GOTMOOR - Storm und ich waren immer das Herz von Gotmoor!


Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich zum ersten und letzten Mal etwas von Gotmoor gehört habe, die ich 2003 auf dem Sampler des griechischen Labels ISO666 entdeckt hatte. Die Pause seit dem Debüt „Pain Provider” 2005 war sehr lang, doch nun liegt mit „Zonderlingen" endlich das zweite Album der beglisch-niederländischen Horde vor. Und das Warten hat sich definitiv gelohnt! Ich sprach mit Gitarrist und Gründer Nevel über die Anfänge, den Werdegang und lange Wartezeiten im Gotmoor-Lager.

logoDaniel: HELLO Nevel! Erzähl uns doch bitte zunächst, wie es 1996 zur Gründung von Gotmoor kam! Wie habt Ihr zusammengefunden?

Nevel: Storm und ich waren schon ein paar Jahre befreundet. Wir haben nicht weit auseinander gewohnt und uns oft auf Konzerten getroffen. Aus unserer gemeinsamen Leidenschaft für Melodic Black Metal hatten wir dann beschlossen, ein Black Metal-Projekt zu gründen. Storm spielte Schlagzeug und ich Gitarre. Nach ein paar Monaten hatten wir schon ein paar Songs geschrieben und noch einen passenden Sänger, Bassisten und Keyboarder gefunden. Im Laufe der Jahre gab es zwar einige Besetzungswechsel, aber Storm und ich waren immer das Herz von Gotmoor.

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen? Und haben sich diese im Laufe der Jahre geändert?

Nevel: Das ist schwierig zu beantworten, weil ich einen sehr breit gefächerten Musikgemschmack habe, der von klassischem Progressive Rock wie Mike Oldfield und Pink Floyd über Film- und Spiele-Soundtracks bis hin zu norwegischen Black Metal-Bands wie Emperor, Satyricon, Enslaved und Immortal reicht. Gotmoor will seine eigene Marke vielseitigen Black Metals erschaffen.

Daniel: Eure textlichen Inhalte entwickelten sich weg von Trollen und Flämischer Geschichte hin in eine eher misanthropische Ausrichtung. Warum kam es zu dieser Entwicklung?

Nevel: Hmm, eigentlich ist der Unterschied gar nicht so groß. Unsere Texte handeln von Schlössern, Wäldern und Schlachtfeldern. Beim ersten Album „Pain Provider” (2005) hatten wir noch eine andere Ausrichtung. Aber die Texte auf „Vlaamsche Primitieven”. „Pagus Flandrensis” und „Verheft Het Vaandel” handeln zum Beispiel von Schlachten, die in Flandern stattfanden. Da ging es um Eroberungen und Besitztümer. Die meisten Songs spielen im Mittelalter, aber die Themen auf „Zonderlingen” kann man auch in der heutigen Gesellschaft erkennen: einer Gesellschaft, in der Kapitalismus und Gier die Oberhand in unserem Wohlergehen einnimmt, wo Führer Entscheidungen nur zu ihrem Nutzen treffen, ohne an das Interesse der Allgemeinheit zu denken, einer Gesellschaft, wo die Spanne zwischen Reich und Arm immer größer wird, eine Hohe Anzahl an Selbstmorden, Individualismus... All das regt mich zum Nachdenken an.  

gotmoorDaniel: Soweit ich weiß, habt Ihr immer schon niederländische anstatt englische Texte gehabt. Was genau ist der Grund dafür?  

Nevel: Wir sind einfach der Meinung, dass es schöner klingt. Unserer Meinung nach passt es gut zu unsderer Musik. Und es ist unsere erste Landessprache, worauf ich sehr stolz bin.  

Daniel: Bislang habt Ihr in all den Jahren zwei Demos, eine Compilation mit diesen beiden Demos und ein Album, „Pain Provider”, veröffentlicht. Sind diese alten Tonträger alle noch erhältlich? Und wenn nicht: Sind davon Wiederveröffentlichungen geplant?   

Nevel: Das Album „Pain Provider” ist immer noch erhältlich. Wir haben bereits darüber nachgedacht, „Vlaamsche Primitieven” auf Vinyl wieder zu veröffentlichen. Dieser Plan wird wohl in den nächsten Monaten konkrete Formen annehmen.  

Daniel: Warum gab es denn überhaupt eine fünfjährige Pause zwischen 2005 und 2010? Was war da los?

Nevel: Gotmoor war immer schon eine Band, die zeitweise inaktiv war. Besetzungswechsel, der Fokus auf andere musikalische Projekte, alles unter einen Hut zu bekommen mit usneren Jobs... All das hat meistens dazu geführt. Für uns war das gar nicht so schlimm, dass es einige Zeit ruhig um die Band war. Es gab uns die Zeit, an anderen Dingen zu arbeiten.   

Daniel: Die Band kommt teilweise aus den Niederlanden und teilweise aus Belgien. Wie probt Ihr da?  

Nevel: Hahaha, wir proben in Belgien, nahe der französischen Grenze. Für einige von uns bedeutet dies eine Anfahrt von 180 Kilomentern. Seit der Evolution der Technologie ist vieles einfacher geworden. Wir können alle unsere Ideen sammeln und über den Computer an die anderen Mitglieder verschicken. Dann können wir in Ruhe alles ausarbeiten, bis es fertig ist. Hin und wieder schicken wir uns Mails, wenn wir daran etwas ändern wollen. Wir treffen uns nur zu den Proben, wenn Aufnahmen oder Konzerte anstehen.  

Daniel: Seit es 2010 weiterging, sind wieder über zehn Jahre vergangen, bis es zu dem neuen Album Zonderlingen” kam. Wie lange hat es denn letztendlich gedauert, bis die neuen Songs geschrieben und aufgenommen waren?    

Nevel: Als wir wieder anfingen, wollten Storm und ich wieder Songs schreiben. Wir hatten sehr viele Ideen für neue Songs, die locker für ein Album reichten. Zum Glück war auch unser Schlagzeuger Hammerman ebenfalls enthusiastisch, was unsere Pläne anging. Das war natürlich gut, denn er sehr wichtig, was den Sound von Gotmoor anbelangt. Aber das hat tatsächlich eine ganze Weile gedauert. Unser einziges Ziel war es, ein Album zu machen, mit dem wir hundertprozentig zufrieden sind. Das kannst Du wörtlich nehmen, zum Leitwesen einiger Bandmitglieder, haha! Für „Zonderlingen“ hatten wir 22 Songs geschrieben. Davon haben wir und dann die besten neun rausgesucht. Dann haben wir uns an die Schlagzeug-, Bass- und Gesangsspuren gemacht und waren dabei sehr detailverliebt, um das Bestmögliche rauszuholen. Einige Mitglieder sind dabei gependelt, weil sie für ein paar Monate in anderen Ländern gewohnt hatten. Zurückblickend hätte einiges sicherlich schneller ablaufen können, aber es war auch ein Lernprozess, um unserem Perfektionismus freien Lauf zu lassen. Ich muss aber auch zugeben, dass es dadurch häufig auch zu Streitigkeiten kam.  

gotmoorDaniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Nevel: Wir haben nicht alles am selben Ort aufgenommen. Schlagzeug und Bass haben wir im Studio von unserem Schlagzeuger Hammerman aufgenommen. Alle Gitarren und orchestralen Arrangements haben wir bei mir in meinem Heimstudio aufgenommen. Den Gesang haben wir dann in einem Reamping Studio in den Niederlanden aufgenommen. Das Mischen und Mastern haben wir dann mit Andy Classen zusammen gemacht. Wir danken Andy sehr! Er hat uns genau den Sound verliehen, den wir haben wollten.    

Daniel: Wie seid Ihr mit Headbangers Records und Big Bad Wolf Records, die Euer neues Album veröffentlicht haben?

Nevel: Nach dem Masteringprozess schickten wir unsere Musik an viele verschiedene Plattenfirmen. Schließlich haben es Headbangers Records, die sehr interessiert an unserer Musik waren und uns ein faires Angebot gemacht haben. Unser Sänger D’n Osschaert kennt die Leute von Headbangers Records schon seit vielen Jahren. Das war sehr hilfreich, denn in der Musikszene ist alles wie ein Wettbewerb. 

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und habt Ihr vielleicht auch schon einmal im Vorprogramm von größeren Bands gespielt?  

Nevel: Wir haben in der Vergangenheit nie besonders viel live gespielt. Wir waren nach Konzerten oft frustriert, weil der Sound schlecht war. Die Komplexität unserer Songs macht es schwierig, einen geeigneten Live-Sound zu finden. Aber wir werden auch wieder liver spielen; keine Sorge!   

gotmoorDaniel: Lass uns bitte auch kurz über die Black Metal-Szene in den Niederlanden und Belgien reden, ja? Denn ich bin ein großer Fan von Horden wie Funeral Winds, Infinity, Inferi, Domini Inferi, Haatstrijd, Striid, Bestial Summoning, Cirith Gorgor, Deinonychus, Fluisterwoud, Doodswens, Tartaros usw. aus den Niederlanden und Enthroned, Paragon Impure, Goat Torment, Svartkrist, Lugubrum usw. aus Belgien.

Nevel: Natürlich! Ich finde, dass dort viele Bands eine ganze Menge gutes Zeug rausbringen. Black Metal hat in den letzten Jahren in Belgien immer mehr an Popularität gewonnen. Das ist echt ermutigend. Aber ich fand immer die skandinavische Metal-Szene am besten, allerdings vermutlich eher aus Nostalgiegründen.     

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Gotmoor aus?

Nevel: Wir hoffen, dass wir unser neues Album auch live promoten können. Wir werden sehen, wie sich die Lage entwickelt. Storm und ich wollen auch schon seit Jahren etwas Verrücktes machen: eine originelle Mischung aus Black Metal und klassischer Musik. Mal sehen, was die Zukunft bringt.   

Daniel: Na gut, Nevel! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Nevel: Ich hoffe wirklich, dass unser neues Album positiv aufgenommen wird, und dass es andere Leute inspirieren wird. Und ich hoffe, dass diese böse Zeit bald vorüber ist und wir wieder Konzerte mit unseren Freunden genießen können.   

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Autor: Daniel Müller