VARUS - Freiheit, Veränderung und ein Hauch Naturromantik


Wenn eine vielseitige, bombastische Band es schafft, mich nicht zu nerven und zu überladen zu klingen, dann ist das schon ein Interview wert! Varus aus dem Bayrischen Bamberg spielen Symphonic Melodic Black-/Death Metal, der zwar vielleicht für engstirnige Metaller nicht besonders "true" ist, aber dafür mit vielen guten Ideen und tollem Songwriting punkten kann. Man hat oft den Eindruck, einem epischen Blockbuster Soundtrack zu einem monumentalen Schlachten-Epos zu lauschen. Insofern ist der Name Varus - man denke nur an die Varus-Schlacht am Teutoburger Wald - natürlich mehr als passend! Ich sprach mit Keyboarder und Leadsänger Konstantin Raab.

logoDaniel: Hi Konstantin! Na, alles klar? Wie kam es, dass Ihr Euch 2012 von Banjaxed in Varus umbenannt habt?

Konstantin: Sei gegrüßt, Daniel! Bei uns passt alles soweit, ich hoffe bei euch ebenfalls! Wir hatten uns damals dazu entschieden, mit der Cover-Schiene aufzuhören und uns nur noch auf eigene Musik zu konzentrieren. Damit war dann eben nicht nur der Bandname unpassend, sondern auch das gesamte Image.

Daniel: Hattet Ihr unter Banjaxed ähnliche Musik gespielt und schon etwas veröffentlicht?

Konstantin: Ja, es war in der Tat ähnlich, wobei wir seit dem natürlich eine große Entwicklung durchgemacht haben. Die Coversongs waren beispielsweise von Ensiferum, Equilibrium und Alestorm, wobei wir auch schon zur Hälfte eigene Songs gespielt haben, die alle in überarbeiteter Form auf unserem Varus-Debüt „Till The Sun Rises“ gelandet sind. Es gab zu Banjaxed-Zeiten nur eine Demo mit genau diesen vier Liedern.

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Konstantin: Da würden mir spontan oben genannte Ensiferum, die frühen Equilibrium, Carach Angren, Dimmu Borgir und ebenfalls frühe Finsterforst-Werke einfallen. Aber auch Jethro Tull, Deep Purple und Irish Folk spielen eine große Rolle.

Daniel: Worum geht es genau in Euren Texten?

Konstantin: Tatsächlich ist das unterschiedlich, je nach Song. Aber im Großen behandelt das aktuelle Album „A New Dawn“ die Themen Freiheit, Veränderung und einen Hauch von Naturromantik. Auch die Kunst des Trinkens sei nicht außer Acht zu lassen. Zudem gibt es einen Song, der in Gedenken an einen verstorbenen Freund geschrieben wurde.

Daniel: Ihr habt sowohl deutsche als auch englische Texte. Wovon machst Du abhängig, welche Songs in welcher Sprache verfasst werden? Oder geschieht das wahllos?

Konstantin: Eigentlich passiert das relativ willkürlich. Manchmal hab‘ ich einen Text auf Deutsch bereits angefangen oder fertig und suche nur noch die passende Musik dazu. Stellenweise ergibt sich das auch aus der Musik, je nach Stimmung und Inspiration. Doch kann sich das auch im Verlauf des Songwritings ändern, wie bereits mehrmals geschehen. Oftmals passt Englisch zu den eher epischen oder hymnischen Liedern, während Deutsch tendenziell bei düsteren oder aber lokal bezogenen Texten zum Einsatz kommt.

Daniel: Eure Musik ist ziemlich orchestral und komplex. Könntest Du Dir vorstellen, auch mal ein Album mit einem echten Orchester aufzunehmen?

Konstantin: Das ist ein Traum, den ich schon seit der Bandgründung habe. Also wenn wir künftig die Möglichkeit dazu haben, sind wir da sofort dabei. Das Highlight wäre natürlich, nicht nur ein Album mit echtem Orchester und Chor aufzunehmen, sondern auch ein großes Live-Event damit zu organisieren.

Daniel: Wie lange hat es eigentlich gedauert, die komplexen Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Konstantin: Der Opener „The Awakening“ war noch zu Banjaxed-Zeiten in Arbeit und ist von mir erst Anfang letztes Jahr fertiggestellt worden. Einige Lieder können also gut und gerne acht bis zehn Jahre im Songwriting brauchen. Das Recording an sich geht vergleichsweise schnell – zwei bis drei Monate.

varusDaniel: Ich finde den sauberen, druckvollen Sound Eurer neuen CD „A New Dawn“ sehr gut! Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Kostantin: Vielen Dank für das riesige Kompliment! Wir haben das gesamte Album selbst aufgenommen, gemischt, gemastert und produziert. Eigentlich ist jeder bei uns etwas „nerdig“, was die technischen Aspekte angeht. Dementsprechend sind wir mit dem Ergebnis auch mehr als zufrieden.

Daniel: Ich finde auch das Artwork total geil! Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Konstantin: Auch hierfür: Vielen Dank! Das Artwork ist von Belén Morante Velasco (Monito Illustration), die uns durch den „Wappenschmied“ vermittelt wurde. Dieser ist im Bereich Folk-, Pagan-, Viking- und Black Metal ein recht großer Name und hat für viele befreundete Bands Logos, Emblems und weitere Designs gemacht.

Daniel: Ihr habt die CD in Eigenregie – also ohne Label im Rücken – veröffentlicht. War das nicht sauteuer? Und gab es kein geeignetes Label, das an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre? 

Konstantin: Um ehrlich zu sein, haben wir für die „Studio Sessions“ keinen einzigen Cent ausgegeben. Da wir – wie oben schon erwähnt – alle bestens mit Technik, einigermaßen ausreichender Erfahrung und Ehrgeiz ausgestattet sind, konnten wir doch einen Großteil an Kosten sparen. Nur bei Pressung der CD und Druck des Booklets mussten wir etwas investieren, und das ging noch gerade so aus der Bandkasse.Wir hatten überlegt, unser Material an ein Label zu schicken, waren aber mit der aktuellen Situation doch ganz zufrieden. Zudem möchten wir immer die volle Kontrolle über die Musik und in gewisser Weise auch unser Image behalten. Ich muss aber dazu sagen, dass wir uns mit Labels und vertraglichen Bedingungen einfach nicht befasst haben. Bisher gab es da von uns kein Interesse, und es kam noch kein Label auf uns zu. Letzteres scheint aber in der heutigen Zeit auch eher eine Seltenheit zu sein.

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Das wäre interessant zu wissen, da die Umsetzung auf der Bühne mit den fetten Chören doch sehr umfangreich zu sein erscheint und Du als Keyboarder ja gleichzeitig auch noch Leadsänger bist!

Konstantin: Ja, wir spielen definitiv live und das auch sehr gerne! Wir wissen, dass unsere Musik nicht unbedingt einfach umzusetzen ist, und so werden manche Songs anders arrangiert. Verzeih‘ mir, wenn ich, ob meiner technischen Affinität, etwas ins Detail gehe:Manche Akustik-Gitarren fallen weg oder werden durch cleane E-Gitarre ersetzt. Zudem sind auch nicht alle Harmonie-Gesänge möglich, da nur ich und unser Gitarrist Stefan singen. Ich finde aber, das trägt auch ungemein zum Live-Sound bei, da es wirklich schwer wäre, so immens viele Spuren sauber bei einer großen Lautstärke abzuhören.Zudem machen wir keinen Hehl daraus, mit Samples vom Band zu spielen. Daher kommt aber nur das Orchester. Ich übernehme auf dem Keyboard „Solo-Parts“, also Hammond-Orgel, Kirchenorgel oder Klavier. Zudem ergänze ich markante Melodien live auf der Querflöte, die auf dem Album von anderen Instrumenten getragen werden. Andere Folk-Instrumente, wie Mandoline oder Tin Whistle, sind ebenfalls mit dabei auf der Bühne und kommen in keinem Fall aus der Dose.

Daniel: Auf Eurer Bandcamp-Seite habe ich gesehen, dass Ihr den Track „The Blacksmith“ von Eurem 2014 erschienenen Debüt „Till The Sun Rises“ als digitale Single noch einmal neu eingespielt habt. Warum? Wart Ihr mit dem alten Sound unzufrieden? Wolltet Ihr neues Equipment testen? Oder gab es andere Gründe dafür?

Konstantin: Unser Sound hatte sich so drastisch verändert, und wir hatten kein Material, das zeigt, wie wir aktuell klingen. Daher haben wir alles, bis auf Drums und die Chöre, neu aufgenommen, um etwas zum Vorzeigen zu haben.

Daniel: Sind Eure beiden Alben eigentlich noch regulär erhältlich? Oder muss man sich beim Debüt mittlerweile mit einem Download begnügen? 

Konstantin: Beide sind noch als physische CDs erhältlich und können gerne über den Bandcamp-Shop bestellt werden. Wir haben beim ersten Album leider keine Inventur-Liste geführt, und ich befürchte, dass sich die Auflage von 300 Stück langsam dem Ende entgegen neigt. Also: Schnell sein und bestellen!

varusDaniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Varus aus?

Konstantin: Wir promoten im Moment noch den Release unseres aktuellen Albums „A New Dawn“, welches vor circa drei Wochen erschienen ist. Ansonsten schreibe ich schon an Varus III und hab‘ bereits einiges an Material fertig dafür. Aber ich mache mir da keinen Druck und lasse die Ideen einfach fließen. Zudem läuft im Hintergrund noch einiges an Aktionen: Band-Outfits, Bühnen-Ausstattung, Proberaum renovieren, mit dem Proben anfangen – alles, was bei vielen Live-Konzerten auf der Strecke bleibt.

Daniel: Danke Konstantin! Das Schlusswort gehört Dir!

Konstantin: Ich möchte mich auch im Namen der Band ganz herzlich bedanken für dieses interessante, freundliche und gut recherchierte Interview! Wir hoffen, dass es in den nächsten Monaten wieder weitergeht mit der Live-Szene und wir endlich wieder auf die Bühne kommen, um den Leuten unsere Musik zu zeigen. Lasst euch nicht unterkriegen und bleibt gesund!Bis bald und hört mal in unser Album rein! Wir würden uns freuen, wenn es euch gefällt!

Eure Spielleute von Varus

https://www.facebook.com/VarusBand/

https://varus.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller