FUNERAL WHORE - Nicht für Trendohren


Ich war immer schon ein riesiger Fan von holländischem Death Metal. Das trifft zwar hauptsächlich auf die alten Kulthorden zu, allerdings gibt es auch Ausnahmen wie Entrapment oder eben Funeral Whore, um die es hier geht. Nachdem ich das aktuelle Album „Phantasm“ als kultige Kassettenversion bekommen hatte, kam schnell die Idee zu diesem Interview auf. Die Zusage der Band kam nach wenigen Minuten, das fertige Interview dann nach etwa zwei Wochen. Ich sprach mit Gitarrist und Sänger Roy Steinfort, der neben Gitarristin Kellie Chopper als einziges Urmitglied der derzeit zum Duo geschrumpften Death Metal-Institution erhalten geblieben ist.

FUNERAL WHORE logo INTI 2017Daniel: Hi Roy! Lass uns mal ganz von vorne anfangen: Wie kam der Stein für Funeral Whore 2006 ins Rollen?

Roy: Hey Daniel! Okay, Kumpel! Dann legen wir mal los! Kellie und ich gründeten Funeral Whore mit nur einem Ziel: guten, alten Death Metal zu spielen. Und jetzt sieh uns an: Knapp zehn Jahre später frönen wir immer noch unserer alten Leidenschaft.

Daniel: Welche Bands haben euch beeinflusst?

Roy: Es ist so, dass uns eigentlich keine Band als solches beeinflusst hat, sondern nur einige ihrer Alben, wie z. B. „Left Hand Path” (Entombed), „Into The Grave” (Grave), „Mercenary” (Blot-Thrower) usw. Wir sind niemals richtige “Fans” von irgendwelchen Bands gewesen. Meistens haben sie bei den ersten beiden Alben exzellente Arbeit geleistet, sind danach aber komplett Scheiße geworden und haben noch zehn richtig miese Platten gemacht. Das ist zwar enttäuschend, aber so ist es nun einmal. Fakten lügen nicht! Ausnahmen wie bei Dismember oder Bolt-Thrower gibt es natürlich, aber die meisten Bands sind danach für mich gestorben.

Daniel: Wovon handeln eure Texte? Geht es nur um die Erfüllung der typischen Death Metal-Klischees? Oder steckt vielleicht doch mehr dahinter?

Roy: Die Texte beziehen sich immer auf das jeweilige Thema des Albums. Wir wollen im Einklang mit dem gesamten Stück Arbeit stehen. Persönliche Meinungen oder Botschaften gibt es zwar, aber wie gesagt, kommt es immer auf das Thema des Songs an, an dem wir gerade arbeiten. Auf „Phantasm“ geht es auf dem gesamten Album um den gleichnamigen Film. Auf der letzten Split-CD mit Bloodfiend widmeten wir unseren Teil bestimmten Serienkillern. Dort basieren die Texte dann also auf wahren Begebenheiten. 

Daniel: Euer aktuelles Album heißt „Phantasm”. Das Cover zeigt eine Szene aus dem gleichnamigen Film. Welche weiteren Horrorfilme oder Bücher könnten noch Einflüsse für eure Texte sein?

Roy: Ich persönlich stehe total auf die ersten vier „Freitag, der 13.”-Teile! Ich war noch sehr jung, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Vielleicht schreiben wir mal darüber. Wer weiß? Es gibt dort viele Todesopfer und literweise Blut. Das wäre also perfekt für ein Coverartwork geeignet.  

Daniel: Ich finde das Cover total geil! Wer hat es gemalt? Und wie seid ihr mit dem Künstler in Kontakt getreten?

Roy: Ich danke dir sehr, denn diese Ansicht teilen leider nicht alle mit dir. Die Zeichnungen habe ich alle selbst gemacht. Ich habe sie mit einem Holzbleistift gezeichnet und danach auf dem Computer koloriert. Es hat lange gedauert, bis alles fertig war, nicht nur das Frontcover, sondern das gesamte Artwork des Booklets.

funeral whoreDaniel: Von „Phantasm” gibt es auch eine Kassettenversion mit einem beigefügten Download-Code. Wie denkst du persönlich über Downloads? Ist es für dich als Musiker nicht viel schöner, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten, anstatt nur leblose MP3-Dateien auf dem heimischen Computer gespeichert zu haben?

Roy: Ich habe eigentlich kein Problem mit dem Runterladen, weil ich dies auch selber tue. Leute, die den Underground aufrechterhalten, kaufen sich das Teil später sowieso. Wenn ich etwas von einer Band geil finde, kaufe ich es auch. Meistens lade ich aber ein Album runter und höre erstmal rein. So kannst du schnell entscheiden, ob du das Album dann nun kaufst oder eben nicht.  

Daniel: Ihr habt zwei Split-7” EPs mit Profanal aus Italien und Obscure Infinity aus Deutschland veröffentlicht. Wie kamen sie zustande? Und ist es für dich wichtig, dass dir die anderen enthaltenen Bands auch gefallen? Oder bist du einfach nur froh, wenn deine Musik in irgendeiner Form veröffentlicht wird?

Roy: Oh ja, das ist uns sogar sehr wichtig! Wir würden niemals eine Split mit einer Black Metal- oder Technical Deathcore-Band rausbringen! Das wird niemals passieren! Wir spielen Old School Death Metal für Leute, die diesen Stil auch mögen. Und es wäre eine Schande, diese Leute mit Musik zu enttäuschen, die nicht zu uns passen würde. Das ist auch schlecht für eine Band, denn die Musik würde dann ja in falsche Hände geraten. Ganz einfach. Wir kannten die Italiener und die Deutschen von Anfang an und haben einige gemeinsame, coole Konzerte mit ihnen gespielt. Diese Split-EPs sind also eine Art Bestätigung der Bruderschaft, wenn man so will. Das ist ein ganz wichtiger Faktor in der Underground-Szene.

Daniel: Es ist schon auffällig, dass fast alles von euch über deutsche Labels erschienen ist, wie FDA Rekotz, Godeater Records und The Crawling Chaos Records. Wie seid ihr mit ihnen in Kontakt gekommen?

Roy: Das sind alles wichtige Geschäfte, die man mit seiner Band nachgehen muss, weil es sehr zeitaufwändig ist, all die Kontakte über das Internet herzustellen. Dies kann man nur mit genügend Fanatismus und Leidenschaft für die Musik tun. Das klingt einfacher als es ist. Aber ohne diesen Zusammenhalt im Underground kannst du alle deine Pläne vergessen.

Daniel: Spielt ihr auch live? Und wenn ja: Wo kann man euch demnächst mal auf der Bühne sehen?

Roy: Ja, meistens spielen wir aber außerhalb unseres Landes. Ende des Monats spielen wir in Italien, in Turin und Mailand. Da freuen wir uns schon sehr drauf. Vor zwei Jahren wir dort schon einmal gespielt und das lief ziemlich gut für uns. Nun kehren wir also wieder dorthin zurück!

Daniel: Lass uns bitte auch kurz über die holländische Death Metal-Szene sprechen, ja? Ich bin nämlich ein riesengroßer Fan von Bands wie Asphyx, Soulburn, Grand Supreme Blood Court, Throne, Pestilence, Thanatos, Sinister, Sempiternal Deathreign, Delirium, Beyond Belief, Eternal Solstice, Pentacle, AntropomorphiA, Acrostichon, alten The Gathering, Etherial Winds, Orphanage, alten Celestial Season, Altar, Gorefest usw. Seid ihr mit einigen dieser Bands in Kontakt? Und gibt es bei euch noch eine Szene, in der die Bands zusammenhalten? Oder gibt es eher so etwas wie Rivalität oder gar Eifersucht untereinander?

Roy: Tut mir leid, mein Freund, aber ich muss dich enttäuschen! Ich bin weder in Kontakt mit den Bands, die du nanntest, noch mit der Musik der meisten sonderlich vertraut. Ich interessiere mich eher für Underground Bands. Leider gibt es bei uns keinen wirklichen Underground Death Metal mehr. Deswegen kann ich dir da leider auch nur sehr wenig dazu sagen, sorry.  

funeral whore Daniel: Lass uns noch schnell wissen, was in Zukunft bei Funeral Whore so ansteht!

Roy: Neue, frische, starke Persönlichkeiten werden bald ihren Platz am Bass und hinterm Schlagzeug einnehmen. Unsere Konzerte spielen wir gerade mit Aushilfsmusikern, aber wir hoffen, dass die Band bald wieder zu alter Stärke zurückfindet, damit wir mit aller Kraft an unserem nächsten Album arbeiten können! 

Daniel: Alles klar, Roy! Dann gehört dir noch das Schlusswort!

Roy: Alles klar, Daniel! Die wahre Underground-Szene bleibt klein und überschaubar, aber genauso soll es ja auch sein. OLD SCHOOL DEATH METAL NOT FOR TRENDY EARS!

https://www.facebook.com/FW.OldSchoolDeathMetal

https://funeralwhore.bandcamp.com/music



Autor: Daniel Müller