffen mit so vielen Menschen, hat mir sehr geholfen mich zu öffnen.  Also wirklich beide Seiten, aber ich liebe es alleine zu sein, meinen Freiraum zu haben, vor allem auch zwischen den Touren. Ich bin gerne zu Hause Ich sehe mich zwar nicht als Einzelgänger, aber genieße die Stille, Frieden und Ruhe. Auf der anderen Seite bin ich  genauso für Party zu haben, mit allen Freuden zusammen. Da kommen einige Extreme zusammen. Schwer zu beschreiben (grinst)

Pistol: Das ist bestimmt auch schwierig für eine Beziehung, dazu noch im Rock’n’Roll.

Laura:   Ja klar, wenn dein Partner nicht im gleichen Bereich arbeitet. Da musst du Kompromisse und Wege finden, damit es funktioniert.

Pistol: Und was macht dich glücklich?

Laura: (wie aus der Pistol geschossen) Das ich von meiner Musik leben kann! Ich wusste nicht, ob das möglich ist und ich bin sehr glücklich darüber, dass es funktioniert. Es ist sicher für viele Leute nicht möglich und so bin ich sehr dankbar dafür. Es ist auch egal wo wir spielen, ob es ein kleiner Club ist oder ein Festival. Ich bin wirklich glücklich darüber, dass es mein Job ist.

Pistol: Und natürlich der Fakt, das heute ausverkauft ist und die Show morgen ebenfalls!

Laura: Oh heute auch? Das wusste ich gar nicht. Es ist schon verrückt, die Leute haben so lange gewartet und ich kann es gar nicht glauben. Es fühlt sich so gut an!

Pistol: Das glaube ich dir, heute sind knapp fünfhundert Leute hier.

Laura: Oh cool! Ich brauche auch die Hilfe des Publikums, mit Zuschauern ist es einfach besser und die Energie kommt rüber. Ich erinnere mich daran, das wir hier in dieser Location eine WDR Rockpalast Aufzeichnung gedreht haben. Naja, es war gerade der Anfang der Covid Pandemie und wir haben vor einem leeren Saal gespielt. Ich bin sicher heute Abend wird es ein ganzes Stück leichter sein, hier zu spielen haha

laura 3Pistol: Okay nun eine rein hypothetische Frage. Stell dir vor es ist dein letzter Tag auf der Erde. Was wäre das Wichtigste, was du vorher noch erledigen würdest?

Laura: (Pause und dann lacht und grinst sie) Ich überlege gerade etwas total verrücktes zu antworten, so wie beispielsweise meinen Lieblings Nachtisch zu kochen, weil die wichtigsten Sachen sind einfach so viele. Meine Eltern anrufen oder besuchen, da wären unzählige Sachen die ich gar nicht alle erledigen könnte. Ich glaube ich würde irgendetwas verrücktes machen, etwas was mich glücklich macht. Eine Käsekuchen backen zum Beispiel.

Pistol: Das ist eine sehr gute Idee haha. Gut, deine Zeit rennt und ich will sie nicht länger in Anspruch nehmen. Hast du noch eine Botschaft für unsere Leser? Und danke schön, dass wir uns unterhalten konnten.

Laura:  Oh ich bedanke mich auch, dafür dass ihr den Rock am Leben haltet, das ihr Live Konzerte besucht und die Rock Musik unterstützt. Das ist am allerwichtigsten! Klar, wir nehmen neue Alben auf, aber am Ende des Tages ist es am Wichtigsten auf der Bühne zu stehen. Das wir live für euch spielen können und euch unsere Musik gefällt. Das ist die einzige Nachricht die ich habe.

Pistol:  Genau, haltet die Rock Musik am Leben, vor allem in diesen schrägen Zeiten.

Laura: Da sagst du etwas, ich meine es wird besser, aber in Frankreich ist es vollkommen egal wer gerade spielt. Nach Covid sind die Hallen meistens halb leer. Also geht raus und schaut euch die Shows an!

 

 

 

 

 

 

 

 



Autor: Pistol Schmidt