MPAK - Die Schreie der Verdammten, das Flüstern von Dämonen und die Klänge der Hölle


Bis Anfang Februar 2023 hatte ich noch nie etwas von Mpak / Mrak gehört. Ihre Musik wird im Netz als Post-Black Metal bezeichnet, was ich persönlich aber überhaupt nicht passend finde. Völlig unmodern, dafür aber sehr finster und atmosphärisch, aber vor allem völlig eigenständig ist ihre Musik, die sich mit keiner anderen Band, die ich kenne, vergleichen lässt. Eine EP gibt es von dieser siebenköpfigen Band bislang, die live immer mit Nebelmaschine und Gasmasken auftritt. Ein neues Album steht aber in der Warteschleife. Ich sprach mit Sänger B. über sein mystisches Projekt.

logoDaniel: HELL-ö B.! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Anfänge vo Mrak/Mpak! Wann und wie kam der Stein ins Rollen? Und hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

B: Mrak wurden im Herbst 2020 ins Leben gerufen. Ich bin zwar kein abergläubischer Mensch, aber die Anfänge von Mrak hatten etwas mit Schicksal zu tun. So viele Kleinigkeiten fügten sich ineinander, dass es mir aus heutiger Sicht fast unrealistisch erscheint. Wir sind in der Band zu siebt, und alle haben in einer oder mehereren Bands gespielt oder spielen immer noch. Die Liste wäre also ziemlich lang. Unser Drummer zum Beispiel versucht aktuell, den Weltrekord für die meisten Bands gleichzeitig zu knacken.

Daniel: Es gibt für die Band zwei Schreibweisen: Mrak und Mpak (die bulgarische Schreibweise). Wieso ist das so? Ich finde das ziemlich verwirrend: Es ist auch schwierig, über Euch etwas im Netz zu finden... Ich bin da zum Beispiel nur über Backstage Pro auf Euch gestoßen...

B.: Das hat sich mit der Zeit ergeben: Anfangs gab es nur die bulgarische Schreibweise. Später haben wir festgestellt, dass unser Name eine dissoziative Identitätsstörung entwickelt hatte und waren gezwungen, beide Schreibweisen zu assimilieren. Die daraus resultierende Verwirrung nahmen wir in Kauf.

Daniel: Bei Metal Archives sind noch zwei weitere Bands mit dem Namen Mrak registriert. Kam es da schon einmal zu Verwechslungen?

B.: Wir haben keine Kontrolle über die Namen anderer Bands. Der Name scheint aber in der Tat beliebt zu sein; vor allem in Russland und Osteuropa.

Daniel: Was bedeutet der Name eigentlich? Und warum die bulgarsiche Schreibweise, die bei Euch genauso häufig auftaucht wie die herkömmliche?

B.: Mrak" bedeutet „Dunkelheit", jedoch nicht die Dunkelheit während der Nacht, sondern die Dunkelheit in den Menschen, die sie dazu bringt, Folterinstrumente und Wasserstoffbomben zu bauen. Mpak ist Teil einer Dreifaltigkeit von Musikprojekten, nämlich Mpak, Cумрак und Cветлина. Übersetzt bedeutet es: Dunkelheit, Dämmerung und Licht. Mpak beschäftigt sich mit den Abgründen des menschlichen Verstands und den unausweichlichen Konsequenzen, die daraus entstehen.

Daniel: Ich finde, dass Eure osteuropäische / slawische Herkunft in Eurer Musik durchaus zu hören ist, vom Stil her. Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

B.: Unsere Haupteinflüsse sind die Schreie der Verdammten, das Flüstern von Dämonen und die Klänge der Hölle. Aber wir hören auch gerne Slayer.

Daniel: Wie wichtig ist es Euch, live auch eine gewisse Theatralik rüberzubringen?

B.: Theatralik ist tatsächlich ein wichtiger Teil unseres Live-Auftritts. Wir wollen unsere Zuschauer in eine finstere Welt voller Verzweiflung und Dunkelheit entführen. Das klappt natürlich viel besser, wenn man die eigenen Alpträume intensiv erlebt und sich damit auf der Bühne und beim Songwriting auseinandersetzt.

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Und woher nehmt Ihr Eure Inspiration dafür? Könntet Ihr Euch vorstellen, auch Texte in Eurer Landessprache zu schreiben, damit alles noch böser und mystischer klingt?

B.: Die Texte sind inspiriert von post-apokalyptischer Litaratur und behandeln viele Themen wie Krieg, Heroismus, Fanatismus, Umweltzerstörung in jeder Form usw. Es war geplant, mehr Texte auf Bulgarisch zu schreiben. Leider ist das aber ein kreativer Prozess, der sich ein feuchter Dreck um Planung schert. Es sind ein paar wenige Textzeilenauf Bulgarisch geblieben, die es in unsere Lieder geschafft haben. Es können aber gerne ein paar mehr werden.

Daniel: Ihr habt zunächst 2021 den Live-Mitschnitt Pestilence, War, Famine Death" mit siben Tracks veröffentlicht, den es allerdings nur digital gibt. Wie kam es zu dieser Entscheidung, beides so zu machen, anstatt erstmal ins Studio zu gehen?

B.: Wir waren gerade mit den Songs fetig und hatten richtig Lust darauf, einen Gig zu spielen. Das war aber damals nicht möglich, weil die Pest umhergingund es nirgendwo Veranstaltungen gab. Abwarten war für uns keine Option. Daher hatten wir ein Live-Video aufgenommen. Das hat richtig Spaß gemacht. Veröffentlicht haben wir es aber erst im April 2022.

mpakDaniel: Dieses Jahr erschien Eure Debüt-EP ...Of Death And Darkness". Wieso habt Ihr nur drei der sieben Tracks des Live-Mitschnitts hier veröffentlicht und kein ganzes Album gemacht?

B.: Im Anbeginn war die Leere, und sie wohnte in uns. Doch wir erschufen das Demo, und es war finster. Dann schufen wir das Live-Video, und aus der Dunkelheit erhob sich Schatten. Schließlich kam das Album, das den Namen No Hope" trägt und im April 2023 veröffentlicht wird.

Daniel: Ich habe gelesen, dass Ihr gerade dabei seid, ein komplettes Album aufzunehmen. Werden die bisherigen Live- und EP-Tracks dort noch einmal verwurstet? Oder handelt es sich dabei um komplett neue Songs?

B.: Das Böse schläft nie. Das Album ist schon im Kasten und wird bald veröffentlicht. Das beinhaltet die sechs Songs vom Live-Video, allerdings musikalisch aufgewertet und in einer Studioqualität, und dazu ein neues Lied. Die Arbeiten am zweiten Album haben bereits angefangen.

Daniel: Welche Idee steckt dahinter, live mit Gasmasken aufzutreten?

B.: Es trägt zur atmosphärsichen Darstelung des Konzepts der Band bei, das vom Tod der Menschheit und der Zerstörung der Umwelt geprägt ist. Es erzeugt ein Gefühl von Unsicherheit, einer ständigen stillen Bedrohung. Dazu ist es eine Hommage an die Geschichte der Kriegsführung, da Gasmasken von Soldaten im Krieg eingesetzt wurden.

mpakDaniel: Ihr benutzt live auch eine Nebelmaschine, die – wie ich finde – perfekt zu Eurer düsteren Musik passt. Ich habe bei Facebook gelesen, dass Ihr sogar mit Nebelmaschine probt, haha! Was hat es damit auf sich?

B.: Wir lieben das, was wir tun. Unsere Proben sind keine langweiligen Pflichtveranstaltungen, sondern ein Erlebnis. Also werden unsere Proben meistens bei realen Live-Bedingungen durchgeführt. Der Nebel macht die Musik lebendiger und greifbar.

Daniel: Was steht in Zukunft bei Euch an?

B.: Wir spielen ein paar Gigs, arbeiten an neuen Songs, drehen Videos und all die Sachen, die uns Spaß machen. Wir wollen auf jeden Fall weiterhin unseren ganz eigenen düsteren Stil verfolgen und uns nicht von aktuellen Trends oder Erwartungen beeiflussen lassen.

Daniel: Na gut, B.! Dir gebührt dann noch das Schlusswort!

B.: Satan!

(Live Pic © philipp j. bösel)



Autor: Daniel Müller