HELLOWEEN, HAMMERFALL

Bochum, RuhrCongress, 05.05.2023

helloween flyer

Mensch, ist das lange her! Der 16.Oktober 2020 und Support Act Dirkschneider stehen noch auf so mancher Eintrittskarte. Mittlerweile ist das über zweieinhalb Jahre her, und Hammerfall sind stattdessen eingesprungen. Dirkschneider hätte ich auch gerne gesehen, da Ur-Accept-Bassist Peter Baltes dort kürzlich eingestiegen ist. Doch da ich Hammerfall auch schon seit dem Debüt-Album „Glory To The Brave“ aus dem Jahr 1997 kenne (auch das ist mal eben über ein Vierteljahrhundert her!), freue ich mich dennoch auf eine schöne nostalgische Zeitreise mit 5000 Gleichgesinnten, darunter vielen langjährigen Freunden, in ausverkauftem Haus! 

 

 

Hammerfall - live - 2023

 

Und Hammerfall ziehen ihre Show sehr professionell auf. Drei der fünf Mitglieder, unter anderem Gitarrist Oscar Dronjak, dessen Klampfen aussehen wie der Hammer auf ihren Artworks, sind noch aus der Urbesetzung dabei. Die Schweden sind eine spielerische Einheit und wissen, wie man Stimmung macht und das Publikum auf seine Seite zieht. Und obwohl ich Hammerfall nach dem zweiten Album damals völlig aus den Augen verloren habe, muss ich feststellen, dass ich ziemlich viele Songs kenne. „The Metal Age“ an dritter Stelle stammt sogar vom Debüt, welches ansonsten aber etwas zu kurz kommt. Lediglich der balladeske Titeltrack folgt später noch. Gerne hätte ich auch zumindest noch „The Dragon Lies Bleeding" gehört. Aber Hammerfall minimieren sich nicht auf die Frühphase und spielen tatsächlich von jedem Album etwas. Dass fünfundsiebzig Minuten Spielzeit mittlerweile auch für Hammerfall etwas knapp bemessen sind, merkt man daran, dass sie „Hero´s Return“, „On The Edge Of Honour“, „Riders Of The Storm“ und sogar „Crimson Thunder“ in ein Medley quetschen müssen, um alle ihre Favoriten spielen zu können; übrigens anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des „Crimson Thunder“-Albums, was mir gar nicht bewusst war. Die Band beherrscht das (Synchron-) Posing perfekt. Auf der Bühne ist eine ganze Menge los, und das Publikum geht richtig gut mit. Hätte ich in dieser Form nicht so erwartet! Hammerfall sind eben keine Neulinge mehr und wissen genau, was sie tun. Auf jeden Fall haben sie gut für Partystimmung gesorgt und richtig geliefert!

Setlist: Brotherhood, Any Means Necessary, The Metal Age, Hammer Of Dawn, Blood Bound, Renegade, Venerate Me, Last Man Standing, Medley: Hero´s Return / On The Edge Of Honour / Riders Of The Storm / Crimson Thunder, Let The Hammer Fall, Glory To The Brave, (We Make) Sweden Rock, Hammer High, Hearts On Fire

Helloween - live - 2023Helloween hatte ich bereits 2017 an dieser Stelle gesehen, damals ohne Vorprogramm und über drei Stunden. Aber auch heute spielen sie ähnlich lange und sind wieder richtig gut drauf! Die Band ist eine richtige Einheit, und vor allem die beiden Frontmänner Andi Deris und Michael Kiske verstehen sich scheinbar richtig gut (was ja bekanntlich nicht immer so war...). Und die Hamburger haben heute Abend richtig Bock! Dass sie nach dem Intro gleich mit dem Zwölf-Minuten-Monster „Skyfall” starten, lässt Großes erahnen. Danach wird aber erstmal in die Klassiker-Kiste gegriffen. Mit „Eagle Fly Free” folgt gleich der erste Michael Kiske-Evergreen. Nach „Mass Polution” vom gleichnamigen Comeback-Album von 2021 geht der Retrotrip dann mit „Future World”, „Power” und dem treibenden „Save Us” weiter. Dann bekommt im zweiten Drittel endlich auch Kai Hansen seinen Gesangsblock. Allerdings wird dieser erneut nur in einem Medley mit „Metal Invaders”, „Victim Of Fate”, „Gorgar” und „Ride The Sky” komprimiert. Mich persönlich stört das nicht, da ich das Album gar nicht so toll finde wie scheinbar alle anderen. Nach dem Medley folgt aber immerhin noch „Heavy Metal (Is The Law)” vom Debüt in voller Länge. Die ganze Halle bebt. Bei dem schweißtreibenden Set stört es mich auch nicht, dass nun erstmal ruhigere Töne angeschlagen werden. „Forever And One (Neverland)” vom 1996er Album „The Time Of The Oath”, dem zweiten Album mit Andi Deris damals, bietet jedenfalls die notwendige Verschnaufpause. Nach einem unnötigen Gitarrensolo von Sascha Gerstner, der von der Optik her für mich immer noch wie ein Fremdkörper in der Band wirkt, gibt es die neue Single „Best Time” vom aktuellen Album. Die unsterblichen Klassiker „Dr. Stein” und „How Many Tears” beenden das reguläre Set. Für Partystimmung sorgt dann nochmal die erste Zugabe „Perfect Gentleman”, und ich habe das Gefühl, dass dieser Track tatsächlich ein beliebter Klassiker der Band geworden ist. Das war zur Anfangsphase mit Andi Deris nämlich noch lange nicht so. Am Ende folgt das zweite große Monster heute Abend, das die Setlist einkesselt: das dreizehnminütige „Keeper Of The Seven Keys”. Hier werden noch einmal alle Geschütze aufgefahren. Aber auch dann ist noch nicht Schluss, denn die Band kommt ein weiteres Mal zurück auf die Bühne, und erst mit dem Mega-Ohrwurm „I Want Out” wird man schließlich in die Nacht entlassen. Das Zusammenspiel der Band ist wie immer brilliant, die Lichtshow wieder sehr opulent (wenn auch für meine Begriffe auch schon etwas „too much”), und auch die Leinwand wird ständig mit Bildern gespickt. Auf jeden Fall wirkt alles auf der Bühne sehr bunt und grell. Muss man schon mögen... Meins ist es nicht... Und auch, wenn alles so ein bisschen einstudiert wirkt: Alle drei Sänger sind toll bei Stimme, und auch Schlagzeuger Dani Löble, der präzise und brutal ballert wie eine Maschine, sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Ich habe keine Ahnung, wie lange Helloween dieses Pensum noch so durchziehen wollen, aber in dieser bestechenden Form dürfen sie uns gerne noch ein paar Jahre erhalten bleiben!

Setlist: Intro (Halloween „Unarmed”-Version), Skyfall, Eagle Fly Flee, Mass Polution, Future World, Power, Save Us, Medley: Intro (Walls Of Jercho) / Metal Invaders / Victim Of Fate / Gorgar / Ride The Sky, Heavy Metal (Is The Law), Forever And One (Neverland), Sascha Gerstner Guitar Solo, Best Time, Dr. Stein, How Many Tears, Perect Gentleman, Keeper Of The Seven Keys, I Want Out

Ein großer Dank geht übrigens an meinen Kollegen Jörg Schnebele, der mir mit freundlicher Genehmingung seine Live-Bilder zur Verfügung stellte! 



Autor: Daniel Müller - Pics: Jörg Schnebele