SCHACHMATT - von Steve Keller


Label:SCHREIBSTARK
Jahr:2020
Running Time:303 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Fortsetzungsromane anderer Autoren sind immer so eine Sache. Bei einem meiner Lieblingsautoren, Clive Cussler, funktioniert es nicht. Das galt bereits für die Bücher, die er mit Co-Autoren schrieb. Für die Karl May Fangemeinde scheint das aber ein ganz anderes Thema zu sein. Sie fressen fast alles, wo Winnetou und Old Shatterhand drauf steht. Nach meinem Wissen findet das aber nur bei der Karl May Generation statt. Die Kinder und Jugendlichen, die ich kenne, wissen weder etwas über Karl May noch Winnetou, haha. Wie kommt man denn jetzt dazu, berühmte Charaktere wiederzubeleben, wer darf das und wie kommt man an die Rechte? Dazu habe ich mich im Internet tot recherchiert, bin aber nur unzufrieden in den Seilen hängengeblieben. Auch zur Vita des Autoren bin ich aufgelaufen. Da findet sich mal gar nichts. Drei Reiseführer zu Mallorca! Ach nein, im Buch steht es handelt sich um ein Pseudonym (warum???). Eigentlich heißt die Verfasserin von „Schachmatt“ Stephanie Hartenbach. Aha. Neuer Check. „Der Tower Von London“ ist ein weiteres Buch von ihr. Wenn es sich um die gleiche Person handelt, denn Privates sucht man vergeblich.

Zu all den fanatischen Karl May Fans zähle ich mich selber. Ich bin aber eher der Skeptiker wenn man Gutes übervermarktet. So ist auch selten etwas wirklich Interessantes bei den weitergeführten Werken (nach Buch Nummmer 74) vom Karl May Verlag Bamberg. Wer muss heute noch kulinarische Rezepte aus dem Westen haben. Es gibt keine Bärentatzen zu kaufen, haha. Zudem fand ich ebenso die Fernsehserie „Mein Freund Winnetou“ mit dem Original-Winnetou Pierre Brice, kaum zu ertragen. Doch es ließen sich diverse Autoren (zum Beispiel Heinz Grill, Reinhard Marheinecke) nicht davon abhalten, vor allem die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand weiterzuerzählen. Und da bin ich bereits bei den guten Büchern. Der Rest...na ja. Wie dem auch sei, „Schachmatt“, und da fange ich mal bei dem wenigen Erfreulichen an, hat seine nostalgischen Momente. Das muss ich zugeben. Das liegt aber auch in der Natur der Dinge. Und dann ist für mich eigentlich...Ende!

Es mag sein, dass andere Fans von solchen Dinge wie ich sie gleich aufzähle unbeeinflusst bleiben...dann ist das so. Der Schreibstil ist eher etwas für das junge Volk und nicht dem eingefleischten Fan der 50er – 80er-Jahre. Auch die willkürlichen Abschnitte der Texte, um alles bündig zu halten, nervt beim Lesen ungemein. Worte mit mehreren Leerzeilen sehen einfach kacke aus, haha. Zudem sind die einzelnen Absätze des Öfteren nur zwei oder drei Sätze lang. Das erinnert mich eher an einen Comic-Stil. Über den einen oder anderen grammatischen Fehler kann man hinwegsehen und die Aufmachung des Buches, obwohl nicht das Gelbe vom Ei, darf ebenfalls ignoriert werden. Aber wenn man schon die Erlaubnis von den Karl May Festspielen hat ein Foto für das Cover zu nehmen...wäre es in „scharf“ besser gewesen. Zudem gab es Dinge, die ich als alter Leser ernsthaft nachschlagen musste: „eine Pfropf anlegen“...das kannte ich noch nicht und bin im Internet auch nicht wirklich schlauer geworden. Natürlich weiß ich, worum es geht...aber, na ja.

Zu den Ideen in den einzelnen, insgesamt zehn Kurzgeschichten (wobei mir eine komplette Story lieber gewesen wäre als banale Anekdoten): die Stories haben Untertitel („Geschichte Von Winnetou“, „Geschichte Von Old Shatterhand“), was nicht heißen soll wer von den beiden in der Geschichte vorkommt, sondern nur wer der Ich-Erzähler ist. Zu dem ungewöhnlichen Sprachschatz, den ich eben erwähnte, setzt der/die Autor/In auch für Karl May ungewöhnliche Wörter der Moderne ein, die sein/ihr ungefähres Alter einschätzen lassen. Da ist die Rede vom „Gutmenschen“ oder von „indigenen“ Völkern. Dazu finde ich, dass die Old Shatterhand körperlich etwas falsch beschrieben wurde, aber das nur am Rande. Völlig fehl am Platz sind für mich persönlich die teilweise abstrusen Story-Lines. Am schlimmsten in der unplausiblen Geistergeschichte um Marie Louise. Old Shatterhand erzählt, wie die junge Dame ihn anmacht. Das hat schon Jerry Cotton Niveau. Auch das Dinner bei ihr: Fisch mit Kräuterkruste, mediterran angerichtet mit Wein zum Trinken. Und das am Mississippi zu jener Zeit? Genau. Völlig uncool finde ich die öfters genutzte Variante historischer Prominente, wie den Archäologen Heinrich Schliemann oder Benjamin Guggenhein (Bergbaugroßmeister) in die Geschichten mit einfließen zu lassen. Sowie komplette Abrisse von der Sage „Der Rattenfänger Von Hameln“, als auch „Den Untergang Der Titanic“ zu nutzen. Das lässt den Mangel an der Schöpfung eigener Charakteren und eigener Handlungen erahnen. So, wer sich jetzt nicht verschreckt fühlt, kann den Schinken (leider nur als Taschenbuch) im Internet bei den bekannten Seiten erwerben. 

 

ISBN: 67988738R00170

 

Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak


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