VENDUL - Saufrockmusik macht einfach analog erst so richtig Bock!


Dass Vendul aus dem Sauerland noch nicht allzu bekannt sind, liegt wohl vor allem daran, dass die Auflagen ihrer Tonträger immer relativ klein sind. So gibt es auch von der neuen EP „Crooked Bogs & Ghastly Swamps“ nur hundert Kassetten, dreißig davon in einer bereits vergriffenen Holzbox. Das Trio Infernale spielt cooles Underground-Gerumpel irgendwo zwischen Punk, Heavy-, Black- und Thrash Metal. Somit ist auch klar, dass sie auf die großen Massen ohnehin nicht allzu viel Bock haben. Ich rollte mit Sänger Muck die Band-Geschichte von hinten auf.

logoDaniel: HELL-ö Muck! Na, alles klar? Lass uns mal ganz vorne anfangen: Wann und wie kam der Stein für Vendul ins Rollen?

Muck: Hails! Danke für die Einladung und für Deine Zeit, Maniac! Die Bandgründung passierte eigentlich schon, bevor ich dazu stieß. Die Idee zur Band hatten Kauzer und Jenso bereits 2012, als sich deren altes Projekt dem Ende neigte. Nach dem Umzug in einen neuen Proberaum konkretisierte sich das Ganze, und es wurde ein Sänger gebraucht. 2013 wurde ich eingeladen dazu zu stoßen. Da die Zeichen von Anfang an auf Gewaltrock standen, testeten wir verschiedene Stile, bis wir uns dann dazu entschlossen haben, unsere Haupteinflüsse aus Metal und Punk zusammenfließen zu lassen. Der Grundstein war somit gelegt. Wir versuchen nie auf der Stelle zu treten, sondern entwickeln uns stetig.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Muck: Kauzer und Jenso haben bereits vorher zusammen in einer Black Metal-Band gespielt und waren daher bereits gut aufeinander abgestimmt. Da Jenso jedoch vorher die Leadgitarre malträtierte, wir für Vendul zunächst aber keinen Drummer hatten, wechselte er seine Profession und ging hinter die Schlagbude. Aus der Übergangslösung wurde dann ein permanenter Zustand (nicht nur musikalisch). Kauzer wechselte außerdem vom Bass an die Gitarre.

Daniel: Woher stammt der Bandname eigentlich?

Muck: Kennst du den Film „Der 13. Krieger“ mit Antonio Banderas? Der ist wichtig. Wir haben den betroffenen Ausdruck wegen Venom dann einfach mit V geschrieben.

Daniel: Ihr verbindet gekonnt Thrash-, Black Metal und Punk. Welche Bands haben Euch beeinflusst?

Muck: Mid-2000er Darkthrone, Midnight, Bonehunter, Malokarpatan, (sold my soul to) Manilla Road, Wolfbrigade und Discharge. Kauzer hört keinen Thrash Metal, oder zählst Du Agent Steel dazu?

Daniel: Welche Bücher, Autoren und Filme inspirieren Euch zu Texten?

Muck: Wichtige Inspirationen für uns sind beispielweise alte Horrorkamellen, wie von den Hammer Studios oder Lucio Fulci. Dazu kommen selbstverständlich noch die total geisteskranken Gruselgeschichten von H. P. Lovecraft, alte Folklore aber auch aktuelle Themen, die uns beschäftigen.

Daniel: Wie viel Klischee und wie viel Überzeugung steckt eigentlich in Euren Texten, die ja oft auch satanisch und okkult angehaucht sind?

Muck: Eigentlich nur kühles Paderborner Pilsener und heiße Ziesen. Aber mal im Ernst: Die satanischen und okkulten Texte sind hauptsächlich Klischee belastet. Eine ernsthafte Überzeugung steckt nicht wirklich dahinter. Kauzer und ich teilen uns das Texten, und entsprechend entwickeln sich die Songs jeweils unterschiedlich. Meist spielen wir aber mit Metal-Stereotypen, zum Beispiel geht es bei „Burn The Witch“ um die absolute Klischee-Hexe, mit roten Haaren und dunklen Augen. Oft spielen bei den Texten aber andere Dinge eine wichtigere Rolle als der okkulte Hintergrund.

vendulDaniel: Eure letzten beiden EPs („Witchtanic Metalpunks“, 2018, und „Crooked Bogs & Ghastly Swamps“, 2021) sind ausschließlich auf Kassette erschienen. Ich finde es gut, dass Ihr dieses alte Kultformat am Leben erhaltet. Wie wichtig ist Dir das persönlich? Und was hältst Du – im Gegensatz dazu - von dem ganzen neumodischen Kram wie Downloads und Streamings? Kannst Du all dem etwas abgewinnen?

Muck: Unserer Ansicht nach hat das Auflegen einer Vinyl oder das Einlegen einer Kassette einen ganz anderen Charme, als einen Link anzuklicken. Es ist mir persönlich extrem wichtig, diese Formate zu unterstützen, vor allem, da ich selber Sammler bin. Nichtsdestotrotz bin ich, und sind wir, auch dem „neumodischen Kram“ nicht vollständig abgeneigt. Uns ist klar, dass Downloads und Streaming heutzutage einen immer größeren Stellenwert gewinnen, und verschließen uns dem nicht vollständig. Ich selbst kaufe beispielsweise relativ regelmäßig digitale Alben bei Bandcamp. Dennoch empfinden wir den dahingehenden Trend nicht unbedingt als Meilenstein. Saufrockmusik macht einfach analog erst so richtig Bock!

Daniel: „Crooked Bogs & Ghastly Swamps“ ist über Hexenkult aus der Schweiz erschienen. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen? Und kanntet Ihr schon andere Veröffentlichungen des Labels?

Muck: Auf der Suche nach einem Label ist Kauzer auf die Neuformierung eines Labels aus dem Dunstkreis des Helvetic Underground Committee gestoßen, wo die neue Knüppelknecht (Hails, Maniac!) erscheinen sollte. Wir haben Hexenkult daraufhin einfach freiheraus angeschrieben, und nach einem bierreichen Videocall haben wir festgestellt, dass die Ausrichtungen der Band und die des Labels sehr gut zusammenpassen.

Daniel: Von dem Tape gibt es nur hundert Exemplare. Die dreißig in der Holzbox waren sofort weg. Und auch die regulären Tapes sind auf Eurer Bandcamp-Seite bereits ausverkauft und nur noch über das Label erhältlich. Gibt es Pläne, eine höhere Auflage auf CD nachzulegen? Oder bleibt diese Kassette exklusiv?

Muck: Wir haben aktuell keine Pläne, eine CD-Version herauszubringen, allerdings fänden wir es ziemlich heiß, die Platte noch auf Vinyl pressen zu dürfen. Wenn sich dazu der richtige Partner fände, wäre das auf jeden Fall ein großer Traum. Wenn die Nachfrage stimmt, ist allerdings auch eine Tape-Nachpressung nicht ausgeschlossen. Derzeit haben jedoch auch ausgewählte Distropartner noch einige Kopien.

Daniel: Ich finde das Cover Eurer neuen EP ziemlich geil. Von wem stammt es?

Muck: Dabei handelt es sich ursprünglich um eine Gravur von Simon Fokke aus dem Jahr 1766. Die finale Gestaltung übernimmt bei uns Kauzer.

Daniel: Wie kommt es eigentlich, dass Ihr Euch entschlossen habt, nach Eurem bisher einzigen Album „Black Magic, Black Night“ aus dem Jahr 2017 zwei EPs anstelle eines weiteren Albums nachzulegen?

Muck: „Crooked Bogs & Ghastly Swamps“ hat mit fast 30 Minuten ja schon eine Länge, die bei anderen Bands als Album durchginge. Wir hatten außerdem das Gefühl, dass die Songs als Gesamtpaket sehr gut zusammenpassen, sodass wir nicht das Bedürfnis hatten, das Ganze für ein „echtes“ Album-Format unnötig zu strecken oder Filler-Songs einzubauen.

Daniel: Ihr spielt auch live. Habt Ihr auch schon einmal im Vorprogramm von größeren Bands gespielt?

Muck: Als Live-Band legen wir unser Hauptaugenmerk eigentlich eher darauf, dass die Location und die Leute dort korrekt sind. Es ist uns wichtig, connecten zu können, und da ist es egal, ob wir als Vorband von Midnight in der Goldgrube Kassel zocken oder in einem kleinen AZ von nebenan mit unseren Freunden von Danos und Panzer Squad.

vendulDaniel: Ihr könnt Eure EP derzeit nicht live promoten. Gibt es schon Pläne dafür, wenn der ganze Corona-Scheiß endlich vorbei ist? Oder plant Ihr noch nicht so weit?

Muck: Auf Einladung von Hexenkult planen wir einen Release-Gig in Zürich, sollte die Situation es irgendwann einmal zulassen. Weitere Planung macht derzeit organisatorisch einfach keinen Sinn.

Daniel: Was steht sonst noch in naher Zukunft bei Vendul an?

Muck: Paderborner Pilsner aufkrachen und ein neues Album schreiben.

Daniel: Na goat, Muck! Dir gebührt das Schlusswort!

Muck: Danke, dass Du an uns gedacht hast, Daniel. Spielt unsere Musik laut und besoffen!

https://www.facebook.com/VendulMetalpunks

https://vendul666.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller