Zum ersten Mal in der siebenunddreißig-jährigen Bandgeschichte von Sodom gibt es ein Album mit zwei Gitarristen und einem technisch perfekten Schlagzeuger. Kann das gut gehen? Man durfte skeptisch sein, vor allem, weil ihr letzter Schlagzeuger Husky (ex-Desaster, heute Asphyx) die Gelsenkirchener Thrash Metal-Urgesteine teilweise noch untighter als in ihren unbeholfenen Anfangstagen klingen ließ, wie die Live-Aufnahme auf ihrer letzten EP „Out Of The Frontline Trench“ zeigte. Aber die Fans dürfen aufatmen! Musikalisch liegen Sodom Anno 2020 tatsächlich wieder irgendwo zwischen „Persecution Mania“ und „Agent Orange“. Die Musik ist punkig runtergerotzt, teilweise mit coolem Motörhead-Drive, beim auf Deutsch gesungenen Titeltrack sogar mit Blastbeats, dabei tight gespielt und minimalistisch gehalten. Tom Angelrippers Gesang klang lange nicht mehr so angepisst. Hatte man auf dem letzten Album „Decision Day“ noch das Gefühl, dass sie sich in progressivere Gefilde vorwagen, so bleibt auf „Genesis XIX“ alles brutal und bodenständig.

Die Band festigt ihren gewohnten, alten Stil und bleibt sich selbst treu. Dennoch hat man nie das Gefühl, dass man sich nur an der glorreichen Vergangenheit aufgeilt. Hier sitzt jeder Schlag an seinem Platz. Sabiendas-Schlagzeuger Toni Merkel übertreibt es nicht und spielt songdienlich. Und das ist auch gut so! Abgerundet wird das Album, das auch bei fast einer Stunde Spielzeit niemals langweilig wird, mal wieder durch ein tolles Artwork von Altmeister Joe Petagno (Motörhead, Nazareth, Pretty Maids). Sehr geil!

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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