NOISEHUNTER - SPELL OF NOISE
Label: | GAMA |
Jahr: | 1987 |
Running Time: | 35:07 |
Kategorie: |
Classics |
Seit 1976 waren die vier Jungs aus Dormagen bereits aktiv. Mitte der Achtziger kam der Plattenvertrag mit GAMA Records, und 1986 erschien die erste Noisehunter-Scheibe, betitelt „Time To Fight". Ihre Heimatstadt, vom Chemiewerk Bayer stark geprägt, war zu dieser Hochzeit des Metals dadurch in Aufruhr, und zur CD-Präsentation in der Schützenhalle gab es, neben freiem Eintritt, ganze 1000 Liter Freibier. Eine unvergessliches Event! Auf den Lorbeeren ruhten sich Noisehunter jedoch nicht aus. Wieder ging es im Jahr darauf ins Studio. Vorher erfolgte noch einen Wechsel am Viersaiter, und im Frühsommer erschien das Werk „Spell Of Noise". Warum nannte man sich überhaupt Noisehunter? Nun, die Band firmierte bis kurz vor der ersten Platte als Noise. Dies war ein Hinweis zu ihrer Kreisstadt Neuss. Als dann Karl Walterbach in Berlin das bekannte, ebenso betitelte Label gründete und seine Rechte einreichte, musste man sich eine Alternative überlegen. So entstand schließlich der Bandname Noisehunter.
Nun zu „Spell Of Noise": Diese zweite Scheibe kam schonmal vor vornherein mit einem im Vergleich zum Vorgänger erheblich besseren Sound um die Ecke. Nach einem kurzen Intro, das später auch immer live Verwendung fand, geht es direkt mit dem schnellen Banger „On The Run" in die Vollen. Ein markantes Riff, ein einprägsamer Refrain und ein ausgeklügeltes Solo von Flitzfinger Erwin Perle mit einem genialen Klassik-Zitat zeichnen die Nummer aus. Für mich immer noch eine der besten Tunes der Truppe. Noisehunter hatten vor allem eins: ihren eigenen Stil. Am nächsten könnte man ihre Musik vielleicht vorsichtig mit Running Wild vergleichen, wobei sie das Düstere der Hamburger nicht hatten, sondern eher positive Partystimmung vermittelten. Sänger und Rhythmus-Gitarrist Hanny Vasiliadis war beileibe kein Ausnahmesänger, der sich in schwindelerregenden Tonhöhen bewegte. Aber er verfügte über eine charismatisch coole Rockröhre, die einfach zu den Tracks passte.
„Fever" schließt sich an und steht dem Opener in Sachen Tempo in nichts nach. Kultig war damals auch immer die Ansage zu dem Beitrag mit dem Thema „verflossene Liebschaften". „City´s Gonna Burn" ist ein Stampfer der Extraklasse, mit einem sich einprägenden Chorus. Die wunderschöne Ballade „I Would Die For You" wäre bei einem größeren Label bestimmt zum Hit geworden. „Hot For Livin´" im selben Tempo wie die beiden Opener, ist auch ein melodischer schneller Smasher der live nie fehlen durfte. Der nächste Titel „Back To Rock" ist eine weitere Noisehunter-Hymne für die Ewigkeit. Das gleiche gilt für den Stampfer „Metal Lover". Mit „Straight Shooter" und „I´m On Fire" folgen dann abschließend nochmal zwei schnelle Nummern, die jedoch den Standard der anderen Kompositionen nicht halten können. Sicherlich sind die beiden Stücke im Vergleich zu anderen Bands immer noch beste Ware, aber eben typische Album-Lieder, die man nicht unbedingt zwingend live hören musste. Das ist jedoch auch alles Geschmacksache.
Die gesamte Band liefert auf diesem Release ab ohne Ende. Exzellente Gitarren und Rhythmus-Arbeit und tolle Songs zeichnen das sträflich unterbewertete Achtziger-Werk aus. Mitte 1990 war, zumindest auf der Live-Front, Schluss im Hause der Dormagener. Gitarrist Erwin steht bis heute immer noch regelmäßig mit seinen beiden Coverbands auf den Bühnen. Basser Mats Nicklas ist auch noch in diversen Projekten und aktiv. Hanny und Drummer Ronny Lewandowski haben sich seit langem als aktive Musiker verabschiedet. Bleibt zu hoffen, dass es irgendwann nochmal etwas von den Lärmjägern zu hören gibt - in welcher Besetzung auch immer. Fazit: Ein immer noch zeitloses Top Scheibchen, welches auch soundmäßig damals seiner Zeit voraus war. Jeder Fan von Achtziger-Hard ´n´ Heavy sollte sich umgehend die Platte kaufen, welche übrigens nach einem neu gemasterten Re-Release als Doppel CD, zusammen mit dem Album "Too Young To Die" von 1989, erhältlich ist.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Stephan Georg