LOCKDOWN REVIVAL - Einen direkten Haupteinfluss gibt es nicht!


Wenn man wegen Corona im Live-Sektor nichts machen kann, hat man immerhin Zeit für Home Recording. So entstand die Idee zu Lockdown Revival, wie der Name schon passend sagt. Herausgekommen ist ein neues, interessantes Projekt mit gut gemachter, eigenständiger Musik. Ich sprach mit Sänger Tim Noack über die Entstehung und Entwicklung dieses Projektes.

logo2Daniel: Hi Tim! Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es genau zur Gründung von Lockdown Revival kam!

Tim: Alles fing im Grunde mit dem Corona-Lockdown im März an, als ich Phil die Idee zu Wake Me Up" gesendet hatte, mehr oder weniger wegen Feedback. Danach ging es hin und her, und nachdem wir den Track zusammen ausgearbeitet haben und wir das Ergebnis für gut befunden hatten, dachten wir, wir könnten noch ein paar Tracks mehr machen. Irgendwann hatten wir so viele Tracks, dass wir uns entschlossen haben, daraus ein Album zu machen. Demensprechend wurde unsere Zusammenarbeit während des Lockdowns wiederbelebt, daher auch der Name.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Tim: Phil und ich kannten uns schon von einem anderen Projekt, für welches wir auch für das Songwriting zuständig waren. Obwohl wir zu der Zeit auch schon ein Live-Set sowie eine komplette Band zusammen hatten, scheiterte es letztendlich an der großen Distanz zwischen den einzelnen Mitgliedern (Schweiz, Berlin, Schwerin, Bochum). Einige der Songs gibt es in abgewandelter Form nun auf diesem Album. Ansonsten haben wir in diversen lokalen Bands Erfahrungen sammeln können. Ich unter anderem bei Narrow Edge und Phil bei Hands Of Blood und Tabula Rasa.

Daniel: Eure Musik ist ziemlích abwechslungsreich und eigenständig. Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Tim: Richtig bewusste Haupteinflüsse gibt es eigentlich nicht. Die Platte ist im Grunde eine Kombination aus allem, was wir im Laufe der Jahre „geil“ fanden; eine hoffentlich interessante Mischung aus diversen Metal- und Rock Genres. Wir haben uns nicht hingesetzt und gesagt: Der Song muss jetzt klingen wie XYZ." Phil ist eher im Metalcore- und Alternative-Bereich zuhause. Bands wie Breaking Benjamin, Godsmack, Ice Nine Kills, Annisokay, Theory Of A Deadman, TesseracT, Killswitch Engage usw. könnte man als Einfluss nennen. Ich selber höre gerne finnischen Gothic Rock a la HIM und Sentenced, aber auch Faith No More, Iced Earth mit Matt Barlow, Pain Of Salvation, Rammstein, Trivium, Cradle Of Filth (ja, tatsächlich!) und sehr viel Old School-Zeugs. Die Liste ist lang. Ich kann hier unmöglich alles aufzählen. Kann gut sein, dass sich diverse Sachen davon unbewusst auf einzelne Passagen übertragen haben. Aber einen direkten Haupteinfluss gibt es nicht. Die einzige Vorgabe war: Klingt geil, macht Bock.“ Wir sind extrem zufrieden mit dem Ergebnis. Wir hoffen, Ihr auch.

lockdown reivialDaniel: Worum geht es genau in Euren Texten? Gibt es eine bestimmte Kernaussage oder ähnliches?

Tim: Die meisten Texte haben mal mehr und mal weniger einen leicht düsteren Unterton. Während man im Lockdown zuhause festsitzt, bekommt man ja nochmal mehr mit, was alles so in der Welt passiert. Es gibt Songs über Schuldgefühle von Soldaten, Ausbeutung, Kindergrabscher unter dem Deckmantel von Religion, das Thema Stalking und eine kleine Konzeptstory über Drogen und häusliche Gewalt. Und natürlich noch einiges mehr. Es gibt ja 13 Tracks plus Intro und Outro. Man kann es sich auch so vorstellen: Die Tür geht zu, und man mach sich Gedanken über jede Menge Mist, der jeden Tag irgendwo auf der Welt passiert, und am Ende öffnet sich die Tür, und alles ist wieder gut. Oder ist es das?

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Tim: Das kann man so generell nicht sagen. Je nach Länge und Komplexität der Songs ging es mal schnell, und mal nicht so schnell. Insgesamt haben wir, glaube ich, gut vier Monate an den Songs gearbeitet, bis alles im Kasten war.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Tim: Das Gerüst der Instrumentals wurde mit Absprache in Phils eigenem Studio (SickAzzTonez) in Schwerin aufgenommen. Auch Mix und Master erfolgten dort. Die Vocals habe ich 500 Kilometer weiter, tief im Westen in Bochum, aufgenommen und dementsprechend die Spuren durch die Cloud gesendet. So ging das immer hin und her. Es war auf jeden Fall eine neue und interessante Erfahrung, auf diese Weise ein Album zu produzieren.

Daniel: Wer hat Euer Album-Cover entworfen, und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Tim: Die Grundidee des Covers haben wir selber ausgearbeitet. Die ziemlich geniale Umsetzung hingegen haben wir einem Künstler namens Aleh_90 zu verdanken. Dieser hat leider derzeit in Belarus andere Sorgen, weswegen sich das Booklet, und dementsprechend auch die Digipack CD-Version des Albums mit 16-seitigem Booklet, etwas verzögert.

Daniel: Ihr habt das Album – soweit ich weiß – in Eigenregie veröffentlicht, also ohne Label im Rücken. Warum? Gab es keine geeignete Plattenfirma, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre? Oder hat Euch das nicht interessiert?

Tim: Ohne große Fanbase und Bekanntheitsgrad ist es heutzutage relativ schwierig, an gute Labels mit „fairen“ Verträgen zu kommen, zumal es sich bei uns mehr oder weniger um ein Studio-Projekt handelt und wir (zumindest vorerst) keine Live-Auftritte geplant haben. Daher haben wir uns gedacht, wir laufen erstmal in Eigenregie, um uns zu präsentieren. So kann sich jeder ein Bild von der Musik machen.

Daniel: Ihr sprecht bei Facebook von „Eurer LP“. Bislang gibt es das Album nur online und bald auf CD. Gibt es auch Pläne für eine Vinylversion? Oder ist das für Euch kein Thema?

Tim: Das ist ein interessanter Punkt. Vorerst ist als Long-Player nur eine CD-Version vorgesehen. Aber wer weiß… Sollte genügend Interesse bestehen, vielleicht in naher Zukunft. 

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Oder handelt es sich bei Lockdown Revival um ein reines Studio-Projekt?

Tim: Aktuell handelt es sich um ein reines Studio Projekt. Schauen wir mal, was die Zukunft so bringt.

Daniel: Handelt es sich bei Lockdown Revival eigentlich für Euch um eine richtige Band oder nur um ein Spaßprojekt für zwischendurch?

Tim: Wir nehmen das Projekt sehr ernst. Es stecken eine Menge „Blood, Sweat & Tears“ in diesem Album. Es ist so zu sagen ein Zusammenschluss der Erfahrungen und Impressionen, die wir im letzten Jahrzehnt musikalisch gemacht haben.

lockdown reivialDaniel: Was steht in Zukunft noch bei Lockdown Revival an?

Tim: In erster Linie wird in Kürze die CD-Version von „Stay Home“ in Angriff genommen. Ein, zwei Lyrics-Videos stehen in den Startlöchern. Ein Musikvideo steht auch im Raum. Unabhängig davon sind wir natürlich mehr als gespannt, wie unsere Musik so ankommt. Wir haben bereits Ideen für ein zweites Album. Allerdings ist das noch Zukunftsmusik.

Daniel: Na gut, Tim! Dass Schlusswort gehört Dir!

Tim: Zuerst einmal vielen Dank, dass wir die Möglichkeit für dieses Interview bekommen haben. Es steckt sehr viel Herzblut in diesem Projekt, und wir hoffen natürlich, dass sich das auch auf den Hörer überträgt. Wir wissen auch, wie schwer es ist, heutzutage in Zeiten von Streaming und kurzer Aufmerksamkeitsspanne ein 60-minütiges Album in Eigenregie auf die Welt loszulassen, ohne Promotion durch Label usw. Aber selbst wenn es nur ein paar wenige erreichen sollte, die am Ende sagen: „Hey, das ist ziemlich geil!“, dann hat sich die Arbeit schon gelohnt. Das Album ist auf allen Streaming-Diensten verfügbar. Hört einfach mal rein und entscheidet selbst! Jedwede Unterstützung freut uns natürlich sehr!

Stay Metal & Stay safe! \m/

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Autor: Daniel Müller