SIENA ROOT, ROSALIE CUNNINGHAM, THE RIVEN

Übach-Palenberg, Rockfabrik, 18.05.2023

siena root 4 live2023.JPGNach vielen Jahren hat es uns noch einmal zur Rockfabrik nach Übach-Palenberg in der Nähe von Aachen verschlagen. Da der heutige Tag Christi Himmelfahrt ist, sind die Straßen dementsprechend leer, so dass die Fahrt zum Zielort zügig voran geht. Kostenfreie Parkplätze sind rund um die Venue ausreichend vorhanden, zudem scheint die Sonne und ein Imbiss ist auch fußläufig zu erreichen, also was will man mehr? Vor der Halle tummeln sich schon eine Handvoll Fans, aber ich habe die Befürchtung, das es heute nicht wirklich viele Besucher hierhin ziehen wird. Zu vielfältig sind die Angebote in der weiteren Umgebung und die Clubs nehmen sich teilweise gegenseitig die Zuschauer. Es sind aktuell eben merkwürdige Zeiten, die wir hoffentlich irgendwann überstanden haben. Mit ein wenig Verspätung öffnen sich nun die Tore und der erste Weg führt logischerweise an die Bar mit den Kaltgetränken.

 

the riven live2023Die erste Kapelle kommt aus Schweden und ich freue mich schon ganz besonders darauf The Riven mal live zu erleben. Bisher kenne ich sie nur von ihren Long Playern her, die ich schon äußerst vielversprechend finde. Und da sind sie auch schon und legen mit der Kraft eines Tsunamis los. Hellyeah, das geht aber auf direktem Wege in die Hörmuscheln und den Nackenwirbel. Front Lady Totta Ekebergh ist pure Energie und ihre ganze Bühnen Aktion erinnert mich sehr an die Auftritte einer Jutta Weinhold (ex Zed Yago, Velvet Viper). Sie rockt und windet sich, keine Sekunde Stillstand und ihr ganzer Körper ist in ständig zuckender Bewegung. Da fliegen die Haare, der Gesang nagelt dich quasi an die Wand. Eine Darbietung, die vom ersten Moment an nur ein Ziel hat, den Laden in Grund und Boden zu rocken und den Zuschauern mal so richtig Feuer unter dem Arsch zu machen. Und die Jungs um Totta schüren das Feuer unablässig weiter. Eine hochmotivierte Truppe, welche die hochexplosive Bühnenpräsenz des Mädels perfekt ergänzen. Viel zu schnell geht daher die zugestandene Zeit vorbei und ich stehe atemlos vor der Bühne und kann noch gar nicht realisieren, welche Urgewalt mich da gerade wie ein Panzer überrollt hat. Die möchte ich mal als Headliner sehen, oder zumindest mit einem deutlich längeren Programm.

Setlist: On Time, Shadow Man, The Serpent, Fly Free, Moving On, Death, The Taker

 

 

rosalie cunningham live2023Als nächstes betritt die mir bis eben gänzlich unbekannte Rosalie Cunningham aus Großbritannien die Bühne. Wie man unschwer an dem Outfit der Protagonisten erkennen kann, geht die Reise ebenfalls in den Retro Rock respektiv in 70er Jahre Hippie Gefilde. Miss Cunningham gründete bereits als sechzehn-Jährige die psychedelische Rockband Ipso Facto, ein Frauen-Quartett mit Eigenkompositionen. Danach war sie bis 2017 die Frontfrau der Rockband Purson, die sie auch selber gegründet hatte. Musikalisch bietet man nun eine Mischung aus Gitarrenrock mit viel Kraut Elementen, teilweise ein wenig verkopfte Strukturen, wie man sie aus der psychedelischen Zeit oder gar aus dem Bereich des progressivem Rock kennt. Das fulminante Power Level von der ersten Band The Riven erreichen sie jedenfalls nicht. Aber natürlich sind hier Vollblutmusiker am Werk, die hervorragend musizieren. Die Stücke sind auch durchaus energiegeladen, haben aber für meinen Geschmack zu viele Breaks. Dafür hat es mir Basserin Claudia Gonzalez Diaz ganz besonders angetan, die im grünen Plüsch Catsuit ihren Viersaiter bearbeitet, als gäbe es kein Morgen mehr. Sehr bemerkenswert diese Lady. Dazu spielt sie bei einem Song auch die Querflöte in bester Jethro Tull Manier. Das Songmaterial schreibt die vielseitige Rosalie hauptsächlich selber, wie auch schon zuvor in den oben genannten Kapellen. Nun ja, wie gesagt, ich hätte sie zuerst spielen lassen um die Stimmung kontinuierlich hochzutreiben. Aber ich bin ja kein Veranstalter. Augenscheinlich sind aber eine Menge Leute im Publikum extra für diesen Act erschienen, wie man unschwer später am Merchandise Stand feststellen kann. Natürlich auch wieder diese nervigen Zeitgenossen, die meinen sie müssten genau jetzt hundertfünfzig LPs und CDs mit Widmung signieren lassen. Sehr schön ist allerdings die Tatsache, dass Rosalie die Wünsche mit ausgesprochener Geduld und einem freundlichen Lächeln erfüllt.

Setlist: Start With The Corners, Ride On My Bike, Dethroning of the Party Queen, Donovan Ellington, Donny Pt. Two, Duet, Riddles And Games, Rabbit Foot, Tempest And The Tide, Tristitia Amnesia

 

 

siena root 2 live2023.JPGNun erfolgt der Umbau für den heutigen Headliner Siena Root, die ich bereits mehrfach live erleben durfte. Und jedes Mal überzeugend. Am Gesang hat mittlerweile Zubaida Solid die Position komplett übernommen, beim letzten Mal teilte sie sich das noch mit Lisa Lystam (bekannt von Heavy Feather oder Lisa Lystam Family Band) Und davor gab es Sanya am Gesang, also ein munteres Kommen und Gehen a la Spinal Tap. Auch das restliche Line Up hat mal wieder gewechselt, außer den Gründungsmitgliedern Sam Riffer am Rickenbacker Bass und Love Forsberg am Schlagzeug spielt Johan Borgström die Gitarre. Johan war auch schon beim letzten Auftritt des WDR Crossroads Festival dabei. Die Orgel zwischendurch übernimmt auch Zubaida. Da passt alles perfekt zusammen und die Musik ist natürlich, wie sollte es auch anderes sein, ebenfalls dem Stil der 60er und 70er Jahre entnommen. Federndes Bass Riffing und ein hervorragendes Schlagwerk, gewürzt mit bluesigem, gefühlvollem Gesang von Miss Solid. Diese Stimme verursacht wirklich Gänsehaut und man kann gar nicht genug davon bekommen. Die Jungs und das Mädel machen auf alle Fälle so richtig Spaß und man kann alles, nur nicht ruhig dabei stehen bleiben. Der Rhythmus packt jeden im Publikum und man schaut in beseelte Gesichter. Selbstredend ist auch auf der Bühne der Spaßfaktor groß, die Musiker sind ständig am Lachen und genießen den Zuspruch der Audience. siena root 3  live2023.JPGMittlerweile haben die Leute im Hintergrund auch die Technik im Griff, da gab es bei den Vorbands mal das eine oder andere Problemchen. Nichts Großes, aber es fiel eben auf. Der Stimmung hat es aber keinen Abbruch erteilt, live ist eben immer ein wenig unvorhersehbar. Alles in allem ein wunderbarer Abend mit drei großartigen Bands, die zudem alle nach ihrem Auftritt im Saal und Außenbereich herumschlenderten und für jeden Zeit hatten, auch mal ein paar Worte privat zu wechseln. Sozusagen das Sahnehäubchen eines jeden Konzertes, ohne total überteuerte Meet and Greet Tickets kaufen zu müssen.

 

Setlist:  Rasayana, Coincidence And Fate, Dusty Road, Above The Trees, Wishing For More, Riding Slow, Mountain II, No Filters, Keeper Of The Flame, Tales Of Independence, Root Rock Pioneers, Outlander



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Schmidt