L7, BLACK MOTH

Köln, Gebäude 9, 16.06.2018

Heute steht mal wieder etwas Nostalgie auf dem Speiseplan und so folge ich dem Navi in das unheimliche Labyrinth um das Kölner Messegelände. Genauer gesagt zum Gebäude 9, in dem ich heute zum ersten Mal ein Konzert erlebe. Die Vielzahl an kleineren Locations in Köln scheint ständig zu wachsen und man verliert ein wenig den Überblick. Nach ein paar kleineren Umwegen erreiche ich dann aber doch mein Ziel und nach der etwas kniffligen Parkplatzsuche steppe ich zu besagtem Gebäude. Die Umgebung erinnert ein wenig an das Viertel, wo noch bis vor wenigen Monaten das kultige Underground stand. Heruntergekommene Gewerbegebiete, mit mehr oder weniger stark sanierungsbedürftigen Hallen, die als Eventveranstaltungsorte genutzt werden. Aber heute passt das Ambiente, denn immerhin spielen die wiedervereinigten Punketten von L7 hier. 

Black Moth - live - 2018Draußen schüttet es gerade sintflutartig und die Halle ist scheinbar nicht ganz dicht, denn unter der Bühne macht sich ein Bach auf den Weg ins Innere. Dieser wird vom Personal schnellsten weggeschrubbert und dann kann endlich die Supportband Black Moth starten. Die Kapelle aus Leeds spielt eine Mischung aus Grunge, Doom Metal, Stoner Rock und Heavy Metal und wurde im Jahr 2010 gegründet. War die Halle noch vor Beginn des Konzertes eher überschaubar gefüllt, ist es jetzt ordentlich voll geworden. Und die rifflastige Musik der Briten kommt sehr gut an. Sängerin Harriet Hyde kommt rüber wie ein Extrakt aus Ozzy Osbourne, Debbie Harry und Shirley Manson. Vier der fünf Musiker hatten kurzzeitig in der Band The Bacchae gespielt, die aber recht schnell wieder aufgelöst wurde und man Black Moth gründete. Dazu kam mit Federica Gialanze eine weitere Gitarristin. Und der Fünfer heizt die ohnehin schon saunamäßig heiße Halle binnen weniger Songs auf maximale Höchsttemperatur auf. Klar, dass die Mädels und Jungs auf der Bühne da mächtig Spaß haben wenn sie so vom Publikum gefeiert werden. Nach der Show findet sich dann die komplette Truppe am Merchandise Stand ein, bereit zum Plausch mit den neugewonnenen Fans. Eine coole Supportband, die einen überzeugenden Gig hingelegt hat.

Setlist: Istra, Looner, Lovers Hate, Moonbow, Severed Grace, Tumbleweave, Sisters Of The Stone, Blackbirds Fall, Pig Man

 

L7 - live - 2018-1Nachdem nun das Schlagzeug der Vorband weggeräumt und die Bühne angerichtet ist, wird es Zeit für den Headliner. Aus den Vereinigten Staaten, genauer gesagt aus Los Angeles kommen L7 die nach 15 Jahren Pause, nun seit 2015 wieder in der Urbesetzung Donita Sparks, Suzi Gardner, Jennifer Finch und Dee Plakas vereint sind. Einzig Dee Plakas muss heute Abend durch JoDee Locks als Ersatzschlagzeuger vertreten werden, da sie sich zwölf Stunden vor Beginn der Europa Tournee den Arm gebrochen hat. Sofort wird klar, dass der Saal heute Abend überwiegend mit Fans der Band gefüllt ist. Und somit ist bereits ab dem zweiten Stück ein wilder Moshpit im Gange, oder sagt man bei Punkrock Pogopit? Na ist auch egal, jedenfalls tobt die Menge sich zu den nach vorne treibenden Songs so richtig  aus. Wer jetzt noch nicht am Schwitzen ist, der ist wohl schon tot. Die Raumtemperatur steigt steil nach oben, sowohl vor der Bühne als auch auf der Bühne. Die Mädels spielen einen geilen Rhythmus, immer wieder abfällige Sprüche über den US-Präsidenten Trump und ständig verbaler Kontakt mit dem Publikum. Donita Sparks klatscht ein ums andere Mal Hände ab, und hat sichtlich Spaß daran sich auszutoben. L7 - live - 2018-2Genauso wie Jennifer und Suzi, die einfach zeigen das die Bühne ihr zu Hause ist und wenn der Punk abgeht, dann genau hier. Es gibt Vollbedienung, und das textsichere Publikum singt natürlich Meilensteine wie „Monster“ oder „Shove“ lauthals mit. Auch die neue Nummer „I Came Back To Bitch“ zündet sofort. Man darf gespannt auf ein neues Album sein. Die Ladies haben nichts verlernt und man fragt sich, warum sie überhaupt so lange pausiert haben. So wird weiter ohne Pause Pogo in der Halle getanzt, bis das Programm durch ist. Klar das die Meute nach einer Zugabe verlangt, diese wird auch prompt gespielt und natürlich als allerletzter Song das geniale „Shit List“, das den meisten noch aus dem Soundtrack von Natural Born Killers bekannt ist. Ein kleiner Wermutstropfen, allerdings mittlerweile typisch für viel amerikanische Bands, die Damen stellen sich nach der Show nicht dem Publikum sondern verschwinden vom Backstage in den davor stehenden Tour Bus. Einige wenige Glückspilze, die an der Bustür gewartet haben, ergattern aber dann doch noch ein Autogramm oder Foto mit den Mädels.

Setlist: Andres, Fast And Frightening, Everglade, Monster, Scrap, Fuel My Fire, One More Thing, Off The Wagon, Slide, Crackpot Baby, Must Have More, Drama, I Came Back To Bitch, Shove, Deathwish, Dispatch From Maralago, Bloodstains, Pretend We’re Dead, Shit List



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt