ILATHAR - A VESSEL OF ECHOES


Label:SELBSTVERTRIEB
Jahr:2019
Running Time:37:01
Kategorie: Eigenproduktion
 

Lange hat mich eine Veröffentlichung nicht mehr so hin und her gerissen, wie diese. Ilathar ist ein Solokünstler aus Österreich und präsentiert hier seinen Erstling. Das Cover zeigt ihn allein im Wald stehend, im Vordergrund ist ein billiger Plastikschädel mit Lederband umwickelt zu sehen. Was uns der Künstler damit wohl sagen will? „A Vessel Of Echoes“ beinhaltet acht Tracks, fünf davon instrumental. Vier davon sind kleine Klangwelten aus akustischer Gitarre und laden zum Träumen ein. Sie sind zwar simpel, aber stimmungsvoll. Die klaren Gitarren und die Songaufbauten erinnern an Weh aus Norwegen und versprühen eine angenehme Schwere. Ebenfalls die Keyboardeffekte schlagen in diese Kerbe. Als reines Ambient-Akustik-Album, wäre diese Scheibe gar nicht mal so verkehrt. Was mich halt nachhaltig irritiert ist der Kontrast aus den Instrumentalstücken, in denen Ilathar unter Beweis stellt, dass er ein gutes Gespür für Melodien hat und durchaus Gitarre spielen kann, und den „härteren Songs“. Sobald die elektrische Gitarre nämlich einsetzt, ist leider das Hörvergnügen schlagartig vorbei. Die Distortion ist eindeutig übertrieben, oder Ilathar experimentiert mit Fuzzeffekten. Sind die verzerrten Klampfen in den Instrumentalstücken lediglich störend, so sind die drei „Black Metal“ Tracks bestenfalls als ungenießbar zu bezeichnen.

Ein wenig an Hellsaw erinnernd, schrammelt der Multiinstrumentalist drauf los, was die Klampfe hergibt und versucht sich in etwas, das ihm nicht gut zu Gesicht steht. Alles übersteuert, der Gesang ist recht kraftlos und viel zu laut abgemischt. Zu oft kippt ihm die Stimme, dabei bleiben die klischeebeladenen Texte gut verständlich. Recht einfallslose, langsame Riffs, wechseln sich mit Melodien ab, die in den Ambientstücken besser angesiedelt wären, schade, dass sie hier so untergehen. Das Ganze wird verfeinert mit einer äußerst merkwürdigen Schlagzeugprogrammierung, die den Eindruck nahelegt, dass der Programmierende kein Schlagzeug spielen kann. Der Klang der Snare ist eine Zumutung, das zusammen mit dem Gitarrensound Marke „Bienenschwarm“ ist wahrlich kein Vergnügen. Alles in Allem klingen die drei „Black Metal“ Stücke auf „A Vessel Of Echoes“, wie heimlich im heimischen Kinderzimmer aufgenommen. Das könnte auch den peinlichen Dekorationsschädel im Artwork erklären.

Ilathar täte gut, wenn er weiter an seinen Ambient-Beiträgen feilte, hier scheint er zu Hause zu sein, die Tracks ohne elektrische Gitarre haben allesamt Potential. Ein reiner Silberling aus diesen Nummern, würde ich gut hören können, ohne panisch zum Player zu hechten müssen, um die „Skip“ Taste betätigen zu können. Wenn verzerrte Gitarren, dann doch besser mit einem Effekt, der dem Hörer weniger in den Ohren wehtut. Den Ausflug in die Welt des Black Metal wird man ihm dann sicher verzeihen können. Dieser Kontrast macht es schwer, das Gesamtwerk mit einer Endnote zu versehen. Die Ambientsongs bekämen sechseinhalb Punkte, die „Black Metal“ Stücke keinen, so bleibt als Median vier.

Note: 4 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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